Kein Höhepunkt, aber ein starker Nachwuchs für den ASV Rothrist

Mit dem Eröffnungsschiessen wäre am vergangenen Freitag in Emmen der offizielle Startschuss zum Eidgenössischen Schützenfest Luzern 2020 gefallen. Es bleibt jedoch beim Konjunktiv. Wegen der Corona-Pandemie haben die Organisatoren bereits Anfang April beschlossen, das «Eidgenössische» im Raum Luzern um ein Jahr zu verschieben. Neu geht der alle fünf Jahre ausgetragene Grossanlass vom 11. Juni bis 11. Juli 2021 über die Bühne. «Dieser Entscheid ist absolut richtig. Ein solches Fest unter diesen Umständen durchzuführen, macht keinen Sinn», sagt André Hostettler, Präsident des Arbeiterschiessvereins Rothrist.

Diese Haltung vertritt der 74-jährige Rothrister auch nach den jüngst in Kraft getretenen Lockerungen. «Wir konnten in diesem Frühling nicht trainieren, deshalb wäre alles andere als eine Verschiebung nicht fair gewesen», sagt Hostettler.

Das «Eidgenössische» wird zwei Tage lang zelebriert
So müssen sich die rund 15 angemeldeten Mitglieder des ASV Rothrist ein weiteres Jahr auf den Höhepunkt gedulden. «Das Eidgenössische Schützenfest geniesst bei uns einen sehr hohen Stellenwert», erklärt André Hostettler. Beim ASV wird die Teilnahme deshalb richtiggehend zelebriert: «Der Wettkampf ist meistens Teil eines zweitägigen Vereinsanlasses inklusive Übernachtung. Am ersten Tag wird geschossen, am zweiten folgt ein Ausflug in der Schweiz», schwärmt Hostettler. Wegen des nahen Anfahrtsweges zum Stand Ballwil – an diesem absolviert der ASV sein Programm – hätte die Reise heuer allerdings in separatem Rahmen im Herbst stattgefunden.

Neben dem gesellschaftlichen gewichtet der ASV Rothrist auch den sportlichen Aspekt eines Eidgenössischen Schützenfests hoch. «Weil unsere B-Mitglieder den Wettkampf mit ihren Stammvereinen bestreiten, treten wir mit Ausnahme von René Barrer ohne absolute Spitzenschützen an», sagt André Hostettler. «Trotzdem geht jeder enthusiastisch ans Werk und will ein gutes Resultat erzielen». Diesbezüglich als erfüllt gilt beim ASV, wenn ein Schütze im Stich mindestens die Auszeichnung gewinnt. «Und natürlich zählt alles, was darüber liegt», ergänzt der pensionierte Verkäufer, der in der Baumaschinenbranche tätig war.

Über Monate stand das Vereinsleben still
Nicht nur das verschobene Eidgenössische Schützenfest stellt den Zusammenhalt beim ASV Rothrist in diesem Jahr auf die Probe. Wegen der Corona-Pandemie durften seit Mitte März weder Wettkämpfe bestritten noch der wöchentliche Trainingsabend abgehalten werden. «Unser Vereinsleben fand in den letzten Monaten nicht statt», sagt André Hostettler, dessen Frau Lotti als Kassierin ebenfalls Mitglied des Vorstands ist. Den letzten Wettkampf hat der ASV Anfang März just vor Beginn des Lockdowns auf auswärtigem Terrain absolviert. Im heimischen Schützenhaus Gfill, das sich der ASV mit der Feldschützengesellschaft Rothrist teilt, fielen gar im vergangenen September letztmals Schüsse.

Die spezielle Situation wirkt sich auch auf den Nachwuchsbereich aus. Weil der ASV-Vorstand der Ansicht war, dass die Jungschützen unter Einhaltung des Schutzkonzeptes nicht ausreichend betreut werden können, beschloss man, den diesjährigen Kurs nicht durchzuführen. «Die Absage können wir verkraften, weil wir den Unterricht normalerweise, abwechselnd mit den Rothrister Feldschützen, in jedem Jahr anbieten», sieht André Hostettler die Zukunft seines Vereins nicht in Gefahr.

Vom Interesse des Nachwuchs positiv überrascht
Ausserdem darf sich der ASV Rothrist in der glücklichen Lage schätzen, dass das Interesse am Jungschützenkurs in den letzten Jahren enorm gross war. 2018 notierte man 37 Anmeldungen. «Ein wichtiger Grund ist sicher, dass im Januar 2016 das Mindestalter für Jungschützen von 17 auf 15 Jahre gesenkt wurde», sagt Hostettler und ergänzt, dass auch das «gut funktionierende Leiterteam» mit Jürg Klöti an der Spitze eine entscheidende Rolle spiele.

Zusätzlichen Werbeaufwand habe man hingegen keinen betrieben, betont Hostettler. Wie üblich liess sich der ASV von der Gemeinde die Adressen aller altersberechtigten Jungschützinnen und -schützen zukommen, um sie mittels Schreiben persönlich einzuladen. Entsprechend positiv überrascht zeigen sich Hostettler und seine Vereinskollegen vom Zuwachs. «Bis vor ein paar Jahren besuchten nur sechs bis sieben Jungschützen in den Kurs», sagt er.

Erfolge sollen für weitere «Aha-Momente» sorgen
Das grosse Beteiligung ist das eine, der sportliche Erfolg auf Nachwuchsstufe das andere. 2016 feierte der ASV Rothrist in der Bezirksmeisterschaft dank Silja Bossert und Jonas Marfurt einen Doppelsieg, zwei Jahre später landete Bossert anlässlich des Feldschiessens auf dem Schiessplatz Riken auf dem ersten Platz. Diese starken Resultate tragen ihren Teil zur reibungslos laufenden Nachwuchsarbeit bei. «Erfolge sind sehr wichtig, das ist in jeder Sportart so», sagt André Hostettler.

Diese Freude will der ASV Rothrist auch in Zukunft mit der Öffentlichkeit teilen und weiterhin Berichte über das Abschneiden in den Medien publizieren. «Das sorgt beim einen oder anderen Jugendlichen vielleicht für einen Aha-Moment», hofft Hostettler.