Lidl-Verteilzentrum: Die Einspracheverhandlungen sind durch

«Ich nehme eine äusserst positive Haltung in der Bevölkerung wahr, dies freut mich sehr», sagt Roggwils Gemeindepräsidentin Marianne Burkhard. Einsprachen gegen das Lidl-Verteilzentrum gab es aus Roggwil nur drei, dafür haben Privatpersonen aus der Nachbargemeinde Wynau ihre Bedenken gegenüber dem Lidl-Verteilzentrum auf dem Gugelmann-Areal angemeldet. Ebenfalls Einsprachen eingereicht haben die Gemeinden, die auf der Fahrt zu den Autobahnanschlüssen Reiden und Rothrist durchfahren werden (siehe ZT vom 11. Juni). 28 Einsprachen gab es total, dazu kommen zwei Rechtsverwahrungen. Sie betreffen den Verkehr im Allgemeinen, die fehlende Nutzung des Gleisanschlusses und den mangelhaften Einbezug in den Planungsprozess sowie die unzumutbare Lärmsituation in Rothrist. «Wir nehmen die Einsprachen sehr ernst», sagt Burkhard. 

Bereits vergangene Woche hat die Gemeinde Verhandlungen geführt. Daraufhin haben zwei Einsprechende aus der Gemeinde Roggwil ihre Einsprache zurückgezogen. Am Freitag hat sich die Gemeinde mit Lidl und dem Planungsbüro zusammengesetzt und das weitere Vorgehen besprochen. Die Kernpunkte hat die Gemeinde nun in einer Medienmitteilung bekannt gegeben: Lidl muss die Nutzung des Gleisanschlusses prüfen und begründen, warum er nicht genutzt wird. Auch bezüglich der Lärmsituation in Rothrist hat Roggwil von Lidl weitere Abklärungen verlangt: Die Verkehrszunahme aufgrund des Verteilzentrums soll neu beurteilt werden.

Roggwil prüft Grenze für Fahrten zum Verteilzentrum

Ein weiterer Streitpunkt ist, ob das Lidl-Vorhaben richtplanrelevant ist oder nicht. Die Gemeinde Roggwil hält fest, dass der im Kanton Bern gültige Grenzwert von durchschnittlich 2000 Fahrten nicht überschritten werde, darum sei das Vorhaben nicht richtplanrelevant. Diese Argumentation bedeutet, dass die Kantone Aargau und Luzern korrekterweise nicht ins Verfahren miteinbezogen worden sind. Eine Obergrenze der durchschnittlichen Fahrten von und zum Verteilzentrum festzulegen, sei hingegen ein «umsetzbarer Sachverhalt». Darum prüfe die Gemeinde nun, wo eine sinnvolle Grenze anzusetzen sei.

Über die Ergebnisse der Abklärungen bezüglich Gleisanschluss, Lärmsituation in Rothrist und maximale Obergrenze der Fahrten will die Gemeinde Roggwil noch vor der nächsten Gemeindeversammlung am 31. August informieren. An dieser Versammlung entscheiden die Roggwiler über die Zonenplan- und Baureglementsänderung «Brunnmatt». Dabei wird das Gugelmann-Areal von der heute geltenden Zone für Arbeit und Freizeit in eine Zone mit Planungspflicht umgezont. «Ich rechne nicht damit, dass es an der Versammlung grossen Widerstand geben wird», sagt Marianne Burkhard mit Blick auf die verbleibende Einsprache aus dem eigenen Dorf. Endlich werde das Gugelmann-Areal von Altlasten befreit und mit einem für die Gemeinde und die Region nachhaltigen Gewerbe überbaut. «Daher ist die Stimmung in Roggwil positiv.»

Roggwil steht nach wie vor hinter dem Lidl-Projekt

«Ich freue mich auf das Projekt, es ist eine grosse Chance für die Gemeinde», sagt Marianne Burkhard. In der Medienmitteilung betont Roggwil, dass die Gemeinde auch weiterhin hinter dem Vorhaben von Lidl Schweiz steht. Das Projekt sei wirtschaftlich und ökologisch nachhaltig, bringe breiten wirtschaftlichen Nutzen und Lidl Schweiz sei «ein verlässlicher, äusserst professioneller, transparenter und vertrauenswürdiger Partner». Trotzdem zeigt sich Roggwil auch selbstkritisch: «Der Gemeindebehörde war vom ersten Augenblick an wichtig, mit den betroffenen Nachbargemeinden im Dialog zu stehen.» Sie sei aber von der Praxis eingeholt worden und müsste sich nun Fehler eingestehen. In einer nachgelagerten Planung sollen die Nachbargemeinden nun näher einbezogen werden und mit Mitteilungen und Orientierungssitzungen auf dem Laufenden gehalten werden.