Komplexes Brückenprojekt mit ein, zwei Spezialitäten

Entweder ist es nicht sonderlich laut auf der Brücke, oder aber das Rattern und Rauschen der Autos, Lastwagen und Züge übertönt die Baustelle. Der Verkehr läuft während der fast zweijährigen Bauzeit weiter – anders wäre das 17,5-Millionen-Franken-Projekt nie ausgeführt worden. Die Brücke ist ein Nadelöhr, die Traglast kritisch, stockender Verkehr Alltag. Seit einem halben Jahr arbeiten bis zu fünfzehn Büezer am Ersatz über die SBB-Geleise zwischen Zentrums- und Perrykreisel. Auf der Grossbaustelle gibt es viele kleine Teilbaustellen. Die meisten Stützwände sind fertig. Sieben Besitzer haben Land abgetreten. Die Bogenbrücke, die ab Spätsommer 2018 hier stehen soll, wird 1,5 Meter höher und mit 20 und 50 Metern deutlich breiter und länger als die bisherige, 78 Jahre alte. Zudem wird aktuell die Sanierung der kleinen Tychkanal-Brücke abgeschlossen.
 
Sicherer, besser, schöner
 
Projektleiter Martin Strübi vom kantonalen Departement Bau, Verkehr und Umwelt spricht von «einer der komplexesten Baustellen» des Kantons und von einem «Meilenstein des Agglomerationsprogramms AareLand». Mehr als 200 Millionen Franken Bundesgelder flossen im Kanton Aargau und dem Nachbarkanton Solothurn bis anhin in Projekte zur Verbesserung der Verkehrsinfrastruktur. Ein Meilenstein ist der Brückenersatz für Projektleiter Strübi aus vielen Gründen: Eine separate Busspur wird künftig den öV bevorzugen, damit Takte und Zuganschlüsse besser eingehalten werden können. Velofahrer können die Brücke queren, ohne um ihr Leben fürchten zu müssen, weil die Lücken der kantonalen Radroute R780 zwischen Kreisel und Kreuzung geschlossen sind. Durch die kombinierte Fussgänger-/Velospur wird die Verbindung für den Langsamverkehr deutlich besser.
 
Sicher nicht langsam sind dafür die Bauunternehmen. «Wir sind gut im Zeitplan», sagt Martin Strübi, «sogar ein wenig voraus. Das ist genial und einerseits der akkuraten Planung und andererseits den guten, mitwirkenden Unternehmen zu verdanken.» Beim Augenschein auf der Baustelle wird offensichtlich, dass die Arbeiter stolz auf das bereits Geleistete sind. Weil man an etwas Grossem mitarbeitet. Deshalb wohl der Ausruf eines Mitarbeiters des Bauunternehmens Anliker AG aus Emmenbrücke: «Aber schreiben Sie Anliker mit drei Ausrufezeichen!!!»
 
Gebaut wird die Bogenbrücke für die Zukunft. «Wir rechnen mit zwei Prozent mehr Verkehr jedes Jahr», sagt Strübi. Es werden sowohl Räume für zwei Bushaltestellen und eine Bahnstation ausgespart. Vor 2020 werden diese zwar nicht realisiert, sie nehmen aber Rücksicht auf die Zentrumsplanung. Es soll unter der Brücke auch möglich sein, zwei Perrons und den Zugang dazu zu erstellen.
 
Erste Feier bereits im Herbst
 
Oftringens Ammann Julius Fischer ist Feuer und Flamme für das «Jahrhundertbauwerk». «Die heutige Brücke ist an ihrer Belastungsgrenze», sagt Fischer, «die neue rüstet uns für die künftige Verkehrs- und Zentrumsentwicklung.» Zudem werde die Sicherheit massiv erhöht. Die Brücke wird 2018 mit einem grossen Eröffnungsanlass gefeiert werden. Bereits in diesem Herbst soll es eine Möglichkeit geben, die Brückenverschiebung zu beobachten. Damit der Verkehr weiter fliessen kann, wird die neue Brücke zuerst neben der alten gebaut und in zwei Schritten eingeschoben.
 
Dass die Baustelle gut vorankommt und es keine negativen Auswirkungen auf den Verkehr gibt, sagen nicht nur Julius Fischer und Martin Strübi, sondern auch Toni von Arx, Geschäftsleiter des Busbetriebs Olten Gösgen Gäu (Bogg). «Die Kurse wurden wie gewohnt geführt. Aus unserer Sicht eine problemlose Baustelle.»
 
Stolz sind die Projektbeteiligten auch auf die Stahlseile, die für die neue Brücke verwendet werden. Diese werden von der Firma Fatzer produziert, die zu einer Holding im aargauischen Brugg gehört. Die Fatz-Stahlseile werden heute auf der ganzen Welt erfolgreich verwendet: für die neue Osthafenbrücke in Frankfurt, das Ferrari Museum in Italien, das Fussballstadion in Rio de Janeiro oder auch den Cliff Walk auf dem Titlis.