Einst erfunden, um Kindern den abstrakten Begriff von Zeit zu veranschaulichen, sorgt der Adventskalender längst auf der ganzen Welt für die schönste Weihnachtsfestfreude, die Vorfreude. Ursprünglich begann alles mit Bildchen zum Aufkleben. Anfang der 1950er-Jahre kam erstmals Schokolade hinter die Türchen mit den Nümmerchen statt allein gezeichnete Engel, Esel und Könige. Geht man heute durch die Stadt begegnet man auf 100 Meter mehr Adventskalendern als Masken. Gefühlt 2140- alle anders. Die Originalen, also die mit nur Bildchen ohne scharf, gibt es zwar noch. Freilich sind das inzwischen fast schon Raritäten.

Nebst Schokolade sind die Überraschomaten, wohlverstanden nur die in den Läden, inzwischen mit allem gefüllt, was alle wie sie da sind sich vorstellen können. Vom Nuggi bis zum Gebissreiniger ist alles dabei. Bloss um einmal die Range potenzieller Adventskalender-Adressaten anno 2021 aufzuzeichnen. Da gibt es Parfüm, Logo Lego, Tee, Saatgut, Sexspielzeug, Zaubertricks, Kaffeekapseln, Snacks & Mind Nutrition usw. Fehlt nur noch der Hamster zum Selberklonen in 24 Schritten.  

«Sehr beliebt sind die mit Rätsel und Kniffel-Knobel-Set», sagt eine Verkäuferin. Und: «Neu sind die auf denen nicht mehr die Zahlen 1 – 24 stehen, sondern Rechenaufgaben, die zu den Lösungen 1-24 führen.» Also zum Beispiel: An Wurzel aus 36 ist Samichlaus, weil dann ist der 6. Oder: Der Dreisatz ein Bauer erntet an einem Tag 6 kg Mandarinen. Wie viel Mandarinen ernten 2 Bauern in 2 Tagen ist Heiligabend, sprich der 24. Heiliger Bimbam: Könnte zu traumatischen Erfahrung führen, solche Adventskalender. Wenn Klein-Kevin oder Klein-Shayenne einen Fehler macht, gibt es keine 12 oder 21, dafür vielleicht  eine 314 – aber so viele Törchen hat es ja gar nicht? Schöne Bescherung.

Wetten, dass es den Adventskalender nie so erfolgreich geworden wäre, wären schon beim ersten Rechenaufgaben statt Zahlen gestanden wären? Die Kids wären froh gewesen, wenn es möglichst lange nicht Weihnachten geworden wär.   Michael Schenk