
Klima-Neutralität: So will der Luzerner Regierungsrat die Netto-Null erreichen
«Zuwarten ist keine Option», sagte der Luzerner Umweltdirektor Fabian Peter (FDP) am Montag vor den Medien − im Natur-Museum, als passende Location, um den Planungsbericht zur Klima- und Energiepolitik zu präsentieren. Der Klimawandel sei längst auch im Kanton Luzern angekommen, die Bilder beispielsweise vom Hochwasser diesen Sommer seien noch sehr präsent.
Den Auftrag für den Klimabericht hatte die Regierung im Juni 2019 gefasst. Das Parlament rief an einer Sondersession den Klimanotstand aus und beauftragte die Regierung, in einem Bericht aufzuzeigen, wie der Kanton mit den Herausforderungen der Erderwärmung umgehen soll. Der Klimabericht der Regierung stiess auf grosses Interesse: Während der im Frühjahr durchgeführten Vernehmlassung gingen 182 Stellungnahmen mit über 1300 Bemerkungen und Anträgen ein.
Es sei vor allem geschätzt worden, dass eine breite Auslegeordnung gemacht wurde, sagte Projektleiterin Susanne Bäurle. Und dass gegen die Klimaerwärmung etwas unternommen werden müsse, das sei unbestritten gewesen − trotz unterschiedlicher Standpunkte.
Exekutive verfolgt eine Doppelstrategie
Der definitive Bericht, den der Regierungsrat nun vorlegt, hat vor allem strategischen Charakter, enthält aber für die kommenden fünf Jahre auch Massnahmen. Diese werden nach der Debatte im Kantonsrat − voraussichtlich im Januar 2022 − in einer Massnahmen- und Umsetzungsplanung weiter konkretisiert. Die Exekutive verfolgt eine Doppelstrategie, auch diese wurde in der Vernehmlassung begrüsst: Zum einen soll Luzern den CO2-Ausstoss drosseln, zum anderen will sie die negativen Auswirkungen der Erderwärmung minimieren oder sogar als Chance nutzen.
Der Bericht geht davon aus, dass es mehr heisse und trockene Sommer gibt, aber auch mehr Unwetter. Das Trinkwasser wird knapper, die Überschwemmungsgefahr steigt, Land- und Forstwirtschaft müssen sich an die neuen Klimabedingungen anpassen. Muss weniger geheizt werden, könnte dies aber auch zu einem geringeren Energiebedarf führen. Gewisse Chancen sieht der Regierungsrat ferner für den Tourismus.
Der Kanton Luzern hat sich zum Ziel gesetzt, seinen CO2-Ausstoss bis 2050 auf Netto Null zu senken. Der Regierungsrat bemerkt, dass dafür weniger als 30 Jahre zur Verfügung stünden. Die heutigen Massnahmen reichten nicht aus, um das Ziel zu erreichen. Fabian Peter betonte: «Das Netto-Null-Ziel können wir nur gemeinsam erreichen.» Wo nötig, müsse man auch den Mut haben, Vorschriften zu erlassen. Klimaexperte Jürgen Ragaller ergänzte: «Wir haben eine geteilte, aber differenzierte Verantwortung.»
Nutztierhaltung könnte zum Problem werden
Schwierigkeiten sieht der Regierungsrat vor allem in der Landwirtschaft, auf die im Kanton Luzern 28 Prozent aller Treibhausgasemissionen entfallen. Dies hängt vor allem mit der grossen Nutztierhaltung zusammen: Jede zehnte Schweizer Kuh und fast jedes dritte Schweizer Schwein lebt im Kanton Luzern.
Solange nicht vollständig auf die Nutztierhaltung und die stickstoffintensive Bodennutzung verzichtet werde, sei das Potential zur Senkung des CO2-Ausstosses beschränkt, schreibt der Regierungsrat in seinem Bericht. Es würden folglich auch Ernährungsgewohnheiten zum Thema.
Einfacher erreicht werden kann das Netto-Null-Ziel gemäss Planungsbericht beim Energieverbrauch der Gebäude, der Industrie und des Verkehrs. Es könnten hierzu bestehende und kurz vor der Anwendung stehende Technologien genutzt werden.
Mehrinvestitionen über 14 Mio. Franken nötig
Um den Klimabericht umzusetzen, dürften allein für den Kanton zwischen 2022 und 2026 jährliche Mehrinvestitionen von 14,5 Millionen Franken anfallen. Ähnlich hoch dürften die jährlich wiederkehrenden Mehrkosten sein. Die Kosten für planbare Klimaschutzmassnahmen seien aber deutlich geringer als die Kosten, die bei einem Klimawandel ohne Klimaschutz anfallen würden.
Umweltdirektor Peter rief dazu auf, in Bezug auf den Klimaschutz «mutig und entschlossen» zu handeln. «Schliesslich haben wir eine Verantwortung, die wir gegenüber künftigen Generationen wahrnehmen müssen.» (sda)