Im Abseits: Die komplizierte Beziehung zwischen Marco Truttmann und dem EHC Olten

Müsste man die aktuelle Beziehung zwischen dem EHC Olten und Marco Truttmann beschreiben, dann würde der berühmte Facebook-Status «es ist kompliziert» am besten passen. Kompliziert deshalb, weil Truttmann vertraglich noch bis im kommenden Frühling an den EHCO gebunden ist. Aber zuletzt nur noch als überzähliger Stürmer auf der Tribüne sass. Mit wenig vielversprechenden Perspektiven.

Wie konnte es so weit kommen, dass die Ehe zwischen dem einstmals mit Abstand besten Schweizer Spieler des Klubs, ja der ganzen Nationalliga B, nach über sieben Jahren am serbeln ist? Blicken wir ein wenig zurück: Die Probleme begannen eigentlich im Dezember 2016, als Marco Truttmann seinen (gut dotierten) Vertrag in Olten um drei Jahre verlängerte.

Der damals 31-Jährige, der in seinen ersten vier Saisons beim EHCO in 217 Spielen sagenhafte 270 Skorerpunkte gesammelt hatte, kokettierte damals mit einem Transfer zum Erzrivalen Langenthal. Bis heute ist nicht klar, ob dieses Angebot tatsächlich existierte oder ob Truttmann und sein Berater damals ganz einfach hervorragend pokerten. Auf jeden Fall konnte der damalige EHCO-Sportchef Köbi Kölliker fast nicht anders, als auf die Forderungen des damaligen Schlüsselspielers einzugehen.

Nur noch 41 von 116 Partien bestritten

Dumm nur, dass Marco Truttmann mit Beginn der Laufzeit seines neuen Vertrags im Sommer 2017 nie mehr auch nur annähernd auf das von ihm erwartete Rendement kam. Vor allem schaffte er es nicht mehr, gesund zu bleiben.

In den Saisons 17/18 und 18/19 bestritt er nur 41 von 116 möglichen Spielen (inklusive Playoffs). Oder anders ausgedrückt: einer der teuersten Spieler des Kaders bot ein denkbar schlechtes Preis-/Leistungsverhältnis. Was die ganze Situation nur noch komplizierter machte.

Unabhängig von dieser Vorgeschichte setzte auch der neue EHCO-Trainer Fredrik Söderström auf den talentierten Stürmer, liess ihn regelmässig im Topsturm laufen und gab ihm Eiszeit im ersten Powerplay. Truttmann lieferte zu Beginn der Saison ordentlich ab und trug bisweilen sogar das Topscorer-Gewand. Doch in den letzten Spielen zeigte seine Formkurve stark nach unten.

Der nachvollziehbare Schritt des Trainers

Nach der 4:7-Niederlage gegen Ajoie, in welcher der Innerschweizer zu den vielen designierten Leadern der Mannschaft gehörte, die viel zu wünschen übrig liessen, gab schliesslich auch Söderström das Projekt Truttmann auf und setzte ihn zuletzt zweimal auf die Tribüne. Ein aus sportlichem Blickwinkel absolut nachvollziehbarer Schritt des Schweden, der ein Zeichen setzten musste.

Dort, im Abseits, sitzt Marco Truttmann jetzt und wartet darauf, wie es mit ihm weitergehen wird. Fragt sich nur, ob die beiden Parteien in dieser komplizierten Beziehung noch ein letztes Mal auf denselben Nenner kommen. Zweifel sind erlaubt.