
Karin Voss ist die neue Hirtin von Murgenthal
Im Juni letzten Jahres musste die Kirchenpflege der reformierten Kirche Murgenthal an ihrer Gemeindeversammlung die Bombe platzen lassen: Der im Dorf verankerte und beliebte Pfarrer Daniel Graber hatte per Ende August 2019 gekündigt. Graber teilte sich das Murgenthaler Pfarramt über vier Jahre im Teilzeitpensum mit Martin Schmutz, der nächsten Monat pensioniert wird. Keine einfache Aufgabe also für die Kirchenpflege, eine neue Pfarrperson zu suchen, die mit den bis Ende Oktober gegebenen Strukturen klarkommt.
Als einjährigen, temporären Ersatz für Graber fand man Ruth Kremer aus Zofingen, die im Sommer 2019 eigentlich pensioniert worden wäre. Vor einiger Zeit konnte die Kirchenpflege nun aber frohe Kunde verbreiten: Die Suche nach einer Pfarrperson, welche die Stelle nach der Pensionierung von Martin Schmutz in Vollzeit besetzen wird, war erfolgreich. «Wir haben lange gesucht, bis wir die richtige Person gefunden haben. Insgesamt schrieben wir die Stelle drei Mal aus», wie Andy Egger, Präsident der Kirchenpflege Murgenthal, verrät. Das Gremium ist überzeugt, mit Karin Voss die absolut richtige Wahl getroffen zu haben. «Sie ist eine sehr aufgeschlossene Person, die mit Herz auf Menschen zugehen kann – genau, was wir suchten. Wir freuen uns alle sehr, dass sie da ist.»
Die Zukunft als Pfarrerin stand auf dem Spiel
Karin Voss lebt zurzeit noch mit ihrem Mann Jürgen in Basel, wo sie in der Kirchgemeinde Kleinbasel die letzten sechs Jahre als Pfarrerin geamtet hat. «Eigentlich hätte das bis zur Pensionierung meine letzte Stelle sein sollen», sagt die 57-jährige Voss. Kurz nach Stellenantritt leitete die Kirchgemeinde aber eine Umstrukturierung ein. Ihr wurde mitgeteilt, dass ihre Stelle nicht gesichert sei. Voss wurde allerdings unterstützt im Vorhaben, sich mit einer zweiten Ausbildung ein weiteres Standbein aufzubauen. Eine Zeit lang war es aufgrund einer schweren Krankheit, die sie glücklicherweise gut überstanden hat, sogar unklar, ob Voss je wieder als Pfarrerin tätig sein kann.
«Mit der Zeit mehrten sich aber die Hinweise, dass ich als Pfarrperson weitermachen soll», sagt Voss. Als sie das Murgenthaler Stelleninserat sah, spürte sie, dass dies die richtige Stelle ist für sie. Besonders der Satz «Wir suchen jemanden mit ganz viel Herz», habe sie sehr berührt. Bei Gesprächen mit der Kirchenpflege verstärkte sich das gute Gefühl. Auch die Kirche in Glashütten ist ihr in der Zwischenzeit – seit Anfang September arbeitet sie bereits in einem 50-Prozent-Pensum als Pfarrerin in Murgenthal – ans Herz gewachsen. «Zuerst sah ich nur Bilder im Internet und war nicht so überzeugt, denn eigentlich mag ich alte Kirchen lieber. Als ich dann aber das Gebäude in der Realität sah und mich darin aufhalten konnte, spürte ich direkt seine Ausstrahlung.»
Nicht umzuziehen stand nie zur Diskussion
Bis sie am 1. November auf ein 100-Prozent-Pensum wechselt, stehen noch einige organisatorische Arbeiten an. Zum Beispiel der Umzug ins Pfarrhaus. Dass eine Pfarrperson heute Residenzpflicht hat, also im Pfarrhaus leben muss, sei heute nicht mehr so zwingend, sagt Karin Voss. Für sie sei es aber klar gewesen, dass sie in das «schöne und altehrwürdige Gebäude» ziehe. Damit entspricht sie auch dem ausdrücklichen Wunsch der Kirchenpflege. Da ihr Mann Jürgen bereits im Ruhestand ist und ihre 21-jährige Tochter vor kurzem auszog, steht dem Umzug nichts im Weg.
In den kommenden Tagen wird noch das genaue Tätigkeitsfeld von Voss abgesteckt, in dem Seelsorge und Spiritualität wichtig sein werden. Sie kann sich vorstellen, dass sie in Zukunft etwa einen meditativen Anlass anbietet. «Entschleunigung und die Arbeit ausgleichen, etwa in der Natur oder mittels Meditation, ist mir sehr wichtig.»