«Im Spital bekam ich ein schlechtes Gewissen»: Corona erwischte Mitte-Fraktionschef Alfons Kaufmann massiv

«So lange so krank war ich im Leben noch nie. Ich weiss, was eine Grippe ist. Was ich erlebt habe, das war keine normale Grippe.» Das sagt der frisch genesene eidgenössisch diplomierte Malermeister Alfons Paul Kaufmann aus Wallbach. Was er im August vier Wochen lang gesundheitlich durchgemacht hat, will er nicht nochmals erleben.

Coronasymptome, doch Test auch im Spital fällt negativ aus

Dabei ist Kaufmann, Präsident der Fraktion Die Mitte im Grossen Rat, am 30. Juli mit seiner Partnerin voller Vorfreude ins Tessin in die Ferien gereist. Allerdings fühlte er sich da schon müde, hatte keine Kraft. Dann kam Durchfall dazu. Er konnte nicht wirklich glauben, dass der Corona haben könnte, war er doch immer sehr vorsichtig gewesen, hatte unter Leuten stets eine Maske getragen, und weiss nicht, wo er sich angesteckt haben könnte. Als es nicht besser wurde, machte er am 3. August im Kantonsspital Bellinzona einen PCR-Test. Der fiel negativ aus, ebenso ein Selbsttest.

Alfons Kaufmann nach negativen Corona-Tests während einer Bergtour im Tessin, als es ihm zwischendurch besser ging.

Alfons Kaufmann nach negativen Corona-Tests während einer Bergtour im Tessin, als es ihm zwischendurch besser ging.

zvg

In den folgenden Tagen ging es bei ihm auf und ab. Kaufmann: «Ich hatte immer wieder Fieberschübe und Durchfall.» Als es wieder besser zu gehen schien, wagte er am 9. bis 11. August eine geplante Hochgebirgstour. «Das ging einigermassen», sagt er rückblickend. Doch am 11. August am Abend erlitt er einen erneuten Fieberschub. Um sicher zu gehen, machte er tags darauf einen Corona-Selbsttest. Auch dieser fiel negativ aus.

Fast 40 Grad Fieber, erst jetzt fällt Coronatest positiv aus

Krank mit Fieber, Husten und Durchfall, kam er nach den zweiwöchigen Ferien in den Aargau zurück, und machte erneut einen Selbsttest. Jetzt zeigte er positiv an. Am Morgen des 14. August kletterte das Thermometer bei Kaufmann auf fast 40 Grad. Via Contact Tracing erkundigte er sich, ob er sich im Spital Rheinfelden testen lassen könne. Er konnte.

 

Ausser Atemnot durchlebt Kaufmann alles, worüber Coronakranke berichten

Diesmal schlug der Test auch im Spital positiv an. Man behielt ihn grad da, machte ein EKG, checkte seine Lunge usw. Da Kaufmann inzwischen zu wenig Sauerstoff im Blut hatte, bekam er zwei Tage lang Sauerstoff: «Ausser Atemnot habe ich in diesen Tagen und Wochen alles erlebt, worüber Coronakranke berichten, auch den zwischenzeitlichen Verlust des Geschmackssinns und Appetitlosigkeit. Ich hatte absolut keine Kraft mehr, konnte nicht mal mehr die Zeitung lesen. Ich habe in kürzester Zeit sieben Kilogramm Gewicht verloren», sagt er jetzt, frisch genesen.

Alfons Paul Kaufmann während seiner Hochgebirgstour im Tessin. Die wagte er, weil die Coronatests zuvor negativ ausgefallen waren.

Alfons Paul Kaufmann während seiner Hochgebirgstour im Tessin. Die wagte er, weil die Coronatests zuvor negativ ausgefallen waren.

zvg

Zum Glück konnten die Ärzte auf seiner Lunge nichts finden, Kaufmann musste denn auch nicht auf die Intensivstation: «Als ich da im Bett lag, hatte ich Zeit nachzudenken. Darüber, warum ich mich bisher nicht hatte impfen lassen. Ich war skeptisch aufgrund von Berichten über eine befürchtete Unfruchtbarkeit als Impffolge. Auch gab mir zu denken, dass in Israel schon nach kurzer Zeit viele zweimal Geimpfte erneut eine Impfung brauchten.»

Ungeimpft: „Ich bekam ein furchtbar schlechtes Gewissen“

Da sei ihm immer klarer bewusst geworden, sagt er selbstkritisch, dass der Krankheitsverlauf bei ihm viel milder ausgefallen wäre, und er kein Spitalbett gebraucht hätte, wenn er sich hätte impfen lassen: «Ich bekam ein furchtbar schlechtes Gewissen, womöglich jemandem, der mit einem Herzinfarkt oder nach einem Unfall eingeliefert wird, das Bett wegzunehmen.» Deshalb drängte er bei den Ärzten, ihn nach Hause zu entlassen, sobald das vertretbar schien. Im Spital in Rheinfelden fühlte er sich sehr gut aufgehoben, und dankt den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern: «Sie haben rund um die Uhr einen hervorragenden Job gemacht!»

Das geschah dann auch, als es ihm besser ging. Heute verspürt er immer noch grosse Müdigkeit, es geht aber bergauf und er arbeitet wieder: «Ich lasse es langsam angehen und nehme derzeit erst wirklich notwendige Termine wahr.»

So kennt man Alfons Paul Kaufmann als Politiker, hier an einer Abstimmungsveranstaltung vor seiner Coronaerkrankung.

So kennt man Alfons Paul Kaufmann als Politiker, hier an einer Abstimmungsveranstaltung vor seiner Coronaerkrankung.

Britta Gut

Wieder auf dem Damm, aber immer noch grosse Müdigkeit

Immerhin musste sich Kaufmann nach den zweiwöchigen Ferien, als er weitere zwei Wochen ausfiel, nicht auch noch um sein Geschäft sorgen: «Ich habe einen sehr guten Stellvertreter, da lief alles wie am Schnürchen weiter, auch der Start von zwei neuen Lernenden.»

Er sei sehr dankbar, sagt Kaufmann, dass es ihm wieder so gut geht und dass man im Spital so gut zu ihm geschaut habe: „Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter im Spital Rheinfelden haben rund um die Uhr einen hervorragenden Job gemacht, Danke! »

Aus seiner Erfahrung heraus empfiehlt er «allen über 50-jährigen, sich impfen zu lassen. Denn diese Krankheit ist wirklich perfid. Wer trotz Impfung erkrankt, hat einen deutlich milderen Verlauf, und muss voraussichtlich nicht ins Spital. Dann bleiben dort die Betten frei für andere Kranke und für Verunfallte, und notwendige Untersuchungen und Operationen müssen nicht verschoben werden».

Kaufmann heute: «Nichts führt an einer Impfung vorbei»

Auch er selbst wird sich impfen lassen. Nach der Krankheit muss er aber etwa sechs Monate warten. Kaufmann: «Nichts führt an einer Impfung vorbei. Ich werde sie auf jeden Fall nachholen. Ich will wegen Corona nicht nochmals jemand anderem das Spitalbett wegnehmen!»