Koch: «Wir müssen die Welle unbedingt zum Abflachen bringen»

«Die Bevölkerung muss alles daran setzen, die Infektionen untereinander zurückzubinden», sagte Koch, Leiter Übertragbare Krankheiten im BAG, am Dienstag vor den Bundeshausmedien. Es gehe in erster Linie um die Risikopatienten. Diese müssten besser geschützt werden.

«Wenn uns das nicht gelingt, werden wir unsere Spitäler überlasten», sagte Koch. Momentan sei die Lage auf den Intensivstationen noch unter Kontrolle. Sinke die Hospitalisierungsrate aber nicht, dann werde es bald mehr Todesfälle zu beklagen geben.

Zahlen werden weiter steigen

Koch sagte mit Blick auf die weiterhin stark steigenden Fallzahlen, dass sich diese auch in den kommenden Tagen weiter erhöhen würden. „Heute kommunizieren wir die Fälle, die sich vor knapp einer Woche angesteckt haben.“ Aktuell seien viel mehr Personen betroffen. Wie griffig die am Freitag und Montag beschlossenen Massnahmen des Bundes seien, könne erst in einer Woche beurteilt werden.

Das BAG schätzt die Zahl der Infizierten derzeit auf rund 2650 Personen. Bis am Morgen war die Infektion gemäss diesen Angaben bei 2269 Personen definitiv bestätigt worden. Bei 162 weiteren stand die Bestätigung noch aus und 270 Meldungen waren noch nicht erfasst.

Gemäss einer Zählung von Keystone-SDA sind am Coronavirus seit dem 5. März bereits 25 Menschen gestorben. Es handelt sich insbesondere um ältere Menschen und Menschen mit Vorerkrankungen. Das BAG hingegen meldete 19 Todesfälle durch die Lungenkrankheit Covid-19. Die Zahl könne von den Angaben der Kantone abweichen, schreibt es dazu.

Koch: «Wir testen jeden Tag mehr»

Der Bund wehrt sich gegen den Vorwurf, dass er zu wenige und zu wenig gezielte Corona-Tests durchführt. „Wir testen jeden Tag mehr, und wir testen spezifisch“, sagte Daniel Koch vom Bundesamt für Gesundheit (BAG). Die Möglichkeiten seien aber beschränkt.

Seit Montag seien in der gesamten Schweiz rund 2250 Tests durchgeführt worden, sagte Koch, Leiter Übertragbare Krankheiten im BAG, am Dienstag vor den Bundeshausmedien. Sehr viele davon seien negativ ausgefallen, obwohl vor allem Personen mit schweren Symptomen, Risikogruppen und Pflegepersonal getestet würden.

Es sei das Ziel, auch weniger symptomatische Personen zu testen, damit sich diese nach einem positiven Befund nicht mehr in der Öffentlichkeit aufhielten. Es sei aber nicht sinnvoll und derzeit auch nicht möglich, „alle zu testen, die den kleinsten Schnupfen haben“. Personen, die sich krank fühlten, sollten sich isolieren und zuwarten, sagte Koch.

Kinder wenig betroffen

Koch entgegnete auch Kritikern, wonach der Bund der Öffentlichkeit Zahlen verheimliche. „Im Moment ist der Anstieg einfach so schnell, dass wir die Daten nicht alle erfassen können.“ Der Bund versuche „mit Volldampf“, den Rückstand aufzuholen. Der Fakt, dass es einen Rückstand gebe, sage viel über den Ernst der Situation aus.

Dass die Kantone verschiedene Modelle zum Ausweiten der Tests erarbeiten, ist laut Koch nicht zu verhindern. „Die Kantone sind die Vollzugsorgane, sie haben die Freiheit dazu.“

Schliesslich machte Koch noch einmal klar, dass Kinder nicht der Treiber der Epidemie seien. „Es sind nur wenige Kinder, welche die Krankheit übertragen.“ Zudem seien in den Spitälern praktisch keine erkrankten Kinder zu sehen.