
Jetzt wenden sich sogar die Fans ab
Drei Tage nach der peinlichen 1:3-Niederlage gegen Aufsteiger Stade Lausanne-Ouchy im Brügglifeld stellten sich zwei Fragen: Reicht es dem FC Aarau wenigstens im Heimspiel gegen den FC Chiasso zu einem Sieg? Oder schlittert die Mannschaft von Neutrainer Stephan Keller gegen den Tabellenletzten der Challenge League ins nächste Debakel?
Ein Debakel war es gegen Chiasso nicht, nein, aber der Auftritt des FC Aarau beim 2:2 gegen die graue Maus der zweithöchsten Spielklasse bewegte sich irgendwo zwischen ungenügend und schlecht. Das ohne den verletzten Captain Elsad Zverotic angetretene Team wirkte von Beginn an gehemmt und verhielt sich gegen den vermeintlich harmlosen Gegner aus der Südschweiz unerklärlicherweise wie das Kaninchen vor der Schlange. Wo blieb der Biss? Wo blieb die Leidenschaft? Wo blieb das Herzblut? Und, vor allem, wo blieben die Spielfreude und der unbändige Siegeswillen?
Dass die Aarauer Hardcore-Fans kurz vor Schluss ihren Platz verlassen und ein Transparent mit der Aufschrift «Mer send Aarau gsi» hinterlassen, sagt alles über ihre Gemütsverfassung und den schlechten Zustand des FC Aarau aus.
Unrühmlicher Tiefpunkt aus Aarauer Sicht war die gelb-rote Ampelkarte für Eigengewächs Olivier Jäckle nach 80 Minuten. Der Platzverweis passte zur Leistung des Mittelfeldspielers. Jäckle agierte vor allem in der Startphase unglücklich, wirkte schläfrig und hatte viele Ballverluste. Eine schlechte Figur machte wie so oft auch Francois Affolter, der bei beiden Gegentreffern patzte. Und der Rest der Mannschaft? Wohlwollend gesagt: biederes Mittelmass! Abgesehen von Goalie Nicholas Ammeter, der mit zwei starken Reflexen sein Team vor noch Schlimmerem bewahrte.
Chiasso-Stürmer Bahloul wird zum FCA-Schreck
Der FC Aarau tat sich vor allem in der Startphase schwer und überliess Chiasso das Spieldiktat. Es dauerte eine knappe halbe Stunde, ehe man offensiv in Erscheinung trat. Dann ging kurzzeitig die Post ab. Liridon Balaj und Donat Rrudhani setzten die ersten Akzente. Nach einem Freistoss von Kevin Spadanuda traf Nicholas Schindelholz mit einem Kopfball aus drei Metern zum 1:0. Der Tabellenletzte aus der Südschweiz war alles anderes als schockiert und wurde kurz vor der Pause für seine Bemühungen belohnt: Sofian Bahloul traf mit einem Kopfball nach herrlicher Vorarbeit von Gonzalo Gamarra und unter gütiger Mithilfe von Affolter zum 1:1. Es war der vierte Treffer von Bahloul gegen den FCA in dieser Saison.
In der zweiten Halbzeit spielten die Aarauer etwas druckvoller, aber zum Sieg reichte es trotzdem nicht. Kevin Spadanuda traf nach 74 Minuten unter gütiger Mithilfe von Chiasso-Torhüter Loïc Jacot zwar zum erneuten Führungstreffer, aber Merlin Hadzi erzielte nur 100 Sekunden später das 2:2.
Dass der FC Aarau in den beiden Heimspielen gegen Stade Lausanne-Ouchy und Chiasso nur einen Punkt geholt hat und damit weiterhin auf dem achten Rang der Challenge League verharrt, entspricht allem anderen als den Ansprüchen im und um den Verein. Und dass Kellerkind Chiasso über weite Strecken der Partie die feinere Klinge führte und am Schluss dem Sieg etwas näher war, ist gar erschreckend.
Aus Aarau-Sicht kann, ja, muss man froh sein, dass diese Saison voller Pleiten, Pech und Pannen in knapp zwei Wochen zu Ende gehen wird. Danach soll mit einer neuen Jugendstrategie alles besser werden.