«Ich habe ein gutes Gefühl»: Warum der neue Trainer Fredrik Söderström ins Konzept eines jungen EHC Olten passt

Als Fredrik Söderström in der abgeschlossenen Saison mit Storhamar (No) im Playoff-Final die Titelverteidigung verpasste, ging er in die Kabine, drückte den Knopf der Kaffeemaschine und fragte sich: Warum tue ich mir dieses Eishockey-Geschäft noch an? Mit Abstand muss er heute über die Episode schmunzeln und sagt während der Vorstellungsrunde im Stadion Kleinholz: «Ich lebe für das Eishockey. Der Sport hat mir schon so viel gegeben.

41 Jahre alt ist Söderström und trotzdem darf er bereits auf eine über 20-jährige Trainerkarriere blicken. Im Teenageralter beendete er seine aktive Spielerkarriere. «Ich musste zu mir selber ehrlich sein und mir eingestehen, dass es mir nicht in die höchste schwedische Liga reichen würde. So beschloss ich, dass ich lieber Spielern beibringe, wie man Eishockey spielt.» Er macht es mit Erfolg. Erst als Juniorentrainer, danach als Assistenztrainer und schliesslich als Headcoach. Ein erstes Denkmal baut er sich in der sechsjährigen Tätigkeit als Headcoach bei Oskarshamn. Schliesslich krönt er sich mit Storhamar in der Saison 17/18 zum norwegischen Meister.

Eine eishockeyverrückte Familie

In all den Jahren erarbeitete sich Söderström einen hervorragenden Ruf als Ausbildner, weiss junge Talente wie auch alteingesessene Teamkräfte mit einer gesunden Autorität zu motivieren. «Ich versuche stets, ein knallharter Leader und Boss zu sein. Aber in einem positiven Sinn. Ein Arschloch zu sein, ist keine gute Eigenschaft im modernen Eishockey. Damit hat man keinen Trainerjob verdient. Man muss eine smarte, respektvolle Person sein.» Loyalität schreibt Söderström mit grossen Lettern. «Das Allerwichtigste in der täglichen Arbeit ist die Einstellung, der Wille jedes Einzelnen, besser werden zu wollen. Darauf lässt sich aufbauen und nur so kann auch Grossartiges entstehen.» Und er ergänzt, dass er froh sei, dass das EHCO-Management diese Grundsätze teile.

Wer Söderström begegnet, trifft auf einen kommunikativen Hockeyfachmann, der das professionelle Eishockey auch als Unterhaltungsbusiness ansieht. «Kommunikation und die Medien sind ein wichtiger Bestandteil meiner Arbeit. Es ist wichtig, dass ich Fragen beantworte, auch an weniger sonnigen Tagen. Denn lässt man etwas im Raum stehen, kommen Unwahrheiten auf», sagt er. Seine offene Art zelebriert Söderström in den sozialen Medien. Auf dem Nachrichtendienst Twitter gibt er fast täglich Einblicke in sein Leben, teilt seine Meinung.

Söderström ist in der eishockeyverrückten Stadt Leksand, rund 250km nordwestlich von Stockholm, mit zwei älteren Schwestern sowie einem jüngeren Bruder aufgewachsen. Sein Vater Dan absolvierte eine grossartige Karriere in den 70er- und 80er-Jahren, darf sich dreifacher Weltmeister nennen mit Schwedens Nationalteam und gilt in Leksand als Klublegende: «Ich wuchs quasi in der Eishockeygarderobe auf.»

Der Eintagesausflug nach Oslo

Vor einem Monat kam der Kontakt mit dem EHC Olten zustande. Mit Präsident Marc Thommen, Geschäftsführer Patrick Reber und Sportchef Marc Grieder reisten gleich drei EHCO-Entscheidungsträgernach Oslo, um Fredrik Söderström, der eine Zweistunden-Autofahrt auf sich nahm, kennenzulernen. Dass sie zu dritt aus Olten anreisten, verdeutlichte auch, dass Söderström nach all den wilden Gerüchten um etliche Schweizer Trainernamen wie Arno Del Curto, Lars Leuenberger oder Michael Liniger nicht bloss Oltens Plan B sein sollte. Das rege Interesse aus der Schweiz hat Söderström, der in der Saison 17/18 zum Trainer Europas gekürt wurde, imponiert. Eine Jobbestätigung beiderseits blieb aber zunächst aus. Söderström machte sich schlau, ob er das Abenteuer annehmen soll, hörte sich bei Freunden um, holte Ratschläge von Spielern mit Schweiz-Erfahrung. «Es war beeindruckend: Noch bevor ich über den Job beim EHC Olten fertig erzählen konnte, sagten alle: ‹Go for it, mach es!›. Das Schweizer Eishockey und der EHCO geniessen einen guten Ruf.»

Sportchef Marc Grieder streicht heraus, wie exzellent der 41-jährige Schwede ins neue Konzept eines jungen EHC Olten passe. Gestern unterschrieb Söderström den definitiven Vertrag über zwei Spielzeiten. Vorerst weilt er zwei Tage hier, ehe er im Juli definitiv in die Region Olten zieht. Bei einer ersten 15-minütigen Ansprache lernte er die Mannschaft kennen. «Der erste Eindruck ist grossartig. Ich habe ein gutes Gefühl und sauge derzeit so viel auf wie nur möglich. Das Team hat eine gute Zusammensetzung unterschiedlicher Spieler. Es liegt nun an mir, eine neue Hockeykultur kennenzulernen und das Beste aus dem Team herauszuholen», sagt Söderström, appelliert dabei aber auch an die Geduld.