Jungparteien: Sie sind schnell, flexibel und digital affin


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Heute Abend wird in Willisau eine Partei gegründet, die junge Menschen im Wahlkreis ansprechen will. Die Junge Mitte Wahlkreis Willisau wird die sanft entschlafene Junge CVP ablösen (wir berichteten). Ein mutiges Projekt im ländlichen Raum. Aber eines, das Erfolg haben könnte: Denn die Junge Mitte ist die einzige Jungpartei im Luzerner Parteienspektrum, die in Willisau eine Sektion haben wird, ergab die ZT-Umfrage.

Es gibt insgesamt sechs Jungparteien im Kanton Luzern. Das ZT hat alle nach ihrer Organisationsform gefragt, Mitgliederzahlen, politischen Erfolgen und Plänen. Aber auch nach ihrem Budget und aus welcher Schatulle das Geld für die «Generation Z» allenfalls kommt.

Teilweise Sektionen, aber nicht in Willisau

Die Jungen Grünen sind kantonal aufgestellt. «Zwar existieren auf Papier die Jungen Grünen Sursee und die Jungen Grünen Stadt Luzern. Aktiv sind wir aber nur als Kantonalpartei», schreibt Michelle Meyer, Co-Präsidentin Junge Grüne Kanton Luzern.

Auch die Jungsozialisten (Juso) sind im Wahlkreis Willisau nicht vertreten. Laut Co-Präsident Léon Schulthess fusionierten im Oktober 2020 die Sektionen Sursee, Hochdorf und Stadt Luzern mit dem kantonalen Dachverband zur Sektion Juso Luzern. Diese deckt den ganzen Kanton ab.

Kantonal organisiert sind ebenfalls die Jungfreisinnigen, die jungen Grünliberalen (jglp) und die Junge SVP (JSVP). Eine Sektion in Willisau gründen will aktuell keine bürgerliche Jungpartei. «Eine Sektionsgründung muss aus Sicht der Jungfreisinnigen Luzern stets nachhaltig sein», sagt Präsident Thomas von Allmen. «Es bringt uns nicht weiter, wenn wir eine Sektion mit fünf Mitgliedern gründen und nach einigen Jahren feststellen müssen, dass die Sektion wieder inaktiv ist.»

Die Jungfreisinnigen hätten aber einige engagierte Mitglieder aus der Region Willisau in ihren Reihen. Er erwähnt als Beispiel den Reider Lukas Aecherli. «Die Mitglieder der JSVP aus dem Wahlkreis Willisau sind der JSVP Luzern angehängt», sagt Lucian Schneider. Der Vizepräsident der JSVP sitzt auch im Vorstand der SVP-Wahlkreispartei Willisau.  Die JSVP hat drei Sektionen: Stadt Luzern, Kriens und Entlebuch.

Im Vergleich zu den Mutterparteien sind die Mitgliederzahlen der Jungparteien zwar überschaubar. Dafür sind die «Digital Natives» aber sehr präsent in sozialen Medien, rasch erreich- und mobilisierbar und brauchen nicht Tage, um eine E-Mail zu beantworten wie manche verschlafene Ortspartei.

Mitgliederzahlen überschaubar, aber …

Die Jungen Grünen haben laut eigenen Angaben aktuell 40 Aktive und 140 Passivmitglieder; dazu rund 50 Ehemalige. Die Juso machen keine Angabe zur Mitgliederzahl. Die Jungfreisinnigen beziffern ihre Mitgliederzahl auf 150 bis 200. Diese wird nicht erhoben, da jeder, der sich online anmeldet, automatisch Mitglied wird und die Partei keinen Mitgliederbeitrag kennt. Laut Thomas von Allmen haben die Jungfreisinnigen einen starken Mitgliederzuwachs zu verzeichnen. «Wir führen dies insbesondere auf die Einreichung unserer Renteninitiative zurück», sagt von Allmen. Das Thema AHV sei im CS-Jugendbarometer über Jahre hinweg auf Platz 1. Die Mitgliederzahl der jungen Grünliberalen war nicht zu eruieren. «Im Wahlkreis Willisau ist die jglp Luzern aber mit 20 Mitgliedern erst schwach vertreten», sagt jglp-Präsident Phillip Oswald. Die JSVP ihrerseits hat 150 Mitglieder und weitere Sympathisanten, die aber nicht separat gezählt werden.

Junge Grüne holten mit Ökowelle Mandate

Zu politischen Zielen und Erfolgen befragt, haben die Jungen Grünen die Nase vorne, was Mandate betrifft. «Wir sind die einzige Jungpartei mit Sitzen im Kantonsrat und im Luzerner Grossstadtrat», sagt Co-Präsidentin Michelle Meyer. Sovertritt der 22-jährige Samuel Zbinden als jüngstes Kantonsratsmitglied die Partei im Kantonsparlament. Im Luzerner Stadtparlament ist Jona Studhalter der Benjamin, die junge Grüne Irina Studhalter ist schon länger dabei. Zwei junge Grüne (Jonas Heeb und Nõel Schemm) politisieren im Horwer Einwohnerrat für die L20. Jonas Heeb vertritt im Kantonsrat zudem neben Judith Schmutz und Samuel Zbinden die Jungen Grünen.

