
Läuft hier! Der Heitere-Samstag startet energetisch und endet mit Riesenballons
Auffallend jung ist das Publikum am Samstagabend auf dem Heitern. Die drei Schweizer Acts – Baba Shrimps, Kunz und Hecht – haben viele Familien auf den Zofinger Hausberg gelockt. Sowieso: Es sind an diesem Abend deutlich mehr Menschen anzutreffen am Heitere Open Air als an den Tagen zuvor. 4500 sind live vor Ort, 300 verfolgen die Shows der Schweizer Bands von zu Hause aus. Ein junges Paar sitzt mit einer Schüssel Chips auf der Couch, eine Frau tanzt in Leggings was das Zeug hält und wiederum andere feiern wie wild vor den Bildschirmen. Das Heitere-Feeling ist definitiv wieder zurück. Für den Sonntag gibts übrigens noch immer Tickets zu haben.
Den Auftakt liefert die Poprock-Band Baba Shrimps, die sich für ihren Band-Namen vom Film «Forrest Gump» inspirieren liess. Gleich zu Beginn bedankt sich Gitarrist und Sänger Adrian Kübler bei den Organisatoren des Festivals: «Ein riesiger Applaus für euch, dass ihr den Aufwand und das Risiko auf euch genommen habt. Jetzt sind wir hier und geniessen es.» Mit Songs wie «Back To Where The Light Is» reisst die Züricher Band das Partyvolk mit, streut hin und wieder sogar Töne ein von Welthits wie von Faithless «Insomnia». «Es ist so schön, wieder hier oben zu stehen», ruft Adrian Kübler ins Mikrofon. Dann performt die Band ihre aktuelle Single «Bongo». Der perkussionslastige Song animiert zum hemmungslosen Tanzen. Mit «Road To Rome» verabschiedet sich die Band von der Lindenbühne und überlässt wenig später dem Kollegen Kunz aus Luzern den Platz und das gut aufgewärmte Publikum.
Kunz geniesst das Bad im Publikum
Kunz hat definitiv keine Menschenscheu. Er geht von Anfang an auf Tuchfühlung und stimmt die ersten Töne direkt aus dem Publikum an, das schon erwartungsvoll auf ihn wartete. Singend bahnt er sich den Weg zur Bühne. Bei dem Luzerner steht nicht nur die Musik im Fokus, sondern auch das Publikum. Kunz ist gekommen, um zusammen mit den Heitere-Besuchern wieder einmal so richtig zu feiern – das macht er auch, und wie! Sein eingängiger Schweizer Country-Pop geht in die Beine. Dementsprechend tanzen Gross und Klein schon, bevor der Luzerner dazu aufruft, beim Lied «Tanzbär» zwei Schritte nach rechts, danach zwei nach links zu machen – und das dicht gedrängt.
Bei praktisch jedem Lied singen die Fans textsicher aus voller Kehle und mit ganzem Herzen mit. Bei seinem Lied «Seisch e Gruess» ruft er alle auf, jemanden anzurufen, den man gerne grüssen möchte. Ein Fan darf ihm gar sein Handy reichen und die Person in der Leitung erhält einen persönlichen Gruss von Kunz. Auch balladeske Töne wie bei «Chlini Händ» fehlen in seinem Set nicht, ebenso wenig bei der Zugabe das Stück «Üs ghört d’Nacht». Mit dem Stück «Tired» von Jaël performte er auch einen englischen Titel, seine Version ist bekannt aus der Songtausch-Sendung «Sing meinen Song».
Egal, was der Luzerner Sänger vom Publikum will – und wenn es ein umständliches in die Hocke gehen ist, um anschliessend wieder hochzuspringen – Kunz bekommt es. Am Ende ist das Publikum völlig aus dem Häuschen und applaudiert begeistert für Kunz – und er für das Publikum.
Hecht ist ein Garant für Top-Stimmung
Oft lassen sich Bands etwas Spezielles einfallen, um ihren Auftritt zu unterstützen, irgendeinen Special Effect. Das können Konfetti sein, Kostümwechsel oder ein Bad in der Menge. Bei Hecht bekommt man all das und noch viel mehr: Ein Ausflug mit dem Surfboard in die Menge, ein Lied dargeboten von der Hebebühne («Heicho»), Choreografien und vor allem jede Menge Spass. Die Luzerner Jungs lassen sich nie lumpen und sind ein Garant für Top-Stimmung. Perfekt also als Abschluss eines tollen Heitere-Samstags. Und die Freude ist auch bei der Band gross, dass Konzerte wieder möglich sind – speziell auf dieser Bühne. «Der Auftritt von 2018 ist bei uns als einer der besten überhaupt abgespeichert», sagt Sänger Stefan Buck. «Wir hatten anderthalb Jahr kein Fest», fügt er an. «Heute ist die Nacht der Nächte».
Beim Keyboardsolo von «Fiji» dreht Daniel Gisler programmgemäss auf und erklimmt sogar die Seitenverstrebungen der Bühne. «Wir sind immer froh, wenn er am Ende noch lebt», kommentiert Buck. Es gibt einen neuen Song, den das Heitere-Publikum als erstes zu hören bekommt: «Nimm mich i Arm». Er kommt so gut an, dass die Band verspricht, ihn definitiv aufs Album zu packen. Die Leute feiern und tanzen, als gäbe es kein Morgen. Zum Ende des Auftritts rühren Hecht nochmals mit der grossen Kelle an: Luftschlangen bei «Kawasaki» und Riesenballons zum Finale. Und sie haben sich – mit dem Einverständnis aller Anwesenden – den Heitern als ihren eigenen Hausberg auserkoren.