Littering: Verantwortliche fordern Einführung von Flaschen-, Pet- und Alu-Pfand!

Wenns blüht und spriesst, dann zieht es die Menschen hinaus in die Natur. Bräteln, feiern, fröhlich sein. Schön und gut, hätte das Ganze nicht seine Schattenseite: das stetig zunehmende Littering mit seinen riesigen Abfallbergen. Für immer mehr Leute sind öffentlich zugängliche Plätze offenbar eine einzige Abfallentsorgungsstelle. Aus den Augen, aus dem Sinn.

«Mit der Abschaffung des Flaschenpfandes und der steigenden Nachfrage nach Fastfood hat das Wegwerfen von Abfällen zugenommen», stellt Walter Gloor fest; er ist Leiter Planung und Bau der Gemeinde Rothrist. «Immer mehr wird auch Hauskehricht auf öffentlichem Grund entsorgt, um die Sackgebühr zu sparen.» Die Müll-Hotspots in Rohrist sind an der Aare, beim Bahnhof, bei der Sporthalle sowie die allgemeinen öffentlichen Plätze.

«Besonders bei schönem Wetter und am Wochenende nimmt das Littering massiv zu», stellt auch Christoph Wälti, Leiter des Werkhofs Zofingen, fest. Er und seine Mitarbeiter entsorgten im letzten Jahr 110 Tonnen Abfall aus den 175 Zofinger Abfalleimern und auf dem Stadtgebiet. «Jedes Jahr wird es mehr Abfall und mehr Littering», so Wälti weiter. «Vor einigen Jahren waren es noch 15 Tonnen weniger.»

Das Werkhofteam ist täglich unterwegs, um sauber zu machen, von März bis Oktober gar verstärkt. «Überwachungskameras sind nicht die Lösung», ist Wälti überzeugt. Er wünscht sich mehr Kontrollen bei den Hotspots, wie dem Heiternplatz, dem Bahnhof, dem Rosengarten und den öffentlichen Treppen und Ruhebänken in der Altstadt.

Mit «Haifischen» gegen Sünder

In Aarburg werden wöchentlich zwischen 700 Kilo und einer Tonne Müll eingesammelt. Auf dem Gemeindegebiet stehen 60 Robidog-Kästen und 95 Abfalleimer. «In den letzten Jahren haben wir aufgerüstet», sagt Oskar Blättler, Leiter Werkhof Aarburg.

«Die alten Abfalleimer haben wir durch ‹Haifisch-Abfalleimer› ersetzt.» Diese sind grösser, haben aber kleinere Öffnungen. «So können die Vögel nichts mehr rausfischen und es ist schwieriger, Hausabfall zu entsorgen.» Littering-Hotspots in Aarburg sind der Weg der Aare entlang bis zum Freibad und der Fährweg. «An diesen Orten müssen wir an verlängerten Wochenenden grosse Plastiktonnen aufstellen, um dem Müll Herr zu werden.» Die Mitarbeiter des Werkhofs machen pro Woche drei spezielle Abfallsammeltouren. Für Oskar Blättler ist klar: «Ohne saftige Bussen wird dieses Problem nicht einzudämmen sein.»

Die Gemeinde Oftringen führt der «erzo» jedes Jahr 1800 Tonnen Abfall zu. Darin enthalten ist die offizielle Kehrichtabfuhr, die Abfälle der Verwaltungsgebäude, des Werkhofs, des Friedhofs, der Kindergärten und der Schulen. Der Anteil aus dem Bereich Littering vermischt sich mit dieser Menge – über genaue Zahlen zum Littering verfügt Oftringen deshalb nicht.

Auf dem Gemeindegebiet stehen 50 öffentliche Abfalleimer und 65 Robidog-Kästen. Der Bestand an Abfalleimern werde bei Bedarf angepasst, so Christian Schulthess, Projektleiter Tiefbau und Umwelt Oftringen. Aber: «Mehr Abfalleimer bringen nicht automatisch mehr Sauberkeit. Manchmal nützt das Weglassen eines Abfalleimers mehr.»

Littering sei ein gesellschaftliches Problem: «Es ist der Ausdruck von Gedankenlosigkeit, Bequemlichkeit und Egoismus gegenüber der Umwelt und unserer Gesellschaft», sagt Schulthess. In Oftringen ist ein Werkhofmitarbeiter jeweils drei bis vier Tage pro Woche damit beschäftigt, Abfalleimer und Robidog-Kästen zu leeren und auf öffentlichen Plätzen aufzuräumen.

«Littering liegt nicht an der Anzahl der Abfalleimer, derer gibt es genügend», sagt dazu Walter Gloor, Leiter Planung und Bau der Gemeinde Rothrist, wo pro Woche über 420 Kilo Abfall aus den 60 Abfalleimern und den 43 Robidog-Stellen zusammenkommen. Eingerechnet ist hier auch der achtlos weggeworfene Müll. «Diesen wägen wir nicht separat», sagt Gloor.

Einführung von Pfand

In Singapur wird Littering mit hohen Bussen bestraft. Wo sieht Walter Gloor Möglichkeiten zur Bekämpfung des Problems? «Es muss sofort Pfand für Aludosen, Glas- und Pet-Flaschen eingeführt werden, dann wird die Litteringmenge um mehr als 50 Prozent zurückgehen», ist er überzeugt.

Dass dies funktioniere, zeigen Schweizer Einkaufstouristen, die regelmässig Pfandflaschen an die Verkaufsstellen in Deutschland zurückbringen.

Bussen sind bereits heute möglich – und in der Polizeiverordnung der Region Zofingen geregelt. «Die Repol könnte beispielsweise an Wochenenden präventiv an den Hotspots patrouillieren und stichprobenweise die Adressen der Verantwortlichen aufnehmen und die Freizeitnutzer auf das Littering ansprechen», sagt Gloor. Dies wäre vor allem dem Aareufer entlang hilfreich: «Denn nach Partys bleiben nicht nur Pizzaschachteln, Verpackungen, Zigarettenstummel und Flaschen liegen, sondern auch Partygrills und Liegestühle.»