In Rico Peters Premieren-Saison hingen nur die Piloten in den Seilen

Nach 13 Jahren als Spitzensportler ist Rico Peter im Bob-Weltcup ein alter Hase. Trotzdem haben dem 37-jährigen Kölliker, der 2018 als Pilot zurückgetreten ist, die vergangenen Monate die Augen geöffnet. In seiner ersten Saison als Spartenchef Bob bei Swiss Sliding erhielt Peter nochmals eine neue Sicht auf die Geschehnisse rund um den Eiskanal. «Meine Arbeit beschränkt sich längst nicht nur auf das Buchen der Bahn oder darauf, dem Athleten zu zeigen, wo die optimale Linie liegt. Ich muss ständig organisieren und für die Zukunft planen», zeigt er sich überrascht und beeindruckt zugleich vom Aufwand. Hinzu kommen zahlreiche Fragen der Athletinnen und Athleten, die es zu beantworten gilt. «Ich mache das aber gerne», sagt Peter, «es bereitet mir grosse Freude, ihnen zu helfen, damit sie weiterkommen».

Auf sich alleine gestellt war Peter nicht: Im administrativen Bereich durfte er auf die Unterstützung von Sportchefin Fabienne Meyer zählen. «Sie hat sich mit den unzähligen Dokumenten, die man einreichen muss, mächtig ins Zeug gelegt. Darüber war ich sehr froh», sagt Peter.

Beim Start zu langsam, in der Bahn zu viele Fehler
Mit dem sportlichen Abschneiden seiner Schützlinge zeigt sich Rico Peter zufrieden. Aus den ersten vier Zweierrennen in Sigulda resultierten drei dritte und ein zweiter Platz. An diesen fulminanten Auftakt vermochte das junge Schweizer Team im weiteren Saisonverlauf nicht anzuknüpfen, was auch auf den verspäteten Weltcup-Einstieg der Athleten aus den USA und Kanada zurückzuführen ist. «Als sie dabei waren, wurde es für uns schwieriger, stabil vorne reinzufahren», erklärt Rico Peter.

Für den Unterschied sorgte die Konkurrenz hauptsächlich auf den ersten Metern. «Jene Athleten, die regelmässig auf das Podest fahren, sind am Start eine Zehntelsekunde schneller als wir. Mit ihrem Material und den wenigen Fahrfehlern, die sie begehen, ist es schwierig, diesen Rückstand in der Bahn aufzuholen», sagt Peter. Neben den Anschiebern müssen auch die Piloten zulegen, «damit sie nicht ständig in den Seilen hängen, sondern befreiter fahren können». Die Gespräche mit den Athleten sind für Peter bisweilen eine Gratwanderung: «Ich will ihnen nicht zu viel Druck machen, gleichzeitig aber zeigen, wie es gehen müsste», sagt er.

Von den Erfahrungen für Peking 2022 profitieren
Den grössten Fortschritt ortet Rico Peter im mentalen Bereich. Beispielsweise die erst 22-jährige Pilotin Martina Hasler, die trotz ihres jungen Alters die gesamte Weltcupsaison bestritt, oder Michael Vogt, der nach einem starken ersten WM-Lauf im Zweier auf den fünften Platz zurückfiel, konnten viele Erfahrungen sammeln. «Sie haben gelernt, mit Niederlagen umzugehen und trotzdem motiviert zu bleiben und alles zu geben», freut sich Peter, der hofft, dass sein Team aus diesen Fehlern lernen und im Hinblick auf die Olympischen Winterspiele 2022 in Peking profitieren kann.

Nach dem letzten Europacuprennen an diesem Wochenende in Königssee (De) folgen die Schweizer Meisterschaften in St. Moritz und eine Testwoche in La Plagne (Fr), ehe im Mai die Vorbereitung für die nächste Saison beginnt. «Wir werden intensiv trainieren, um bei den Olympischen Spielen das Beste rauszuholen», sagt Rico Peter.