
Käpten Jo verkauft sein schweizweit bekanntes Seemannslokal «Aarfähre»
«Das wohl schönste und bekannteste Seemannslokal wird altershalber verkauft», heisst es im Internet-Inserat, das die Familie von «Käpten Jo» geschaltet hat. Geschäftsführer Markus Schupp (63), genannt «Käpten Jo Junior», bestätigte gegenüber der «Schweiz am Wochenende», dass das Lokal am 31. März geschlossen wird. Die Verkaufsverhandlungen sind im Gang, den Zuschlag bekommt laut Inserat der Meistbietende. Die Immobilien-Treuhand schätzt den Verkehrswert auf 3,5 Millionen Franken. Während der Gastrobereich laut der Dokumentation «in gutem Zustand» ist, sind die 19 Zimmer im 1. bis 3. Obergeschoss «stark sanierungsbedürftig». Direkt betroffen von der Schliessung sind rund 30 Angestellte (inklusive Aushilfen).
Erste Erlebnisgastronomie
In den besten Jahren kamen die Gäste carweise aus der ganzen Schweiz. Und die «Aarfähre» war wegen ihrer Attraktionen, etwa dem Zoo, ein beliebtes Ziel für den Sonntagsspaziergang. Seit der Eröffnung des Lokals im Jahr 1971 haben rund 300’000 Personen den legendären «Piraten-Frass» (aktueller Preis 114 Franken) genossen. Inklusive der Spezialeffektshow «Sturm auf hoher See».
Der 1930 geborene Josef «Käpten Jo» Schupp gehörte zu den Erfindern der Erlebnisgastronomie in der Schweiz. Er ist in Buchs aufgewachsen, hat Koch gelernt und ist zur See gefahren. 1965 gründete er im Zürcher Niederdorf die «Haifischbar». Zuerst betrieb er sie als Variété, trat selber als Sänger von Seemannsliedern auf und liess seine Schimpansen vorführen. Später war die «Haifischbar» ein Stripplokal. Im Herbst 2005 zog sich «Käpten Jo» (damals bereits 75) aus Zürich zurück und verpachtete die «Haifischbar».
«Ozeanriese auf Trockendock»
1970 ersteigerte «Käpten Jo» das damalige Fischrestaurant Aarfähre. «Zu günstigen Bedingungen», wie er einmal sagte. «Ich konnte damit beginnen, meinen Traum vom Ozeanriesen auf dem Trockendock zu realisieren.» Er steckte seine ganzen Ersparnisse in den Umbau.
Zu den Attraktionen von «Käpten Jo’s Aarfähre» gehörten neben dem «Piraten-Frass» auch der vielfältige Spielplatz für Kinder, ein kleiner Zoo und das Schiffsmuseum.
Neubeginn nach Millionenbrand
«Käpten Jo’s Aarfähre» machte Biberstein im ganzen Land bekannt. Doch viele Einheimische, insbesondere auch die Vereine, blieben dem Lokal fern – es war nicht ihre Welt. «Käpten Jo» musste sich deswegen keinen Kummer machen: Sein Betrieb hatte hervorragende Jahre. Es gab aber auch Rückschläge. Am 22. September 1981 wurde ein Tierwärter im Kleintierzoo der «Aarfähre» von einem Affen totgebissen. Und am 29. Dezember 2004 starb ein Mitarbeiter bei einem Millionen-Brand. Der 53-Jährige war in einem Kühlraum im Untergeschoss vom Rauch überrascht worden und kam nicht mehr aus dem Gebäude.
Mit den Jahren verloren die wilden Tiere an Bedeutung. Im Frühling 2000 wurden die Bären Emma und Max nach Worbis (D) umgesiedelt. Im letzten Frühling sorgte letztmals eines von «Käpten Jo’s» Tieren für Schlagzeilen: Die Kakadu-Dame Laila (20) ist von einer ehemaligen Miss-Schweiz-Kandidatin geklaut worden.