Happige Vorwürfe gegen Wikoner SVP-Gemeinderat Kunzelmann

Amtgeheimnisverletzung, Amtsverweigerung und Verletzung des Kollegialitätsprinzip: Es sind happige Anschuldigungen, die der Gemeinderat Wikon an einen Ratsangehörigen richtet. Der Gemeinderat hat deshalb per sofort Wolfgang Kunzelmann sämtliche Dossiers und damit die federführende Verantwortung über Sachgeschäfte entzogen. Dieser kann jedoch weiterhin an den Ratsverhandlungen teilnehmen und dort über Geschäfte abstimmen. Kunzelmann gehört dem Gemeinderat Wikon erst seit dem 1. Juli 2017 an.

«Gemeinderat Wolfgang Kunzelmann (SVP) wird vorgeworfen, das Amtsgeheimnis und das Kollegialitätsprinzip mehrfach verletzt zu haben, indem er nicht nur seiner Partei, sondern auch seiner Partnerin offenbar behördeninterne Informationen zukommen liess, die schützenswert sind. Der Verdacht stand schon länger im Raum, dass der Finanzverwalter Behördeninternas nach Aussen trägt», schreibt der Gemeinderat Wikon in einer gestern versandten Medienmitteilung. Für die Gemeindeverantwortlichen hat schliesslich das Fass zum Überlaufen gebracht, dass die Lebenspartnerin Kunzelmanns an der Gemeindeversammlung in einer Wortmeldung in vermutlich rufschädigender Art und Weise insbesondere über die Gemeindeschreiberin herzog.

Der Gemeinderat erklärt zur Gemeindeversammlung vom 6. Juni: «An dieser trug seine Partnerin nicht nur grundlos die Differenzen von Wolfgang Kunzelmann zur Gemeindeschreiberin öffentlich und in ehrverletzender Weise zur Schau, sondern sie bediente sich dabei auch behördeninterner und schützenswerter Informationen und stellte diese in einen unwahren Kontext im Zusammenhang mit der Anstellung der Gemeindeschreiberin. Der Gemeinderat prüft in diesem Zusammenhang strafrechtliche Schritte.» Zudem: Gemäss einer Quelle hatte das Verhalten von Gemeinderat Kunzelmann gegenüber anderen Gemeindeangestellten mobbingähnliche Ausmasse angenommen.

«Ungereimtheiten»

Was den Vorwurf der Amtsverweigerung angeht sind – wie vom Gemeinderat formuliert – «Ungereimtheiten» bezüglich der Dachsanierung des Gemeindehauses im Fokus. Wolfgang Kunzelmann habe seinen Ratskollegen Unterlagen und Informationen im Rahmen des Submissionsverfahren vorenthalten. Diesbezüglich wird vonseiten der Gemeinde auch eine Kausalität vermutet: Wolfgang Kunzelmann wohnt ganz in der Nähe des Gemeindehauses und könnte diesbezüglich ein persönliches Interesse haben: Der Gemeinderat hatte in Erwägung gezogen, das Gemeindehaus optional um einen Stock zu erhöhen. Der Gemeinderat hatte sogar eine Vorstudie für ein mögliches Projekt erstellen lassen.

Dass funktionierende Zusammenarbeit des Gemeinderates mit Wolfgang Kunzelmann künftig möglich sein wird, ist offenbar ausgeschlossen: «Der Gemeinderat betrachtet das Vertrauensverhältnis zum amtierenden Finanzvorsteher als unwiederbringlich gebrochen. Eine freie Meinungsäusserung im Ratsgremium ist unter den gegebenen Umständen nicht mehr möglich», heisst es in der Mitteilung weiter. Die Finanzgeschäfte sind nun Kunzelmanns Stellvertreter, Gemeinderat Markus Dietrich (FDP), übertragen worden. Dessen Ratskollege Ivan Zanin (parteilos) ist zusammen mit der Baukommission für bauliche Belange zuständig. Für die Einführung des Rechnungsmodells HRM2 muss die Gemeinde nun aufgrund fehlender Kapazitäten externe Hilfe in Anspruch nehmen. «Die Gemeinde Wikon hat mit diesem Vorfall massiv Schaden erlitten. Das müssen wir schnellstmöglicht korrigieren», erklärt Gemeindepräsident René Wiederkehr.

Diese Zeitung hat gestern mehrfach erfolglos versucht, Wolfgang Kunzelmann telefonisch für eine Stellungnahme zu erreichen.