Hier landet der Grüngut-Güsel der Grüsel

Güsel im Grüngut – Absicht? Menschen, die sich sagen, ich bin ich und erlaube mir alles? Wer so denkt und handelt, ist ein Grüsel. Mit dessen Schandtaten konfrontiert ist Erich Lehmann. Der Landwirt kompostiert die Grünabfälle der Gemeinde Wikon – und mit Blick auf Güsel-Beimengungen – der Stadt Zofingen.

Ortstermin auf seinem Hof. Ein Sammellastwagen hat seine Ladung gekippt. Lehmann zettelt das angelieferte Gut mit einem Greifarm auseinander. Ein Mitarbeiter sortiert mit einer Mistgabel Dinge aus der Masse, die sich nicht kompostieren lassen. Das ist mengenmässig vor allem Plastik: vom Einkaufssack über die PET-Flasche bis hin zum Spielball für Kinder. Dazu Hygiene-Artikel, Papier, Couverts und Schachteln mit den Adressen der Empfänger. Beim näheren Hinsehen erkennt man einen Karton, der an einen namhaften Gewerbetreibenden adressiert ist – dazu Papiere, die kaum per Zufall in den Grünabfall gekommen sind.

Lebensmittel originalverpackt
Was Lehmann als Bauer mit Liebe zur Scholle entsetzt, sind Lebensmittelfunde. Beispielsweise eine in Plastik verpackte Gurke – mutmasslich Bio-Ware. Sie sieht absolut geniessbar aus. Oder ein ganzes Netz Zwiebeln, zwei, drei angefault. Die anderen wären verwertbar gewesen.

Littering-Sünder, die Wochenende für Wochenende Zofingen und andere Städte zumüllen oder den Aschenbecher ihres Autos am Rotlicht entleeren, sind in den letzten Monaten und Jahren ins Visier von Politik und Polizei geraten. Der Druck auf die Grüngut-Grüsel indes ist noch bescheiden. Zwar hat sich die Abteilung Umwelt des Kantons des Themas angenommen. Mehr als eine «Bestandsaufnahme» – «vor allem Kunststoffe müssen mit hohem personellen und finanziellem Aufwand aussortiert und entsorgt werden» – und eine «Aufklärungskampagne («No plastic, thank you») liefert da wenig Greifbares.

Eine Analyse, die auf den Erkenntnissen eines Grüngutverwerters aus dem Bezirk Bremgarten fusst, zeigt: Vor allem bei Grüngutabfällen aus Haushaltungen in Mehrfamilienhäusern sind die Verschmutzungen besonders hoch. «Ob diese Art der falschen Entsorgung aus Unwissen, Bequemlichkeit, Faulheit oder aus Kostengründen erfolgt, ist nicht bekannt.»

Was tun?
Als Massnahme hat das Kompostunternehmen, welches das Grüngut in eigener Regie einsammelt, den Pranger gewählt. Nach einer Kontrolle des Grüngutcontainers kleben die Ladearbeiter grüne, gelbe und rote Vignetten auf das Behältnis. Rot: «Container wird so nicht mehr entleert – Grüngut ist nur grün gut». Lehmann hätte da griffigere Vorschläge. So würde er kompostierbare «Plastik»-Säcke verbieten. Denn sie dienen immer wieder – trojanischen Pferden gleich – dazu, Kehricht zu kaschieren.

Alles andere als grün: Zum Vorschein kommt jede Menge Plastik.
Alles andere als grün: Zum Vorschein kommt jede Menge Plastik.
Kritisch wird die neue Ladung Grüngut begutachtet.
Kritisch wird die neue Ladung Grüngut begutachtet.
Wenn alles richtig entsorgt würde, wäre die Arbeit schneller und einfacher.
Wenn alles richtig entsorgt würde, wäre die Arbeit schneller und einfacher.
Auch Karton und Papier landet im Grünzeug.
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