
Jerry auf dem Thut-Brunnen?
2017 war ein mieses Jahr – zumindest für die Stadtkater in der Region. Nachdem bereits Anfang Juli Toulouse, der König von Olten, im Alter von 18 Jahren eingeschläfert werden musste, traf es nun den Zofinger Stadtkater Jerry mit 20 1/2 Jahren. Dass er beliebt war, zeigen die zahlreichen Beileidsbekundungen auf der Website des Zofinger Tagblatts. Dieser Artikel gehörte am Mittwochmittag zu den Meistgelesenen und Meistgeteilten der Seite.
Der Oltner Schriftsteller Alex Capus hat dem Kater Toulouse bereits zu dessen Lebzeiten mit seinem Büchlein «Der König von Olten» ein literarisches Denkmal gesetzt. Online und in der Ausgabe vom 29. November fragte das Zofinger Tagblatt, ob Jerry ebenfalls ein Denkmal gesetzt werden soll. Wo, das liess die Tagesfrage offen. Etwas provokativ sage ich: Wieso nicht gleich auf dem Niklaus-Thut-Brunnen? Den Helden der Vergangenheit (Thut) könnte man durchaus mit einer niedlichen Erinnerung an die Gegenwart (Jerry) ersetzen. Gut, als Historiker sollte ich die Erinnerung an die Vergangenheit nicht beseitigen. Doch: Ein Historiker ist nur dann ein guter Historiker, wenn er die tradierten Überlieferungen immer wieder infrage stellt und sich eingehend mit dem Quellenmaterial beschäftigt. Die Betrachtungen der Vergangenheit sind schliesslich nicht für immer in Stein gemeisselt. Deshalb dürfen Denkmäler auch hinterfragt werden. Aber im Falle des Zofinger Schultheissen bin ich nicht so bewandert. Deshalb lassen wir den Stadthelden besser auf seinem Sockel und finden einen gut freundeidgenössischen Kompromiss à la Bruder Klaus: Jerry darf Thut zu Füssen lagern und von dort auf das plätschernde Wasser des Brunnens hinabblicken.