Mall of Switzerland wird zum Paradies für Mode-Liebhaber(innen)

Trotz Negativspirale im Schweizer Bekleidungssegment mit den kürzeren Angebotszyklen und sinkenden Preisen mieten sich überdurchschnittlich viele Modemarken in der «Mall of Switzerland» ein. Nicht Qualitätsprodukte, sondern Tourismus und Wohlfühlaspekte sollen den Umsatz auf mehreren Kanälen garantieren.

Bekannte Geschäfte, die es nicht überall gibt, finden sich mehrere. Im Premium-Bekleidungssegment fehlen sie noch. Das italienische Strick-Label Stefanel ist im neuen Einkaufszentrum, das die Schweiz am 8. November mit der «Mall of Switzerland» in Ebikon erhält, bisher die textile Ausnahme. Bekleidung und Schuhe sind mit mehr als einem Drittel überdurchschnittlich vertreten. Darunter sind Bershka, H&M, Skechers, Marc O’Polo oder Adidas auf den 46‘000 Quadratmetern Verkaufsfläche, mit welchen die neue Mall die Nummer vier wird, während die Umsätze der Shopping-Center insgesamt zurückgehen. Nur wenig grösser als das Zürcher Glatt-Zentrum hat das neue Center bisher 80 Prozent der Fläche vermietet, gibt Sprecher Werner Schaeppi an. Dabei darbt das Modegeschäft. Nach einem Anstieg 2014 sind die realen Umsätze für Bekleidung und Schuhe um 12 Prozent eingebrochen, erklärt Credit Suisse im Retail Outlook.

Eine Etage für Premium-Bereich

Es herrscht verstärkter Wettbewerb mit verstärkter Schnelllebigkeit durch verkürzte Produktzyklen. Der Wettbewerb, bereits beeinflusst durch Onlinehandel und den starken Franken, führt nach Einschätzung der Experten zu längeren Ausverkaufsperioden und sinkendem Preisniveau. «Im Premium-Bekleidungssegment ist die Nachfrage gegeben», verweist Gabriela Brandenberg, Head Retail Services bei der Zürcher Liegenschaften-Vermittlung SPG Intercity, auf gehobene Preisklassen. SPG ist in der «Mall of Switzerland» für Anmiete zuständig. Die Mall bietet Premium auf einem Stockwerk. Dazu rechnet das Mall-Management auch Namen wie das Schweizer Modehaus Bayard, das hauptsächlich Marken des mittleren Segments verkauft. Eine starke Erweiterung mit Premium sieht das Management nicht vor. «Die Mall will ein sehr breites Zielpublikum ansprechen, eine einseitige Ausrichtung auf Premium-Marken würde dem nicht gerecht», erklärt Werner Schaeppi.

Der Tourismus ist von Bedeutung. Die «Mall of Switzerland» werde eine «Bereicherung der Tourismus-Region Luzern» sein, hat er bereits zu einem früheren Zeitpunkt dargelegt. «Die Attraktivität der Region Luzern für nationale Besucherströme und ausländische Touristen, aber auch die wachsende wirtschaftliche Bedeutung des Rontals haben die Vision der ‹Mall of Switzerland› und des Hotels von Anfang an mitbeeinflusst.» Nach einem Rückgang der Hotellogiernächte chinesischer Touristen in der Region Luzern im vergangenen Jahr ist die Zahl der Übernachtungen zwischen Januar und August wieder angestiegen, um 2,1 Prozent, gibt Veronique Kanel, Sprecherin von Schweiz Tourismus, an. Die Chinesen sind neben US-Amerikanern die zweitgrösste Gruppe.

Mietpreise gesunken

Werner Schäppi verweist auch auf den Omnichannel-Verkauf mit Vernetzung von Online und Offline. Nebst Umsatz im physischen Store würden zunehmend auch andere Faktoren zu relevanten Messgrössen wie Frequenz, Aufenthaltsqualität, Wohlfühlaspekte oder die angebotenen Services rund um den Einkauf. «Durch die Angebotsvielfalt garantieren wir ein einmaliges Offline-Erlebnis.» Die Mieter erachteten das vielseitige Freizeitangebot als positiv. In den Malls sind die Mietpreise laut Credit-Suisse-Outlook gesunken. Die Geschäfte sehen sich nun mit flexiblen Mieten konfrontiert. «In Shopping Centern geht der Trend hin zur Umsatzmiete. So bezahlen Geschäfte ab einem gewissen Umsatz nicht mehr Fixmiete, sondern einen nach Umsatz berechneten Betrag», sagt Marcel Stoffel, auch Geschäftsleiter des Swiss Council of Shopping Centers.

Hochkompetitiv für Center

Center-Manager Jan Wengeler hat mehrere Jahre Erfahrung im Shopping- Center-Bereich und war zuletzt Center Manager des Einkaufszentrums Boulevard Berlin mit 76 000 Quadratmetern Verkaufsfläche. «Jedes Center muss den idealen Marktleistungs-Mix finden», sagt Marcel Stoffel. Premium wird im vergleichsweise kleinen LAGO Shopping-Center in Konstanz, einem der Ankerpunkte für Einkaufstouristen, zunehmend bedeutsam. Am 3. November eröffnet der deutschland- und schweizweit erste Joop!-Monostore. Das Beratungsunternehmen Cushman & Wakefield machte bereits 2014 für globale Trends deutlich: Die Zukunft der Shopping-Center wird hochkompetitiv sein. (Madeleine Staeheli Toualbia)