
Hund im Büro: Tierischer Arbeitsbegleiter
Den Hund mit auf die Arbeit zu nehmen ist keine Selbstverständlichkeit. Nur drei von zehn Beschäftigten in der Schweiz dürfen es. Vanessa Kunz ist eine davon. Ihr Salukirüde mit dem komplizierten Namen Vind’ar E’yad Al Asmaanii ist neun Monate alt und begleitet Vanessa Kunz jeden Morgen ins Büro. Er ist ein persischer Windhund und alle nennen ihn ViniPoo. «Ich hatte nicht direkt bei meinem Stellenantritt Hunde dabei», erzählt sie. «Erst als ich ViniPoo bekam, fragte ich meinen Chef, ob Hunde im Büro erlaubt wären.» Vanessa Kunz arbeitet als CEO-Assistant bei der Firma Solique AG in Zofingen. Diese stellt Firmen eine international führende Multiposting-Applikation für die automatisierte Erstellung und crossmediale Publikation von Anzeigen zur Verfügung.
ViniPoo wird zum Bürohund
Ein Welpe kann noch nicht alleine zuhause bleiben und so durfte Kunz den hübschen Buben mitnehmen. Geplant war, dass er sie so lange begleiten darf, bis er stubenrein ist und mit den anderen Hunden im Haus bleiben kann. «Mein Freund geht in der Mittagspause nach Hause, um mit den Hunden spazieren zu gehen», erklärt Vanessa Kunz. Der ruhige Windhund ViniPoo ist sehr beliebt in der Firma. «Daher fragten mich viele Kollegen, ob ich ihn nicht weiterhin mitnehmen möchte», erzählt Kunz. «Ich merkte auch, wie sich das Betriebsklima verbessert hat, seit er mich begleitet.» So geht ViniPoo mit Vanessa Kunz auch nachdem er stubenrein ist und zuhause bleiben könnte, mit zur Arbeit. «Auch mein Chef ist damit einverstanden.»
CEO Peter Müller ist überzeugt, dass Hunde am Arbeitsplatz den Mitarbeitenden zugutekommen. «Alle reden darüber, was sie alles für die Mitarbeitenden tun sollen. Dass diese ihren Hund zur Arbeit mitbringen können, macht den Arbeitsplatz attraktiver.» Natürlich gebe es gewisse Rahmenbedingungen: «Der Hund darf nicht bellen oder beissen. Auch sollte er den Betrieb nicht stören.» Dies tut ViniPoo definitiv nicht. Er liegt am liebsten auf seiner Decke neben Vanessa Kunz’ Schreibtisch. «Er ist der perfekte Bürohund», schwärmt seine Besitzerin. Aber das musste sie auch trainieren. «Wichtig ist, dass man immer den gleichen Tagesablauf hat.» Nach einer kurzen Autofahrt und einem Spaziergang kriegt ViniPoo im Büro einen Kauknochen. Sein Frauchen hat dann das erste Meeting. «Damit er nicht doch plötzlich Pflanzen ausgräbt, ist er während des Meetings angebunden. Er ist ja doch erst neun Monate alt.» Nach dem Meeting macht Vanessa Kunz mit ViniPoo einen kurzen Spaziergang. «In etwa so lang wie eine Rauchpause», erklärt sie und lacht. «Dieselbe Pause mache ich am Nachmittag nochmals. Aber ich bin Nichtraucherin, also kompensiert sich das wieder.»
In der Mittagspause ist sie mit dem Saluki-Rüden weitere 30 Minuten unterwegs. «ViniPoo ist glücklich, dass er mich begleiten darf. Er braucht nicht mehr Auslauf. Er schläft praktisch den ganzen Tag im Büro», erklärt Kunz. «Zudem kann er am Abend zu Hause mit den anderen Hunden im grossen Hundeauslauf spielen.»
ViniPoo und Mickey Mouse
Seit zwei Wochen hat Vanessa Kunz noch einen weiteren Begleiter. Der zwölf Wochen alte Jazahs Ra’kkad Ra’zeel Asmaanii «Mickey Mouse» ist das neuste Familienmitglied. Er kommt aus Belgien und ist auch ein Saluki-Rüde. «Für ihn habe ich im Büro eine Hundebox eingerichtet. So hat er einen Rückzugsort.»
Direkt neben der Hundebox befindet sich eine Schublade voll mit Kauartikeln. «Die sind wichtig, falls die Hunde doch mal ungeduldig werden oder ich noch ein Meeting habe,» erklärt sie und gibt Mickey Mouse einen Kauknochen.
Für Vanessa Kunz haben die Hunde am Arbeitslatz Vor- und Nachteile. «Ich geniesse ihre beruhigende Wirkung und dank ihnen gehe ich öfters an die frische Luft», erzählt sie. Sie sei mit Hund aber auch nicht mehr so flexibel, beispielsweise bei Kundenbesuchen. Trotzdem würde ihr etwas fehlen. «Ich geniesse es, meine Hunde bei mir am Arbeitsplatz zu haben, und sie geniessen es auch.»
Hundeverbot in Grossraumbüros
Die beiden Grossfirmen Siegfried und Franke erlauben Hunde in Grossraumbüros nicht (siehe nebenstehende Box). Fragen nach einer Ausnahme kann man trotzdem. «Ich rate Mitarbeitern, ehrlich zu sein und ihrem Chef zu erklären, wieso sie den Hund mitnehmen möchten», sagt Vanessa Kunz. Vielleicht sei ein Kompromiss möglich: Den Hund testweise mit ins Büro nehmen und, falls es nicht geht, eine andere Lösung suchen. Denn nicht jeder Hund eignet sich als Büro-Hund. «Ein Husky wäre wahrscheinlich unglücklich. Ebenso ist gegenseitige Rücksichtnahme ganz wichtig», so Kunz. «Ich bin dankbar für die Toleranz meines Arbeitgebers.»
Bürohunde der Region
Die Aarburger Firma Franke erlaubt keine Hunde am Arbeitsplatz. «Wir verfügen über zahlreiche Grossraumbüros. Wir möchten Störungen durch Hunde vermeiden,» sagt Kommunikationsverantwortliche Gabriele Hepp. «Zudem muss ein Hund mehrmals ausgeführt werden, was die Arbeitsleistung reduzieren könnte.»
Auch bei der Zofinger Firma Siegfried sieht es ähnlich aus: «Wir arbeiten in sehr modernen, offenen Bürolandschaften. Da wäre es grundsätzlich sehr ungünstig, wenn sich Hunde darin bewegen», sagt Peter Gehler.
Auf der Abteilung Planung und Bau der Gemeinde Rothrist hat es zwei tierische Begleiter. «Zwei Mitarbeiterinnen nehmen ihren Hund schon seit Jahren mit. Die Hunde sind aber schon älter und niemand wird dadurch gestört», sagt Sarah Clausen, Assistentin des Gemeindeschreibers.