
«Ich bekam ein neues Leben»
Ende 2009 begann für Daniela Müller ein langer Leidensweg. «Ich bekam enorme Blasenprobleme und habe deshalb sehr viel Diskriminierung erlebt und schlechte Erfahrungen gemacht», erzählt die 36-Jährige. «Durch meine Inkontinenz musste ich Windeln tragen. Für mich war das viel unangenehmer als ein Stoma.» Nach vielen Behandlungen und einem Ärztemarathon bekam Daniela Müller im Jahr 2012 ein Urostoma, einen künstlichen Urinausgang. «Damals dachte ich, jetzt beginnt mein neues Leben. Die ersten zehn Tage ging es mir sehr gut mit dem Stoma. Doch dann erlitt ich einen mehrfachen Darmdurchbruch.» 2014 musste Daniela Müller einen weiteren grossen Darmeingriff über sich ergehen lassen. «Da bekam ich meinen künstlichen Darmausgang. Ich lag fast eine Woche im Koma auf der Intensivstation und wäre fast gestorben.» Im selben Jahr verlor Daniela Müller ihren gesamten Dickdarm. «Jetzt habe ich genau noch 8 cm Dickdarm für das Stoma.» Ausserdem wurde ihr ein Teil des Magens entfernt.
Kein Tabuthema
«Ich setze mich für Betroffene ein, damit sie wissen, dass sie nicht alleine sind», sagt die Köllikerin. «Es ist ein Thema, über das nicht viel gesprochen wird.» Deswegen findet am Samstag in Olten auch die Veranstaltung zum Welt-Stomatag statt. Mit dieser Veranstaltung wollen die Organisatoren eine Plattform für einen offenen Austausch zwischen Betroffenen, Angehörigen, Interessierten, Fachpersonen und Patientenorganisationen schaffen. Namhafte Referentinnen und Referenten sprechen über aktuelle Themen rund ums Stoma: von medizinischen Grundlagen über den Alltag mit einem Stoma bis zu Ernährung und Psychologie. Die Infoveranstaltung findet im Stadttheater Olten statt. «Ich hoffe sehr, dass das Thema Stoma nicht weiter ein Tabuthema bleibt», so die Köllikerin. «Ein oder mehrere Stomas bedeuten nicht das Lebensende, sondern genau das Gegenteil. Mir wurde damit ein neues Leben geschenkt.»
Dankbar, leben zu können
«Seit ich meine beiden Stomas habe, geht es mir viel besser», so Müller. Sie könne wieder einkaufen, ins Kino gehen, durchschlafen und das, ohne permanent eine Toilette suchen zu müssen. Einzig schwer heben darf die Köllikerin nicht. «Das aber wegen den vielen Operationen», erklärt sie. Ihre beiden Stoma schränken sie nur gering ein. Sie kann wandern, Auto fahren, Sport treiben und im Europapark sämtliche Bahnen besuchen. «Stomaträger müssen einfach hin und wieder ihre Beutel auf der Toilette entleeren.» Für Daniela Müller war der Umgang mit den Beuteln wie Fahrrad fahren. «Man gewöhnt sich daran und es wird normal.»
Viele Bekannte erschrecken, wenn sie erfahren, dass die Köllikerin zwei Stomas hat. «Es ist das Normalste auf der Welt, aber für Aussenstehende trotzdem etwas Komisches und anderes», sagt sie. «Ich bin so froh und dankbar, endlich wieder leben zu können», sagt Daniela Müller. «Lieber lebe ich mit zwei Beuteln als mit Windeln und Inkontinenz.»