«Lange Nacht der Kirchen»: Die Kirche lebt – die Kirche bebt

Das Programm der Stadtkirche Zofingen stand im Zeichen des 50-jährigen Jubiläums Frauenstimmrecht in der Schweiz. Das Lektorenteam nahm dies zum Anlass, Geschichten aus der Bibel zu lesen, in denen Frauen eine besondere Rolle spielten. Nach den Worten von Pfarrerin Ruth Kremer dauerte es fast 2000 Jahre, bis die Kirchen sich auf biblische Frauengestalten besannen. Nur zwei Frauen schafften es, sich in Zeiten der patriarchischen Theologie durchzusetzen: Eva, die Urmutter allen Lebens und Verführerin des Mannes, und Maria, Mutter Jesu. Eine der erzählten Geschichten handelte von der Königin von Saba, die mit ihrem Gefolge König Salomon besuchte. In einer anderen, «Die Frau am Brunnen», hatte Jesus die Begegnung mit einer fremden, andersgläubigen Frau.

Im gezeigten Film würdigte die Reformierte Kirche Zofingens die «Illegale Pfarrerin» Greti Caprez-Roffler (1906–1994). In einem Bündner Bergdorf nahm die junge Theologin ein kirchliches Amt als gewählte Pfarrerin an, bis dato einmalig in der Schweiz. Ein Taizé-Abendsegen schloss die «Lange Nacht der Kirchen» in der Stadtkirche ab.

Gesungene Lieder von Christine Nyffenegger in eigener Klavierbegleitung, Herbert Müllers B-Cornet und die Gitarre von Franco Pedrotti führten musikalisch durch den Kirchenabend in Rothrist. Gläubige und Ungläubige, Zufriedene oder Unzufriedene, aber auch Skeptiker adressierte das Einladungsblatt. Rund 30 Besucher folgten dem Aufruf. Es durfte geredet, nachgedacht oder einfach geschwiegen und die Stille des Kirchenraums genossen werden. Frei nach William Shakespeares Hamlet «Es gibt mehr Ding im Himmel und auf Erden, als Eure Schulweisheit sich träumt» setzten die Gestalter auf Gesang und Eigenkompositionen, wie Organisator Pedrotti bekundete. Die Textpassagen «Lieder erfüllen den Raum, durch Lieder entsteht ein Traum, Lieder überwinden Grenzen, Lieder finden Worte, wo Menschen sprachlos sind» beschreiben die besinnliche und stimmungsvolle «Lange Kirchennacht» in der reformierten Kirche Rothrist am besten. Ein Kirchenrundgang und ein Segen zum Ende des Tages bildeten die letzten Programmpunkte.

Ein Erlebnisparcours mit sechs Stationen

Kreativität offenbarte die «Lange Nacht der Kirchen» in Oftringen im Sinn eines Festes für die ganze Familie. Ein Erlebnisparcours rund um das alte Pfarrhaus mit sechs Stationen brachte Kindern und Erwachsenen das Wirken Jesu aus der biblischen Geschichte nahe. Die Jüngsten hatten ihre Freude am «Fischzug» mit «Päckliangeln» oder dem Laufen auf einem zwischen Bäumen gespannten Band. «Welchen Weg nimmst du?» hiess der Posten. Stündlich wechselten sich Musikbands in der Kirche ab. «Barrique», die erste Musikgruppe des Abends, präsentierte wie die anderen auch Worship-Songs, respektive Lobpreismusik. Wie erlebe ich Gott, konnte an 36 Berichten, ausgestellt an Wandtafeln vor der Kirche, nachgelesen werden. Verfasst wurden diese von Gläubigen im Alter von 16 bis 67 Jahren. «Begegnung ist wichtig und braucht Raum», betonte Vizepräsidentin Beatrice Ammann und freute sich sehr, dass viele Kirchgemeindemitglieder sich aktiv beteiligten. Das bunte Angebot rundete eine Turmführung und Ballonsteigen für die Jüngsten ab. Auf den Punkt brachte es Timo Hottiger: «Die Stärke der Kirchgemeinde Oftringens liegt im Leben eines standhaften Glaubens.»

Der blinde Bartimäus konnte nach der Begegnung mit Jesus wieder sehen; Szene verkörpert von (v. l.) Salome, Lina und Noemi (liegend).
Der blinde Bartimäus konnte nach der Begegnung mit Jesus wieder sehen; Szene verkörpert von (v. l.) Salome, Lina und Noemi (liegend).
Herbert Müller blies im 6/8-Takt das tansanische Kirchenlied «Er ist erstanden, Halleluja» auf seinem B-Cornet.
Herbert Müller blies im 6/8-Takt das tansanische Kirchenlied «Er ist erstanden, Halleluja» auf seinem B-Cornet.