Höhere Sozialhilfeleistungen in Wikon und Wauwil: «Das ist keine Rente»

2016 bezogen im Kanton Luzern durchschnittlich rund 9300 Personen Sozialhilfe, im Jahr zuvor waren es noch rund 8600 Personen. Dabei gilt es zwar zu bedenken, dass die Luzerner Wohnbevölkerung auch gewachsen ist. Doch der Anteil der Menschen an der Bevölkerung, welche Unterstützung aus der wirtschaftlichen Sozialhilfe erhielten, stieg eben auch im Kanton, von durchschnittlich 1,9 auf 2,3 Prozent.

Im Einzugsgebiet dieser Zeitung bleibt Wikon «Spitzenreiter» mit einer Quote von 2,4 Prozent im 2016. Im Jahr zuvor lag diese Zahl noch bei 2,0 Prozent. Gemeinderätin und Sozialvorsteherin Michaela Tschuor ist aufgefallen, dass in Wikon letztes Jahr mehrfach nicht nur Alleinerziehende, sondern auch Alleinstehende von der Sozialhilfe abhängig geworden sind. Wiederum waren auch Zuzüger darunter, so aus Zofingen, Strengelbach und Reiden. «Das wirkt sich sehr stark auf die Quote aus», so die Gemeinderätin. Gemäss Tschuor hatten Einzelfälle starke Auswirkungen auf die Gemeindefinanzen, weil neben dem Bezug von Sozialhilfe auch Gesundheitskosten anfielen. Der Zuzug in Wikon lässt sich insbesondere auf den jeweils vorhandenen günstigen Wohnraum zurückführen. In Wikon ist schon aufgefallen, dass in gewissen Wohnungen der eine Sozialhilfeempfänger auf den nächsten folgt. Derzeit zählt die Gemeinde Wikon 25 Sozialhilfeempfänger, die Zahlen schwanken im Laufe eines Jahres zwischen 25 und 35 und sei volatil, so Michaela Tschuor.

1500 Franken für 5½ Zimmer
In Wauwil stieg die Sozialhilfequote von 1,2 auf 2,0 Prozent auf Ende 2016. Lorenz Juchli, Gemeinderat und Ressortleiter Soziales erklärt, dass die Zahl jetzt aktuell bei 1,5 Prozent steht. Die Erklärung für den Anstieg ist für Gemeinderat Juchli klar. «Das liegt am Wohnungsmarkt und solange die Vermieter bereit sind, Sozialhilfeempfängern günstigen Wohnraum zu geben.» Konkret nennt er ein Beispiel, bei dem Sozialhilfeempfänger in Wauwil fünfeinhalb Zimmer für 1500 Franken mieten konnten.

Anstieg der Gesamtkosten
Die Sozialhilfebezüger sind für die finanziell gut gestellte Gemeinde Wauwil derzeit zwar nicht eine dramatische Belastung, aber im Budget 2018 belegt die soziale Wohlfahrt mit 1,77 (2017: 1,56) Millionen Franken dennoch einen nicht kleinen Teil der Gesamtausgaben. Der budgetierte Anstieg ist allerdings in erster Linie der Umlagerung der Kosten für die AHV-Ergänzungsleistungen vom Kanton auf die Gemeinden geschuldet. Dennoch ist für Lorenz Juchli klar: «Das Ziel ist, dass die Leute wieder aus der Sozialhilfe rauskommen. Das ist keine Rente.» Es brauche aber je nach individuellem Fall grossen Einsatz. «Das Schlagwort heisst hier Hilfe zur Selbsthilfe», sagt Gemeinderat Lorenz Juchli. Es werde erwartet, dass die Betroffenen selber Anstrengungen unternehmen, die Situation zu verbessern. Das ist nicht immer einfach, es habe auch psychisch angeschlagene Menschen unter den Sozialfällen.

Emmen mit 4,0 Prozent
Bei den kantonalen Zahlen, die Lustat Statistik Luzern gestern veröffentlicht hat, fällt auf: Überdurchschnittlich betroffen waren gering gebildete Personen (4 Prozent), Ausländer (5,9 Prozent) Kinder und Jugendliche unter 18 Jahren (3,9 Prozent). 25 Prozent der Sozialhilfebezüger waren jedoch erwerbstätig. Im Kanton Luzern verzeichnete über das Jahr 2016 gesehen Emmen mit 4,0 Prozent die höchste Sozialhilfequote, vor Luzern und Wolhusen mit je 3,8. In Ebikon bezogen 3,3 Prozent der Wohnbevölkerung Sozialhilfegelder. Das Regionalzentrum Sursee verzeichnete 2,4 und Willisau 2,0 Prozent. Gesamtschweizerisch liegt die Zahl übrigens bei 3,2 Prozent.