
«Ich wünsche mir eine konkretere Standortpolitik»
Das Gespräch mit dem ZT dauert noch nicht lange und schon ist Christoph Dombrowsky mitten in der Zofinger Sachpolitik angekommen. Der bald 40-Jährige hat sich in den vergangenen Wochen – zur Vorbereitung auf die Einwohnerratswahlen – stark mit den Protokollen des Stadtparlaments der letzten vier Jahre auseinandergesetzt. Wie der Ratsbetrieb funktioniert, weiss der Physiker.
Von 2005 bis 2008 nahm er für die EVP Einsitz im Zofinger Einwohnerrat. Er rückte zuerst nach, wurde später regulär gewählt und trat dann während der Legislatur bereits wieder zurück. Auf Anfrage von Yolanda Senn Ammann erklärte er sich dieses Jahr dazu bereit, mit ihr auf der Liste der Farbtupfer zu kandidieren. «Ich wollte mich nicht mehr für eine politische Partei aufstellen lassen», stellt er klar. «Auf lokaler Ebene dünkt mich die Parteizugehörigkeit eher hinderlich und beengend.» Er möchte sich für objektive Sachpolitik einsetzen, frei von Zwängen einer Partei, sagt er bei einem Espresso in einer Zofinger Traditionsbeiz.
Mit seiner Kandidatur will er zusätzlich Yolanda Senn Ammann unterstützen. «Aus meiner früheren Tätigkeit in der Geschäftsprüfungskommission weiss ich, dass ich gut mit ihr zusammenarbeiten kann», sagt er. Zudem sei er in Zofingen geboren, lebe hier mit seiner Partnerin und seinem kleinen Sohn und «werde wohl nie hier wegkommen», erklärt er seine Motivation, für den Einwohnerrat zu kandidieren. Zudem würde er sich freuen, im Parlament wieder vertiefter Einsicht in die Geschäfte der Stadt zu erhalten.
Er vermisst ein Gesamtkonzept, wo die Stadt hin will
Ein Thema, das ihn beschäftigt, ist die Standortpolitik der Stadt. «Ich wünsche mir eine konkretere Standortpolitik», sagt er. «Es gibt zwar ein Konzept, aber irgendwie ist mir das noch zu unklar.» Die Stadt habe zum Beispiel immer wieder tolle Anlässe, ein Gesamtkonzept fehle aber; also ein Dach, das alles überspannt. Zofingen sei aus seiner Sicht mehr als eine Agglo-Gemeinde von Luzern, Bern und Basel. «Es ist schade, wenn die Stadt aus immer mehr Passivmitgliedern besteht.» Damit prangert er auch die Ansiedlungspolitik der letzten Jahre an. «Mir ist klar, dass die Stadt gute Steuerzahler braucht. Aber ich wünschte mir, dass wir nicht nur Politik für reiche Doppelverdiener machen», sagt er. Auch in der Wirtschaftspolitik habe Zofingen aus seiner Sicht noch Luft nach oben. «Ich weiss von einigen Firmen, die sich hier ansiedeln wollten, allerdings nur ungenügend unterstützt wurden.»
Kritik übt Dombrowsky auch an der Verkehrspolitik der Stadt. Einerseits würden zwar Begegnungszonen eingeführt, was richtig sei. Andererseits seien diese aber schlecht signalisiert. «Es ist alles so halbbatzig», findet er. Besonders störend findet er den Umstand, dass man bei der Unterführung Strengelbacherstrasse die Minimalvariante, also die kostengünstigste Variante, gewählt hat. «Nun kommt es dort immer wieder zu Unfällen, das kann es ja auch nicht sein», sagt er. Es sei grundsätzlich richtig, die Finanzen im Griff zu haben – langfristig jedenfalls. «Kurzfristig hingegen würde es sich vielleicht lohnen, hin und wieder etwas mehr auszugeben, um ein Projekt zufriedenstellend auszuführen», findet er.
Bei all der Kritik: Christoph Dombrowsky, der zu Hause gerne heimwerkt und zum passionierten Gärtner geworden ist, fühlt sich wohl in Zofingen und ist «superglücklich hier». Zur Politik ist er bereits in seiner Jugend gekommen. Schon früh konsumierte er Zeitungen. Damals sei er noch sehr links eingestellt gewesen. «Das relativiert sich aber, wenn man mit der Arbeit beginnt», sagt er und schmunzelt. Er trat dann wie seine Mutter der EVP bei. Deren Werte konnte er durchaus vertreten. Er spricht die Gewissensfragen an, meint damit beispielsweise, dass Profit nicht über allem stehen soll. Für ihn sind heute die sozialen Aspekte in einer Stadt wichtig. Damit meint er nicht nur ein funktionierendes Gemeinwesen, in dem auch die finanziell weniger gut Gestellten nicht durch die Maschen fallen, sondern auch ein Kulturbetrieb, der für die Belebung der Altstadt sorgt. «Aber auch hier fehlt es mir an einer übergeordneten Koordination.»
Geht es nach Dombrowsky, präsentiert sich die Stadt Zofingen in zehn Jahren selbstbewusster als heute. «Sie hat ein riesiges Potenzial», ist er überzeugt. «Sie könnte kulturell eine Leuchtturmfunktion einnehmen.» Aus ökologischer Sicht könnte in Zofingen auch noch mehr getan werden: Die Dächer vermehrt mit Photovoltaikanlagen versehen, Veloständer mit Steckdosen ausstatten, damit die E-Bikes geladen werden können. «Bezüglich Bepflanzung der Stadt dürfte auch die Leitlinie des Kantons bezüglich Biodiversität besser umgesetzt werden.»
Das sind die Kandidierenden der Farbtupfer-Liste
Yolanda Senn Ammann, Grafikerin, 1960, bisher; Christoph Dombrowsky, Physiker, 1981, neu.