Im Zweifelsfall Fuss vom Gas

Um es gleich vorwegzunehmen: In den aktuellen Rothrister Streit um neue Tempo-30-Zonen will ich mich nicht einmischen. Es gibt zweifelsohne gute Argumente, die dafür sprechen. Und wohl einige stichhaltige Gründe, die sich dagegen ins Feld führen lassen. Für die Autolobby bin ich einigermassen unverdächtig: Ich habe nichts gegen PS-starke Autos. Wenn es um Tempo 30 geht, kann ich indes die oft emotional geführten Auseinandersetzungen nicht so recht nachvollziehen. Zwei grosse Entwicklungen gilt es im Auge zu behalten:

Erstens: In den letzten Jahrzehnten ist die Bevölkerung in der Schweiz markant gewachsen; allein zwischen 2000 und 2016 nahm die Zahl der Köpfe um über 1,3 Millionen zu; inzwischen stehen wir bei rund 8,5 Millionen Einwohnern. Mehr Menschen, mehr Betrieb auf den Strassen. Dort geht es, zweitens, weit vielfältiger zu und her als noch vor 15, 20 Jahren: die Elektromobilität hat gewaltige Entwicklungssprünge gemacht; uns steht eine so breite Palette fahrbarer Untersätze zur Verfügung wie noch nie zuvor. Mehr Fahrzeuge, mehr gegenseitige Rücksichtnahme. Und was ist da einfacher, als den Fuss vom Gas zu nehmen – im Zweifelsfall einmal zu viel als zu wenig? Tempo 30 kommt mir als Autofahrer entgegen; wenn ich die Tafel sehe, weiss ich, dass ich mich auf einen ruhigeren Verkehrsfluss einstellen kann. Fussgänger und Radfahrer kommen mir entspannter vor. Alle wissen: Hier lassen wir es für ein paar hundert Meter ruhiger angehen. Einen Nachteil kann ich beim besten Willen nicht erkennen. Dass ich ein paar Sekunden oder Minuten später am Ziel bin? Meist nicht einmal das. Weil es zu weniger Handorgel-Effekten kommt, bin ich am Ende gleich schnell am Ziel. Dafür entspannter.