«Leslie» sorgt für ein stürmisches Ende einer positiven Schweizer EM-Woche

Alles war angerichtet für den Höhepunkt bei den Frauen-Europameisterschaften: Im Pavilhao Municipal in Mealhada lieferten sich Gastgeber Portugal und Spanien im letzten Spiel des Turniers einen packenden Fight vor vollbesetzten Rängen um den Titel. Die Portugiesinnen legten gegen ihre Rivalinnen einen Traumstart hin, verspielten aber eine frühe 2:0-Führung und rannten seit der 37. Minute einem 2:3-Rückstand hinterher.

Der Tropensturm «Leslie» sorgte jedoch 105 Sekunden vor der Sirene für ein jähes Ende der Aufholjagd: Nachdem die Stadionlichter ein erstes Mal ausfielen, wurde die Partie nach einer kurzen Pause fortgesetzt, ehe ein weiterer Stromausfall den definitiven Abbruch zur Folge hatte. Hinzu kam, dass nun das Dach einzustürzen drohte – was später teilweise auch geschah.

Spielerinnen und Zuschauer, darunter Naomi Plüss und der Rest der Schweizer Nationalmannschaft, befanden sich zu diesem Zeitpunkt bereits in Sicherheit. «Man schickte uns in einen Raum, in welchem wir bis 23 Uhr ausharren mussten», erzählt Plüss. Als sich die Lage beruhigte, wurde die 22-jährige Küngoldingerin und der Rest der Schweizer Delegation per Bus mit einigen Zwischenstopps wegen umgeknickten Bäumen ins Hotel gebracht.

An Sensation geschnuppert
Der stürmische Abschluss der EM-Woche trübt die positive Bilanz aus Schweizer Sicht. Nebst dem Pflichtsieg gegen England agierte die Auswahl von Trainerin Christine Schneider auch bei den Niederlagen gegen Italien (0:3), Deutschland (1:4) und Frankreich (4:5) lange auf Augenhöhe mit dem Gegner. «Gegen Italien und Frankreich hielten wir gut mit, ein Sieg wäre in beiden Spielen dringelegen. Gegen Deutschland haben wir die erste Halbzeit verschlafen», sagt Naomi Plüss, die beim RHC Vordemwald die Captainbinde trägt.

Auch im Duell mit Portugal schnupperte die Schweiz an der Sensation, als der grosse Favorit zur Pause nur 1:0 führte. Obwohl die Partie mit 0:8 endete, habe sich die erste Halbzeit wie ein Sieg angefühlt. «Die Gesichtsausdrücke der Portugiesen, als sie merkten, dass sie gegen die kleine Schweiz zu Beginn nicht viele Tore erzielen konnten, werden wir so schnell nicht vergessen», sagt Plüss.

WM-Ticket gelöst
Der Lohn folgte am Ende des Turniers. Dank des sechsten Platzes hat sich die Schweiz für die Weltmeisterschaften vom kommenden Jahr qualifiziert. «Das ist sehr wichtig. Wir sind ein junges Team, das funktioniert. Die Zukunft liegt noch vor uns», sagt Naomi Plüss. Während man in Mealhada defensiv in jeder Begegnung zu überzeugen vermochte, sei im Angriff wegen der fehlenden Erfahrung noch Luft nach oben vorhanden. «Unser Spiel nach vorne ist noch zu langsam», erklärt Plüss.

Umso wichtiger seien die Erkenntnisse aus den letzten zwei EM-Auftritten gegen Portugal und Frankreich. «An diese Leistung müssen wir anknüpfen», fordert Plüss.

Alle Resultate und die Tabelle der Frauen-Rollhockey-EM in Mealhada (Por) finden Sie hier