
Heiraten war im «Coronajahr» trotz Einschränkungen beliebt

Das Corona-Jahr 2020 konnte einem die Feierlaune so richtig verderben. Feste im grossen Kreis waren nicht erlaubt. Entsprechend viele Hochzeiten wurden abgesagt – könnte man meinen. Das ist aber ein Trugschluss. Der Blick in die Statistik der regionalen Zivilstandsämter Zofingen, Aarburg-Oftringen und Schöftland (für das Suhren- und Uerkental zuständig) zeigt: Auf allen drei Ämtern wurde mehr geheiratet als im Vorjahr 2019 (siehe Tabelle). «Mit 140 Trauungen hatten wir letztes Jahr unser Rekordjahr seit der Regionalisierung 2004», sagt Ursula Hochuli, Leiterin Zivilstandsamt Schöftland. Weshalb das so war, sei schwierig zu sagen. «Sicherlich ist 2020 von der Jahreszahl her eine schöne Zahl. Aber das war wohl nicht alleine verantwortlich dafür», so Hochuli.
Die Trauungen dauern weniger lang als vorher
Dennoch hatte Corona Einfluss auf die Trauungen auf den Zivilstandsämtern. Einerseits sind derzeit auf allen drei Ämtern lediglich das Brautpaar, die Trauzeugen sowie die Zivilstandsbeamtin und allenfalls eine Dolmetscherin zugelassen. Bei der eingetragenen Partnerschaft sind es nur die zwei Personen sowie der Zivilstandsbeamte. Weiter wird die Trauung innerhalb von 15 Minuten absolviert. Vorher konnten es – mit allem Drum und Dran – zwischen 20 bis 25 Minuten sein, wie Corinne Pippi, Leiterin Zivilstandskreis Aarburg-Oftringen, sagt.
Eine Möglichkeit, dass Gäste vor Ort mit dabei sind, gibt es nicht. «Übertragungen per Zoom oder Videoanruf sind möglich», sagt Corinne Schär, Leiterin Zivilstandsamt Zofingen. «Das Brautpaar beziehungsweise die Trauzeugen müssen Handy oder Laptop jedoch selber mitbringen und die Übertragung organisieren.» So hätten in den letzten Monaten diverse Live-Übertragungen stattgefunden, z.B. auch nach Brasilien oder Grossbritannien. In Aarburg hatte erst ein Paar den Wunsch, die Trauung via Skype mit der betagten Mutter im Ausland zu teilen, wie Corinne Pippi sagt. Auch in Schöftland sind Übertragungen per Video möglich, müssen aber selber organisiert werden.
Spontaneität ist für dieses Jahr gefragt
In Zofingen wurden 5 bis 10 Prozent der Trauungen oder Eintragungen innerhalb des Jahres 2020 verschoben. In Aarburg kam es 2020 zu 9 Absagen. Gründe für die Absagen: «Entweder konnten für das Brautpaar wichtige Personen nicht in die Schweiz einreisen – vorübergehend waren ja mehr Personen und Gäste zugelassen als im Moment – oder das Fest konnte nicht wie geplant stattfinden», erklärt Schär. «Viele hielten jedoch an der Ziviltrauung fest und haben nur das separate Fest verschoben.» Die Brautpaare seien sehr dankbar gewesen, dass sie heiraten konnten, ergänzt Schär. «Sie konnten sehr gut mit der besonderen Situation umgehen und haben beispielsweise zum Outfit passende Masken getragen.» So einige hätten gerade in dieser schwierigen Zeit ihre Verbindung zueinander zum Ausdruck bringen wollen und mit dem Ja-Wort stärken, führt Schär einen der Heiratsgründe aus. Dieselben Erfahrungen machten auch Pippi und Hochuli. Teilweise seien auch Babys unterwegs gewesen und die Heirat erfolgte aus rechtlichen Gründen. Pippi wie auch Hochuli sprechen zudem von Trauungen, die aufgrund eines auslaufenden Visums stattgefunden hätten.
Für das laufende Jahr sind die Zivilstandsämter gewappnet. Sie rechnen damit, dass es aufgrund der unsicheren Lage zu Verschiebungen und Absagen kommen wird. Die drei Standesamt-Leiterinnen gehen zudem davon aus, dass Brautpaare ihren Trautermin kurzfristig reservieren werden, sollten die Massnahmen gelockert werden. «Wenn die Massnahmen gelockert werden, werden das vermutlich einige Brautpaare ausnützen», sagt Corinne Pippi.
Übrigens: Auch bei den Scheidungsverfahren lässt sich bisher noch kein Corona-Effekt erkennen. Gemäss Zahlen des Familiengerichts Zofingen gibt es keine Häufung an Scheidungsverfahren im Jahr 2020.