Lostorf: Die «Sonne» steht zur Vermietung: Verschwindet auch die letzte Beiz im Dorf?

Es ist die letzte richtige Beiz, die in Lostorf übrig geblieben ist: die Pizzeria Sonne an der Hauptstrasse. Das «Rössli» öffnet seine Türen nur noch zum Kegeln. Die «Eintracht» ist zwar jeweils abends geöffnet, allerdings nur für ein «Fürobebier». Das «Wartenfels» wird abgerissen. An seiner Stelle entsteht ein Mehrfamilienhaus mit Wohnungen. Das «Kafi mit Härz» und das «Kaloriebömbeli» sind, wie man erahnen kann, hauptsächlich Cafés.

Nun scheint auch der Verbleib der Dorfbeiz «Sonne» nicht mehr gesichert zu sein: Die «Sonne» kann ab dem 1. Juni gemietet werden. Das Wirteehepaar Angela und Djuro Kovacevic wird sich Ende Mai zur Ruhe setzen, wie es im Inserat auf der Onlineplattform comparis.ch geschrieben steht. Seit dem 1. Februar, also seit genau zwei Wochen, ist das Inserat online. «Nach vielen Jahren erfolgreicher Tätigkeit setzt sich das jetzige Wirtepaar Ende Mai zur wohlverdienten Ruhe und kann dem neuen Pächter ab 1. Juni oder nach Vereinbarung eine langjährige und treue Stammkundschaft übergeben», heisst es dort. Das Wirtepaar selbst möchte sich gegenüber der Zeitung nicht dazu äussern.

«Sonne» ist auch Zunftlokal

Für den Lostorfer Gemeindepräsidenten Thomas Müller wäre die Schliessung der «Sonne» ein Verlust: «Ich hoffe, dass ein Nachfolger gefunden wird. Eine Beiz im herkömmlichen Sinne gibt es in unserem Dorf nämlich sonst nicht mehr.» Der Gemeinderat hat dort jeweils sein Weihnachtsessen durchgeführt. Auch sei die «Sonne» ein Ort, an dem man sich nach Kommissionssitzungen traf, um die Gemüter wieder etwas zu beruhigen, berichtet der Gemeindepräsident. «Wenn das Restaurant wirklich schliesst, müssen wir in die Lokale der Nachbargemeinden ausweichen», schlussfolgert Müller.

Der Lostorfer Gemeinderat und die Kommissionen sind nicht die Einzigen, die das Lokal als Behörde oder Verein frequentiert haben. Es wird auch auf Parteiebene in der «Sonne» politisiert: Die SP-Ortssektion lädt einmal im Monat zu ihrem Stamm am Runden Tisch ein.
Die Zunft zu Wartenfels benutzt das Restaurant an der Hauptstrasse gar als ihr Zunftlokal. In einem Vereinskasten sind Zinnbecher, Fotos und Plaketten ausgestellt. «Wenn das Restaurant tatsächlich schliesst, müssen wir uns ein neues Zunftlokal suchen. Doch das wird schwierig», erklärt Zunftmeister Markus Probst.

So weit sei es allerdings noch nicht. Vorerst heisst es abwarten bei der Zunft, die derzeit 32 Mitglieder umfasst. Denn noch wisse man ja nicht definitiv, wie es weitergeht. In ein Restaurant ausserhalb vom Lostorf umziehen wollen die Zünftler nicht. «Ein Zunftlokal gehört ins Dorf», sagt Probst bestimmt und ergänzt, dass man in der «Sonne» auch «immer sehr gut gegessen» habe. Die Zunft zu Wartenfels hat jeweils ihre Generalversammlung in der Gaststube durchgeführt.

Bis im Frühling geöffnet

Ähnlich klingt es auch bei den Turnern vom Satus Lostorf: «Wir finden es schade, wenn die Beiz schliessen würde. Dann gibt es nachher nichts mehr im Dorf», sagt etwa Markus Gubler, der Präsident vom Satus Lostorf. Der Verein hat laut Gubler oft seine OK-Essen in der Lokalität durchgeführt. Für ihre Generalversammlung mussten sie allerdings jeweils auf andere, grössere Lokalitäten im Dorf ausweichen, da sie mit ihren 80 bis 90 Mitgliedern den verfügbaren Platz in der «Sonne» gesprengt hätten.

Bis Ende Mai müssen sich die Vereine und die Lostorfer Dorfbevölkerung jedoch noch keine neue kulinarische Bleibe suchen. Bis dann hat die Pizzeria noch geöffnet.