«In Zofingen bietet niemand mehr gutbürgerliche Küche an»

 «Ich habe fest vor, die Markthalle bis zu meiner Pensionierung zu führen.» Marco Purtschert ist zurück in Zofingen (Bild: Oliver Schweizer)
«Ich habe fest vor, die Markthalle bis zu meiner Pensionierung zu führen.» Marco Purtschert ist zurück in Zofingen (Bild: Oliver Schweizer)

ZUR PERSON

Marco Purtschert (1969) ist in Zofingen geboren und aufgewachsen. Die Kochlehre absolvierte er bei Jürg Stenz in der Schmiedstube. Nach der Ausbildung arbeitete Purtschert in zahlreichen Gourmet-Betrieben. Er lebt mit Frau und Hund in Langnau b. Reiden. In der Freizeit schraubt Purtschert gerne an seinem 69er Chevy Pickup oder zeichnet.

Seit dem 6. Januar wirtet Marco Purtschert in der Zofinger «Markthalle». Für den gebürtigen Zofinger ist es eine Art Heimkommen: «Vor ziemlich genau 30 Jahren habe ich meine Kochlehre im Restaurant Schmiedstube bei Jürg Stenz abgeschlossen. Seitdem habe ich nicht mehr in Zofingen gekocht, eine kurze Stellvertretung im Hotel Zofingen mal ausgenommen.» Nach der Ausbildung zog es Purtschert in hochdekorierte Gourmet-Betriebe, er kochte unter anderem beim legendären Heinz Witschi in Unterengstringen, bei Nik Gygax im Löwen Thörigen, im Schloss Falkenstein und war die letzten Jahre Küchenchef im Restaurant Sternen in Willisau. «Als junger Koch faszinierte mich die Punkte- und Sterne-Küche, aber mittlerweile koche ich wieder eher gutbürgerlich, aber auf gehobenem Niveau.»

Die Markthalle ist ein Glücksgriff

Mit der Markthalle hat er nun einen Betrieb gefunden, der perfekt geeignet ist für seine Küche. «Als sich die Gelegenheit bot, die Markthalle zu übernehmen, musste ich nicht lange überlegen. Es stimmt einfach alles hier: Die Räumlichkeiten, das Ambiente und die Terrasse im ersten Stock sind einmalig.» Das Fastfood-Angebot in Zofingen sei ja gross genug und eine weitere Pizzeria brauche es auch nicht, «aber seit die Schmiedstube nicht mehr existiert, bietet eigentlich niemand mehr gehobene, gutbürgerliche Küche an im Stätdchen.»

Purtscherts Philosophie in der Küche ist simpel: «Ich koche saisonal und frisch. Die Karte wird jeweils der Saison angepasst. Ich verwende, soweit das möglich ist, Produkte aus der Schweiz. Fisch beispielsweise beziehe ich in der Bio-Forellenzucht Flückiger in Uerkheim und bei Pierre Schär vom Murtensee. Ich mag es rustikal und arbeite so, dass das Rohprodukt auf dem Teller immer noch als solches erkennbar ist – mit den Augen und mit der Zunge. Zu viel Schnickschnack lenkt nur vom Wesentlichen ab.» Wie seine Vorgänger wird auch Purtschert Fondue und Raclette anbieten. Das sei aber keineswegs eine Auflage des Hausbesitzers Roth, der im selben Gebäude seinen Käseladen betreibe, betont Purtschert. «Die Sache ist die: es gibt einfach weit und breit keinen besseren Käse als jenen, der Bruno Roth verkauft. Ich wäre deutsch gesagt doof, wenn ich nicht davon profitieren würde, beziehungsweise wir beide profitieren davon, das ist noch besser.»

Marco Purtschert ist offensichtlich angekommen: «Ich habe fest vor, die Markthalle bis zu meiner Pensionierung zu führen.» Selbst nach langer Abwesenheit spürt der 50-Jährige einen Heimvorteil in der Thutstadt. «Es ist mir in den letzten Wochen immer wieder passiert, dass Gäste auf mich zugekommen sind, deren Gesichter mir bekannt vorkamen, die ich aber nicht mehr einordnen konnte. Plötzlich hiess es: Marco, wir sind zusammen zur Schule gegangen, erinnerst du dich?» erzählt Purtschert lachend und fügt an, er sei «sehr glücklich darüber, wie das Geschäft angelaufen ist, und das im normalerweise umsatzschwachen Januar. Ich bin den Gästen und meinem Team sehr dankbar, der Einstieg ist wirklich geglückt.»