
Jugendarbeit nimmt Fahrt auf: Kiosk, Jungsabend und Balkanparty
Laute Kinderstimmen dringen aus dem Friedau-Pavillon nach draussen, Fahrräder und Kickboards liegen verstreut vor dem Eingang herum. Es herrscht reger Betrieb an diesem Donnerstagnachmittag. Zum dritten Mal hält der Murgenthaler Jugendarbeiter Andreas Kallweit sein Ideenbüro ab, welches jeweils am ersten Donnerstagnachmittag im Monat stattfindet und öffnet dazu den Jugendtreff ausserhalb des regulären Betriebs. «Das Ziel des Ideenbüros ist, dass die Jugendlichen lernen, ihre Ideen einzubringen und gleich selbst umzusetzen», sagt Kali, wie er von den Jugendlichen genannt wird.
Im Oktober 2017 fing der 32-Jährige als Jugendarbeiter in Murgenthal an und im März 2018 öffnete er den Jugendtreff im ehemaligen Friedau-Kindergarten. Seither hat sich einiges getan und vieles ist noch geplant. «In einem der Räume haben wir einen Discoraum mit Licht- und Musikanlage eingerichtet», so Kallweit. In einem anderen Raum stehen Töggelikästen und ein Billardtisch. «Das grösste Problem für die Jugendarbeit in Murgenthal ist, dass es keine Oberstufe mehr gibt», sagt der Murgenthaler Jugendarbeiter zur Situation. Deshalb sind seine Angebote bereits für Primarschüler ab zwölf Jahren oder der 5. Klasse geöffnet. So soll zwischen den zukünftigen Oberstufenschülern und der Jugendarbeit eine Beziehung aufgebaut werden.
Ideenbüro findet Anklang
An diesem Nachmittag arbeiten zwei Gruppen an ihren Ideen. Drei Mädchen möchten zusammen einen kleinen Kiosk im Jugendtreff eröffnen. «Was wollt ihr denn anbieten?», fragt Andreas Kallweit die Mädchen. «Capri-Sun!», «Comella!» und «Energydrinks!», werden sofort genannt. Auch Popcorn und Glace schweben den unternehmerischen Mädchen vor. «Wann wollt ihr das erste Mal verkaufen?» «Nächste Woche!», tönt es unisono. Eines der Mädchen erstellt eine Whatsapp-Gruppe zum weiteren Planen. Eingekauft wird gemeinsam mit dem Jugendarbeiter. «Ein Ziel könnte es sein, günstig einzukaufen und daraus Sachen entstehen zu lassen, wie etwa einen selbst gemachten, natürlichen Energydrink, der gewinnbringend verkauft werden kann», erklärt der Murgenthaler Jugendarbeiter die Vision des Kioskes.
Bei der grösseren Gruppe im Nebenraum geht es chaotischer und lauter zu. Ein Jungsabend wird geplant, mit Film und Essen. Ein passendes Datum muss gefunden werden. «Kommt, wir machen den Abend ab 18 Jahren, dann hat es schöne Frauen», sagt einer plötzlich. Allgemeines Gelächter. «Dann kannst du ja selber nicht gehen, wenn der Abend ab 18 ist», wirft ein anderer ein. Kallweit sagt schmunzelnd, dass es ja ein reiner Jungsabend werden soll, ohne Mädchen oder Frauen. Das leuchtet allen ein und der Fokus liegt nun wieder auf dem Datum. Am liebsten würden sie den Filmabend gleich am nächsten Tag machen. Kali gibt zu bedenken, dass es ja noch einiges vorzubereiten gibt. So einigt sich die Gruppe auf den Freitag in zwei Wochen. Werbung für den Abend soll mit Aushängen von einem kleinen, selbstgestalteten Flyer gemacht werden.
«Das Einbringen von Ideen will auch geübt sein. Hier können sie es lernen», sagt Kallweit im Anschluss an die Diskussionen und lacht. Das Ideenbüro kommt gut an bei den Jugendlichen und einige Ideen konnten bereits umgesetzt werden. Die erste Party im neu ausgestatten Partyraum war eine Balkanparty, mit zum Teil volkstümlicher Musik und selbst gemachten, traditionellen Speisen. «46 Jugendliche im Alter zwischen 11 und 19 Jahren nahmen teil», so der Murgenthaler Jugendarbeiter Andreas Kallweit. Entstanden ist die Party auf Initiative dreier Mädchen im Rahmen des Ideenbüros. Ein grösseres Projekt ist der Einbau einer kleinen Küche. «Sobald das Finanzielle geregelt ist, soll es mit der Küche losgehen.» Finanzielle Unterstützung erhält die Murgenthaler Jugendarbeit während den ersten drei Jahren vom Departement für Bildung, Kultur und Sport des Kantons Aargau. Gelingt es so, eine kleine Küche mit Kühlschrank einzubauen, würde auch der Kiosk profitieren. Auch eine Bar oder ein Bistro sind geplant, wenn denn die Küche da ist. «Die Jugendlichen sollen merken, dass dies ihr Raum ist, den sie gestalten können. So kommen sie dann hoffentlich auch noch, wenn sie in Rothrist zur Schule gehen», sagt der Murgenthaler Jugendarbeiter Andreas Kallweit.