
Interpellation: GLP-Grossrat will wissen, an wie vielen Unfällen die Sehschwäche schuld ist
Wer ein Lernfahrgesuch einreicht, muss seine Augen testen lassen. Berufsfahrer müssen regelmässig zum Arzt. Sonstige Lenker müssen erst ab 75 Jahren in regelmässige medizinische Kontrollen. So ist es also möglich, «dass das Strassenverkehrsamt erst im 75. Altersjahr der betreffenden Person erfährt, dass diese eine Sehkorrektur tragen muss, obwohl sie vielleicht bereits seit vielen Jahren auf eine solche angewiesen ist und diese zum Führen von Motorfahrzeugen bereits freiwillig trägt». Das schreibt GLP-Grossrat Dominik Peter in einer neuen Interpellation.
Sehüberprüfung bei Unfall wie bei Alkoholkonsum?
Die Situation erfüllt ihn mit Sorge. Von der Regierung will er wissen, «wie oft das Fehlen von Sehhilfen Grund oder Mitgrund für Verkehrsunfälle ist». Aber auch, ob die Sehleistung von Unfallverursachern und -opfern bei Unfällen mit Personenschäden von der Polizei systematisch (ähnlich wie bei Alkoholkonsum) überprüft wird.
Wie kam der Grossrat und Rechtsanwalt Peter auf das Thema? In Kenntnis eines Unfalls, bei dem ungenügendes Sehvermögen eine Rolle gespielt hat? Peter winkt ab: «Nein, ich will den Bootsführerschein machen. Mit Blick darauf wurde ich vom Strassenverkehrsamt aufgefordert, meinen Führerausweis einzuschicken, damit sie die Auflage «Brillenträger» eintragen können. Ich trage die Brille natürlich beim Autofahren, seit ich eine habe, ein Eintrag ist damals aber nicht erfolgt. Ich finde es deshalb sehr gut, dass das Amt nachgefragt hat.»
«Dann hat sich mein Vorstoss schon gelohnt»
Dieses Erlebnis hat in ihm die Frage ausgelöst, wie viele Menschen, die Brillenträger sind oder Linsen tragen, diesen Eintrag auch nicht haben, und wie viele Unfälle womöglich deshalb geschehen, weil jemand die Brille beim Fahren nicht trägt oder keinen Sehtest gemacht hat, obwohl sich das Sehvermögen verschlechtert hat. Man höre nach einem Unfall oft den Satz «Ich habe ihn nicht gesehen!» Wenn es Zahlen gäbe, man damit die Menschen mehr sensibilisieren könnte und es auch nur einige Unfälle weniger gäbe, so Peter, «dann hat sich mein Vorstoss schon gelohnt».
Sehfähigkeit beeinträchtigt: 9 Prozent mehr Unfallrisiko
Auf Bundesebene besteht bereits eine Statistik, die zeigt, wie viele Strassenverkehrsunfälle es gab, bei denen die Polizei dies offiziell als Ursache oder Mitursache protokollierte. Hinzu komme wahrscheinlich eine erhebliche Dunkelziffer, sagt Marc Kipfer, Sprecher der Beratungsstelle für Unfallverhütung (BFU), «da nicht bei jedem Unfall überprüft wird, ob die Brille noch angemessen ist und ob andere Probleme mit der Sehfähigkeit bestehen». In den letzten neun Jahren wurden im Verkehr gesamtschweizerisch jährlich zwischen 21 und 37 Leicht-, Schwerverletzte oder Todesopfer (grossmehrheitlich sind es Leichtverletzte) diesem Problem zugeschrieben. Eine wissenschaftliche Metaanalyse konnte laut Kipfer ein um neun Prozent erhöhtes Unfallrisiko für alle Beeinträchtigungen der Sehfähigkeit aufzeigen.
Die statische Sehschärfe allein korreliert gemäss Studien aber «nur schwach oder gar nicht mit dem Unfallgeschehen», so Kipfer weiter. Mögliche Erklärungen seien etwa, dass die Fahrleistung reduziert wird, unvertraute Orte gemieden werden, oder eine angemessene Versorgung mit Sehhilfen.