
Hausarztpraxen sind überlastet – zuviele Patienten wollen Corona-Tests

Die Sprechstunden sind ausgebucht, Telefone laufend besetzt: Im Gegensatz zur ersten Corona-Welle sind die Hausarztpraxen während der zweiten Welle sehr gefragt. Im Frühling durften sie nur Notfallbehandlungen durchführen. Diese Richtlinie gilt jetzt nicht mehr.
Diese Zeitung hat sich bei Praxen der Region umgehört. Im «Doktorhuus», einer Gemeinschaftspraxis in Nebikon, herrscht ziemlich viel Betrieb. Für eine ausführliche Stellungnahme habe man keine Zeit, heisst es am Telefon. In der Praxis werden Corona-Tests durchgeführt, jedoch keine Schnelltests. Ähnlich sieht die Situation bei der Gemeinschaftspraxis «Hausärzte Region Reiden» und bei Hausarzt Christian Rauch aus. Letzterer führt eine Praxis in Dagmersellen. «Die Zahl der Konsultationen ist, bedingt durch zahlreiche Covid-Testungen, eher höher», schreibt er auf Anfrage. Er führe in seiner Praxis nur sogenannte PCR-Tests durch, also keine Schnelltests. «Wir haben täglich einen Zeitraum von 2½ Stunden für die Abklärung von Patienten reserviert, die Covid-19-verdächtige Symptome schildern.» Untersuchungen und Behandlungen, die nicht zwingend kurzfristig durchgeführt werden müssten, würden deshalb auf einen späteren Zeitpunkt verschoben.
Daniel Stäuble, Co-Präsident der Luzerner Ärztegesellschaft teilt die Wahrnehmung der Hausarztpraxen: «Die Hausärzte haben sehr viel zu tun. Viele Menschen, die im Frühling Arztpraxen aus Angst vor einer Ansteckung gemieden haben, kommen jetzt.» Zusammen mit den Corona-Patienten könne das durchaus zu einer Überlastung der Hausarztpraxen führen. «Das Problem ist, wenn Personen mit vermeintlichen Corona-Symptomen zum Hausarzt gehen», sagt Stäuble, der in Sursee eine Praxis für Handchirurgie und Plastische Chirurgie betreibt.
Hausarztpraxen sollten entlastet werden
«Wenn sich eine Person ohne Symptome lediglich versichern will, ob sie das Virus in sich trägt oder nicht, soll sie sich in einem Testzentrum testen lassen.» Das könne zu einer Entlastung der Hausärzte führen. «Dann haben sie mehr Zeit für kranke Personen, die auf eine Behandlung und Ratschläge angewiesen sind», so Stäuble. Ein weiteres Problem seien die überlasteten Corona-Hotlines des Kantons für Menschen, die Beratung brauchten. «Das spüren die Hausarztpraxen, sie fungieren sozusagen als Überlaufventil.» Der Kanton sei aber daran, die Hotlines personell aufzustocken. Stäuble ist froh, dass Schnelltests nur in wenigen Hausarztpraxen zum Einsatz kommen. «Das bedeutet einen zusätzlichen Aufwand und würde Praxen nur überfordern.»