Meyer bezeichnet die Jungen Grünen als «aktivste Jungpartei im Kanton». Sie ständen jede Woche auf der Strasse. «Neben Standaktionen und Sammeltagen gibt es auch bildstarke und unkonventionelle Aktionen zu Abstimmungen», so Meyer. Auch die Juso sind laut Léon Schulthess oft auf der Strasse anzutreffen. «Die Fusion bringt die Gefahr einer Zentralisierung auf die Stadt Luzern, weswegen wir versuchen, auf dem Land durch Aktionen, Infostände, Podien und Versammlungen mit unserer Politik präsent zu sein», sagt er. So seien Mitglieder während des Abstimmungskampfes zur 99%-Initiative in Willisau unterwegsgewesen. Zudem arbeitet die Jungpartei mit Kantonsratsmitgliedern zusammen, zum Beispiel mit der jungen SP-Kantonsrätin Anja Meier, die für den Wahlkreis Willisau im Rat politisiert.

Oberstes Ziel der Jungfreisinnigen Luzern ist es laut ihrem Präsidenten, «jungen, liberalen Menschen» eine politische Plattform zu bieten. «Die Jungfreisinnigen sind die FDPler von morgen!», sagt von Allmen. 2022 finde der Kongress der Jungfreisinnigen Schweiz in Luzern statt. Zudem wolle die Jungpartei ihren Bekanntheitsgrad bald mit einer kantonalen Initiative stärken. Nebst Politik pflege man die Geselligkeit bei Besichtigungen, Bowling, Grillieren etc. «Mit diesem Gesamtpaket möchten wir weiterhin zu den attraktivsten Jungparteien Luzerns gehören», sagt der neue Präsident.

Die jglp pflegt laut Phillip Oswald eine Zusammenarbeit mit gewählten glp-Mitgliedern für Vorstösse im Kantonsparlament. Die Jungpartei betreibe Kampagnenarbeit und mobilisiere – wie zuletzt bei der Abstimmung zur «Ehe für Alle». Sie wollten auf dem Land wachsen, so auch in Willisau, sagt der Präsident. «Kein Wirtschaftszweig ist vom Klimawandel so direkt betroffen wie die Landwirtschaft.» Oswald: «Mit unseren dezidiert nachhaltigen und liberalen Positionen wollen wir hier eine echte Alternative für konstruktive Lösungen bieten.»

Die JSVP ist laut Lucian Schneider stolz auf die Einreichung der «Antistauinitiative». «Zudem haben wir das Referendum zum CO2-Gesetz mit grossem Engagement an Events und mit Flyern unterstützt.» Die JSVP Luzern wolle 2023 in den Kantonsrat einziehen: «Mit unserer jungen und bürgerlichen Politik möchten wir uns für den Kanton Luzern einsetzen und schauen, dass die Bürgerinnen und Bürger nicht mehr von der linksgrünen Politik schikaniert werden.»

Jungfreisinnige erhalten Geld für Leserbriefe

Einblick in ihre Finanzen geben Jungparteien, ganz wie die Mutterparteien, eher ungern. Die jungen Grünliberalen nennen immerhin 5000 Franken für 2022 «als Ziel». Einnahmequelle seien in erster Linie Mitgliederbeiträge und kleinere Einzelspenden. Bei den Jungfreisinnigen lag der Aufwand laut dem Präsidenten 2020 bei rund 6000 Franken. In einem Wahlkampfjahr betrügen die Ausgaben auch mal 10 000 Franken. Da die Jungpartei keine Mitgliederbeiträge erhebt, wird sie von der FDP sowie von der Industrie- und Handelskammer Zentralschweiz (IHZ) finanziell unterstützt. «Das ist mit gewissen Gegenleistungen verbunden, was politische Abstimmungskämpfe betrifft», sagt Thomas von Allmen. So werde beispielsweise eine gewisse Anzahl in Zeitungen publizierte Leserbriefe erwartet. «Die JSVP finanziert sich praktisch gänzlich aus Mitgliederbeiträgen», sagt Lucian Schneider, ohne eine Zahl zu nennen. Und die linken Jungparteien? Sie nennen keine genauen Budgetzahlen, obwohl sie sich immer für Transparenz bei anderen einsetzen. Die Jungen Grünen haben einen «100er Club», bei dem mindestens 100 Personen jährlich 100 Franken spenden. Die Juso Luzern ignorierte die Geldfrage des ZT nonchalant.