
Kampf um den Regenbogen: Uefa untersagt Stadt München Protest-Aktion gegen Ungarns Anti-Homosexuellen-Gesetz
Eine Europameisterschaft «für alle» sollte es werden, versprach der Europäische Fussballverband Uefa im Jahr 2019 und garnierte seine Ankündigung mit einem Regenbogen, dem Symbol gegen Diskriminierung sexueller Minderheiten wie Schwulen, Lesben oder Transgendermenschen (engl. Abkürzung LGBT).
Nun, zwei Jahre später, tun sich die Uefa-Funktionäre überraschend schwer mit ihrem inklusiven Bekenntnis von damals. Dem deutschen Nationaltorwart Manuel Neuer drohte man vorübergehend mit Konsequenzen, weil er in den Spielen gegen Frankreich und Portugal eine regenbogenfarbene Kapitänsbinde trug.

Als Zeichen der Diversität und Offenheit: Deutschlands Kapitän Manuel Neuer trägt eine regenbogenfarbene Armbinde beim Match gegen Portugal.
Jetzt verbietet die Uefa der Stadt München beim Spiel Deutschland gegen Ungarn vom Mittwoch ihre Allianz Arena in die Farben des Regenbogens anzustrahlen. Münchens Oberbürgermeister Dieter Reiter (SPD) wollte dies so, um «ein Zeichen für Toleranz und Gleichstellung» zu setzen. Der bayrische Ministerpräsident Markus Söder (CSU) und auch die deutsche Bundesregierung unterstützten ihn dabei.
Als Grund für die Regenbogen-Aktion führte Münchens Stadtregierung das vergangene Woche in Ungarn verabschiedete Gesetz ins Feld, welches «Werbung» für Homosexualität unter Strafe stellt. Demnach sollen Aufklärungsarbeit und an Minderjährige gerichtete Bücher und Filme verboten werden, sofern sie ein vom traditionellen Geschlechterverhältnis abweichendes Sexualverhalten zeigen. Ungarns Regierung begründet das Gesetz mit dem Schutz vor Pädophilie. Gemeinnützige Organisationen und die ungarische Opposition kritisieren, es gehe der Regierung von Ministerpräsident Viktor Orban darum, Homosexualität «unsichtbar» zu machen.
Ungarns Aussenminister Péter Szijjártó warnte die Uefa, «eine Sportveranstaltung mit Politik zu vermischen». Die Geschichte zeige, dass das schlecht sei, was gerade die Deutschen wissen sollten. Unklar ist, ob er damit auf die von Hitler 1936 politisch instrumentalisierten olympischen Spiele anspielen wollte. Der ungarische Nationalspieler und Abwehrchef Willi Orban sagte hingegen:
«Mir persönlich würde es gefallen, wenn die Lampen bunt leuchten würden».
Sport hin oder her: Ungarn droht wegen seines anti-Homosexuellen-Gesetzes auch sonst Ärger. Die EU-Kommission teilte mit, man sei sehr besorgt und prüfe, ob EU-Recht verletzt würde. Erst im November hatte die EU-Kommission eine neue Strategie vorgestellt, um gegen Diskriminierung von sexuellen Minderheiten vorzugehen.
Die Benelux-Staaten Belgien, Niederlande und Luxemburg pochten beim Treffen der Europaminister am Dienstag auf eine deutliche Verurteilung Ungarns. Der belgische Premierminister Alexander De Croo fordert finanzielle Sanktionen. In eine ähnliche Richtung äusserte sich die für Gleichstellung zuständige EU-Kommissarin Helena Dalli. In einem Interview verwies sie auf polnische Städte und Regionen, denen die EU Fördergelder entzog, weil sie sich selbst zu «LGBT-freien-Zonen» erklärt haben. Dalli: «Die Botschaft lautet: Wenn Sie die Werte der Demokratie oder Gleichheit der EU nicht hochhalten, sind Sie nicht berechtigt, Geld für Ihr Projekt zu erhalten.»