
Im Tarnanzug und mit dem Gewehr am Rücken ans „Familienfest“
«Manchmal passiert es, dass ich nach etwa vier Kilometern denke – wie bin ich eigentlich nun hierhergekommen. Beim Laufen kann ich komplett abschalten, den Kopf verlüften», sagt Fritz Gast. Viermal pro Woche dreht der Rothrister seine Runden. Mal ist es eine kleinere, mal baut er das 1000er-Stägli am Born ein, mal rennt er mehrere Stunden. «Draussen sein und mich zu bewegen, das liebe ich», sagt Fritz Gast. So fit, wie er heute ist, sei er nicht immer gewesen, erzählt der zweifache Familienvater. «Ich bin kein geborener Läufer, war mal 25 Kilogramm schwerer.» 35 Jahre lang und bis 2014 frönte er dem Hornussen, mochte den Sport mit Schindel und Stecken. 1999 nahm er daneben «aus reinem Gwunder» erstmals an einem Lauf teil, am Hasenlauf in Eiken. Mittlerweile gibt es kaum ein Laufveranstaltungsformat, an das sich der 46-Jährige noch nicht herangewagt hätte. Ob Bergläufe der Jura-Toptour, Stadtläufe, Halbmarathons, Marathons, Glacierlauf, verrückte Dinge wie den Strongman- oder den Survivalrun, die 100km von Biel, den Jungfraumarathon – alles hat der Aargauer schon gefinisht, vieles schon mehrmals.
Besonders angetan haben es dem Maschinenführer Waffenläufe. Und hier steht am Sonntag das Highlight und der Schlusspunkt der Saison auf dem Programm: Der 83. Frauenfelder. 42,2 Kilometer auf einer coupierten Strecke liegen vor Fritz Gast und den rund 200 anderen Waffenlauf-Teilnehmenden. «Darunter sind auch Frauen und das Altersspektrum ist enorm», weiss Gast. «Die Waffenläufer sind wie eine grosse Familie, es harmoniert sehr gut zwischen den Generationen. Diese Kollegialität ist wunderschön.» Er erzählt, wie bei einem Anlass in Lenzburg einst ein Kontrahent einem anderen bis ins Ziel half, als dieser nach einem Sturz geschwächt gewesen war. «Diese Solidarität ist einzigartig, man ist sowohl Gegner, wie auch Freund in diesem Sport», umschreibt Fritz Gast, was ihn besonders fasziniert.
Umso mehr freut es ihn, dass der Waffenlauf nach schwierigen Zeiten auflebt. Nach dem Boom in den 1940- und 50er-Jahren schwanden die Teilnehmerfelder. Immer mehr der einst 21 Anlässe verschwanden von der Bildfläche. 2006 gab es nur noch den Frauenfelder. Dann entstand der Verein Waffenlauf Schweiz und die Internetplattform waffenlauf.ch, mittlerweile sind die Teilnehmerfelder stabil bei 100 bis 200 Läufer und die Schweizer Waffenlaufserie umfasst wieder neun Events im Domleschg, in Lenzburg, Wohlen, im Fricktal, in Muri, in Herdern, Burgdorf, Niederbipp und Frauenfeld.
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