
Kunstturner Noe Seifert turnt wieder mit viel Mut statt mit Schmerzen
«Ich habe sehr viel Selbstvertrauen getankt in Österreich», sagt Noe Seifert. Der Küngoldinger spricht vom Austrian Team Open. Mit seinen Kollegen aus dem erweiterten und festen Nationalkader Moreno Kratter, Martino Morosi, Fabien Herzog und Marco Pfyl realisierte er am Sechsländerkampf in Linz den zweiten Platz. In der Einzelwertung erzielte Noe Seifert 80,250 Punkte, was dem 19-Jährigen Bronze bescherte. Der Athlet aus der Kunstturnriege Satus Oro glänzte an seinem Paradegerät Barren mit einer sauberen Leistung und buchte mit 14.450 die Höchstnote aller Teilnehmenden. «Was mir Mut macht, ist, dass ich gar nicht so ein gutes Gefühl hatte vor dem Wettkampf. Trotzdem ist es gut herausgekommen», sagt Noe Seifert. Er wisse nun, dass er auch dann, wenn in der Vorbereitung nicht alles perfekt gelinge, konkurrenzfähig sei.
Dass Noe Seifert wieder mit den Besten mithalten kann, ist nicht selbstverständlich. Nach den Junioren-EM in Bern im Mai 2016, wo er mit dem Team Bronze gewann, und einigen weiteren Wettkämpfen musste der Aargauer eine Pause einlegen. Sein linker Ellbogen, der ihm schon rund zwei Jahre Schmerzen und Probleme bereitete und ihn bei Mehrkämpfen immer wieder dazu zwang, einige Geräte auszulassen, behinderte ihn im Training und im Wettbewerb zu sehr. Noe Seifert unterzog sich im Herbst 2016 einer Operation. Der wohl durch Abnützung entstandene Knorpelschaden sei nun behoben. «Ich kann meinen Sport nun absolut schmerzfrei ausüben.»
Rückstand aufgeholt
Das ist insofern notwendig, als dass Noe Seifert in sogenannten «Hochbelastungswochen» bis zu 28 Stunden trainiert. Aktuell befindet er sich turnerisch in einer ruhigeren Woche, um sich von Linz zu erholen. Zudem warten auf den Küngoldinger ja auch schulische Herausforderungen: er lässt sich an der Sporthandelsschule zum Kaufmännischen Angestellten ausbilden. Um nahe an der Trainingsbasis in Magglingen zu sein, wohnt Noe Seifert nach wie vor in Biel bei einer Gastfamilie. Er freut sich auf die kommenden Wochen und darauf, wieder mehr Wettkämpfe zu bestreiten als 2017. Nach seiner Operation mass er sich nur dreimal mit der Konkurrenz und war, bekannt für seinen Perfektionismus, gar nicht zufrieden mit seinem Comeback. Nach der Rekonvaleszenzphase hätten etwa an den Schweizer Mannschafts- und Einzelmeisterschaften bei seinen Übungen Kraft, Ausdauer und Präzision gefehlt.
Den Trainingsrückstand hat Noe Seifert längst aufgeholt. Nun steht das Sammeln von Wettkampfpraxis an, als Nächstes an den Zürcher Kunstturntagen und an den Mittelländischen Meisterschaften. In Magglingen turnt Seifert zudem im Juni um die EM-Qualifikation. Und er strebt heuer den Sprung vom erweiterten ins feste Nationalkader an, was er als «grosse Herausforderung» bezeichnet. Die landesinterne Konkurrenz ist stark. Zuversicht gibt Noe Seifert die Tatsache, dass er sich neue Elemente und Übungen und höhere Schwierigkeitsgrade erarbeitet hat. Und wie sagt man doch: Nach einer Verletzung kehrt ein Athlet stärker zurück. «Ja, ich glaube, das ist bei mir auch so», sagt Noe Seifert.