Konkurs angemeldet: Traditionscafé Himmel steht vor dem Aus

Das Gerücht verbreitete sich gestern wie ein Lauffeuer. Der «Himmel» – Café, Konditorei und Restaurant – werde bald schliessen müssen. Ranghohe Mitarbeiter aus allen drei Filialen, dem «Himmel» und dem «Delise» in Baden sowie dem «Bijou» in Wettingen, bestätigen im Gespräch mit der AZ: Der Geschäftsführer habe Konkurs angemeldet und ihnen die Hiobsbotschaft diese Woche mitgeteilt. Es sei wohl leider nur noch eine Frage der Zeit, bis der Konkurs verhängt werde, sagten die Mitarbeiter. Voraussichtlich in wenigen Tagen müssten die Filialen geschlossen werden.

Der «Himmel» ist zweifellos mehr als nur ein Café beziehungsweise eine Konditorei: Er gehört seit über 160 Jahren zu Baden. So wie das «Sacher» in Wien oder der «Sprüngli» in Zürich handelt es sich seit Generationen um einen der wichtigsten gesellschaftlichen Treffpunkte in der Stadt. Es gibt kaum einen Menschen in Baden und Umgebung, der noch nie im «Himmel» war, geschweige denn den Namen des Cafés oder der Konditorei noch nie gehört hat.

Das Konkursamt des Bezirks Baden konnte und durfte gestern zwar keine Auskunft erteilen, und auch der Geschäftsführer der «Himmels-bijou GmbH», Jörg Holstein, liess eine schriftliche Anfrage unbeantwortet. Doch die Angestellten in den drei «Himmel»-Filialen machten aus ihrem Herzen keine Mördergrube. Eine Mitarbeiterin der traditionsreichen Filiale beim Bahnhofplatz sagte mit Tränen in den Augen: «Es gab seit letztem Jahr Gerüchte, dass die beiden kleineren Filialen vielleicht schliessen müssen. Dass nun aber alle drei Standorte betroffen sind, ist ein Schock.»

Womöglich geschehe noch ein Wunder, und der Konkurs können in letzter Sekunde doch noch abgewendet werden, sagte sie, um im gleichen Atemzug anzufügen: «Aber ich glaube nicht mehr daran.» Ein Kellner sagte derweil einer Besucherin: «Wir wissen seit Dienstag, dass wir bald auf der Strasse stehen.»

Auch im «Bijou» in Wettingen informierte ein Angestellter die Besucher beim Frühstück, dass der Konkurs angemeldet worden sei. Und im Délise im Langhaus sagte eine Mitarbeiterin, ungefähr 20 Angestellte wären vom Konkurs betroffen.

Eine weitere «Himmel»-Angestellte erzählte im Telefongespräch, der Geschäftsführer habe die Angestellten in den vergangenen Monaten leider nur spärlich informiert, es habe viele Gerüchte gegeben. «Vor einem Jahr hiess es erstmals, wir würden rote Zahlen schreiben. Aber wir müssten uns keine Sorgen machen. Ende Dezember hörte ich erstmals, der Geschäftsführer überlege sich, alle Filialen zu schliessen.»

Dass definitiv etwas nicht stimme, habe sie vor wenigen Wochen gemerkt, als die Lieferanten die Milchprodukte für die Backwaren nicht mehr hergebracht hätten; stattdessen habe der Geschäftsführer diese selber bei einem Engros-Unternehmen in der Region beschafft. «Anfang dieser Woche bemerkten wir, dass die Arbeitspläne für Februar noch nicht stehen. Ebenfalls am Montag waren Angestellte des Betreibungsamtes zu Besuch. Da ging uns ein Licht auf.»

Das grosse Rätsel auch für diese Mitarbeiterin: Wie konnte es so weit kommen? Das Marktumfeld sei zweifellos schwierig, doch hätten die «Himmel»-Filialen stets treue Gäste gehabt. «Klar ist für mich einzig, dass die vielen Baustellen in und um Baden die Situation nicht vereinfacht haben, vor allem für die Filiale in Wettingen.»