
Kecker FC Aarau, bescheidener FC Thun
Das Ziel des FC Aarau? Aufstieg! Das Ziel des FC Thun? «Wir gehören zusammen mit den Aarauern, vor denen wir grossen Respekt haben und die über viel Potenzial verfügen, und Vaduz zu den Favoriten», sagt Thun-Präsident Andres Gerber. «Aber wir würden uns keinen Gefallen tun, wenn wir das Wort Aufstieg herausposaunen würden. Wir nehmen keine Schlagworte in den Mund, um unsere Ziele zu formulieren. Es wäre aber falsch zu sagen, dass wir uns in der Challenge League etablieren möchten. Wir sind ambitioniert und überzeugt, dass unser Team an der Spitze mitmischen kann.»
Für Gerber ist Bescheidenheit eine Zier. Nimmt man Thuns Kader unter die Lupe, steht allerdings fest: Die Berner Oberländer sind auf dem Papier das stärkste Team der Challenge League und dank der Zuzüge von Mittelstürmer und Goalgetter Alexander Gerndt, Mittelfeldspieler Roland Ndongo und den Abwehrspielern Marco Bürki und Pius Dorn noch besser als in der letzten Saison. Mit dem im Team Aargau ausgebildeten Torhüter Andreas Hirzel, dem baumlangen und zweikampfstarken Abwehrchef Nikki Havenaar, den Mittelfeldspielern Miguel Castroman, Dominik Schwizer, Daniel Dos Santos, Grégory Karlen und Omer Dzonlagic sowie den drei Topstürmern Alexander Gerndt, Saleh Chihadeh und Gabriel Kyeremateng verfügt das Team über viel Qualität.
Gerndt hat Gerber schon früher beeindruckt
Ein Name ragt aus dem breiten Kader der Thuner heraus: Alexander Gerndt. Der 35-jährige Schwede ist zweifellos der Königstransfer und brauchte zum Saisonauftakt beim 3:1-Sieg in Kriens gerade mal drei Minuten, um zum ersten Mal ins Schwarze zu treffen. «Mit der Verpflichtung von Gerndt haben wir ein klares Signal gesendet», sagt Gerber. «Ich hatte während meiner zwölfjährigen Tätigkeit als Sportchef von Thun immer wieder Kontakt mit dem Schweden. Als er für YB und Lugano spielte, hatten wir keine Chance, ihn zu holen. Jetzt hat es zum Glück geklappt. Ich bin einerseits erfreut, anderseits überrascht, dass ein Stürmer von seiner Klasse und seiner Torgefahr unser Angebot angenommen hat.»
Kein Zweifel: Der FC Thun ist bereit für grosse Taten. Nach dem gelungenen Saisonstart mit dem Gewinn von sechs Punkten aus den beiden Partien in Kriens (3:1) und gegen Yverdon (3:0) trifft die Mannschaft von Trainer Carlos Bernegger heute auf die Aarauer. Wer ist der Favorit im Duell der Giganten? Schwierig zu sagen. Die jüngste Statistik spricht für den FC Aarau, der in den vier Spielen der vergangenen Saison neun Punkte holte. Dabei rückte aus Aarauer Sicht ein Spieler in den Fokus: Mickael Almeida. Der 22-jährige Portugiese erzielte in der Rückrunde beim 4:2-Sieg im Brügglifeld am 2. März und beim 3:1-Erfolg am 14. Mai in der Stockhorn-Arena jeweils zwei Tore und war damit der Matchwinner. Bleibt die Frage, ob der Siegeszug der Aarauer fortgesetzt wird oder nicht. Stephan Keller ist bezüglich einer Prognose vorsichtig. «Es gibt in diesem Spiel keinen Favoriten», sagt der Trainer des FC Aarau. «Beide Teams haben Ambitionen, wollen gewinnen und sind auf Augenhöhe. Die Tagesform wird entscheiden.»
Mit Blick auf die zwei Partien in der zweiten Hälfte der letzten Saison scheint ein torreiches Spektakel programmiert. Bezüglich Spielsystem setzen die beiden Trainer Bernegger und Keller wohl auf ein offensiv ausgerichtetes 4-2-3-1-System.
Besonders gespannt darf man heute auf das Duell der beiden Oldie-Stürmer Gerndt und Shkelzen Gashi sein. Letzterer wurde von Keller auf diese Saison hin zum neuen Captain und damit zum Nachfolger des zurückgetretenen Elsad Zverotic ernannt. Eine Beförderung, die dem erfahrenen Gashi zusätzliches Selbstvertrauen verleihen wird. Neben dem Spielfeld nimmt der 33-Jährige momentan seine Rollen als grenzenloser Optimist und glühender Motivator wahr. Bleibt die Frage, ob sich Gashi auf dem Spielfeld im Vergleich zur diskreten Leistung im Spiel gegen Schaffhausen steigern kann. Luft nach oben hat das FCA-Aushängeschild mit Sicherheit.