Manche Hockeyfans müssen sich wohl noch länger gedulden

«Ziele muss man immer haben», sagt Marco Eicher, «aber dass Inlineskater-Hockey in naher Zukunft olympisch wird, ist reine Utopie.» Der Rothrister, der im Vorstand des Schweizerischen Inlinehockey-Verbands zuständig für «Internationales» ist, weiss auch, warum seine Lieblingssportart nicht auf die Liste der Olympischen Sommerspiele kommt: «Wir betreiben eine Nischensportart mit sehr wenig Bekanntheitsgrad. Inlineskater-Hockey wird lediglich in etwa in zehn Nationen so gespielt, wie wir es machen. Neben mehrheitlich Ländern in Europa sind es noch Indien, Pakistan, Israel und Libanon. Unihockey zum Beispiel hat in der Schweiz ein Mehrfaches an Lizenzierten und ist über 50 Länder verteilt. Und selbst Unihockey wird nicht heute und nicht morgen olympisch.»

Der Schweizerische Inlinehockeyverband SIHV, welcher den Inlineskaterhockey-Sport in der Schweiz organisiert, ist seit sechs Jahren Mitglied von Swiss Olympic, gehört jedoch noch nicht zu Swiss Skate und somit auch nicht zu World Skate. Swiss Skate umfasst zurzeit sieben separate Sportarten unter einem nationalen Dach, unter anderem den Rollhockeyverband SRHV sowie die IHS, Inlinehockey Suisse, welche den Spielbetrieb auf dem Grossfeld sicherstellt. World Skate wiederum umfasst etwa 100 nationale und fünf Kontinental-Verbände. «Deshalb darf die Nationalmannschaft der Grossfeld-Inlinehockeyaner seit geraumer Zeit immerhin an den World Games teilnehmen», erklärt Marco Eicher, «World Skates ist international gut vernetzt.»

Der SIHV steht mit Swiss Skate in fortgeschrittenen Verhandlungen über einen Beitritt, doch selbst wenn es klappen sollte, würde sich in naher Zukunft, zumindest international, nicht viel an der Struktur ändern. «So wie wir heute sportlich dastehen, fehlt die Berechtigung für eine Teilnahme an den Olympischen Spielen», sagt Eicher klar und deutlich, «aber als körperbetonte, attraktive Sportart, die schnell, technisch und taktisch anforderungsreich ist, hätte sie es natürlich verdient.»

Selbstverständlich würde man enorm von der grossen Bühne profitieren: «Neben der Publizitätswirkung hätte es auch einen finanziellen Background und würde unserer Sportart einen Popularitätsschub verleihen. Das hat man zum Beispiel beim Curling erlebt, wenn die Schweizer erfolgreich sind.»

Vordemwalds Rollhockeyaner (hier Ryan Kaeslin). (Bild: mwy)
Vordemwalds Rollhockeyaner (hier Ryan Kaeslin). (Bild: mwy)

Die olympische Geschichte ist sehr kurz, aber es gibt sie immerhin: 1992 war Rollhockey als Demonstrationssport in Barcelona mit dabei. «Durchsetzen» konnte man sich nicht. «Im Moment sind wir weit davon entfernt, wieder ins Programm aufgenommen zu werden», zeigt sich Patrick Moor, Nationalspieler und Spielertrainer des RHC Vordemwald, realistisch, «das ist schade, denn es wäre schon cool. Aber Rollhockey ist sicher nicht die nächste Sportart, die aufgenommen wird. Uns fehlt doch noch ein ziemliches Stückchen.» Es sei einfach eine zu grosse Randsportart, erklärt der Feldspieler, «Rollhockey ist in den meisten Ländern sicher nicht so populär wie andere Sportarten.»

Was hingegen für das Spiel mit dem Hartgummiball spricht, ist, dass es auf jedem Kontinent ausgeübt wird. «In Spanien und Portugal hat Rollhockey einen hohen Stellenwert», weiss der in Oftringen wohnhafte Patrick Moor. Deshalb kommt es auch nicht von ungefähr, dass sich vor allem die Spanier dafür einsetzen, dass Rollhockey dereinst fix ins olympische Programm aufgenommen wird.

Eine Bereicherung des grössten Sportanlasses der Welt wäre es allemal, ist sich Patrick Moor sicher: «Rollhockey ist eine dynamische, schnelle Sportart mit viel Taktik und Technik. Ein guter Spieler muss viele verschiedene Fähigkeiten mitbringen.»

Und was würde man sich davon versprechen? «Die Leute würden Rollhockey mehr wahrnehmen, wenn es auch einmal im Fernsehen läuft», sagt Patrick Moor, «damit würde die Sportart populärer werden und würde dementsprechend mehr Junioren anziehen.»

Diesbezüglich können sich die Verantwortlichen allerdings auch ohne olympischen Status momentan nicht beklagen. Der Rollhockeyverband, der auch Swiss Olympic und World Skate angehört, hat die Coronakrise bisher einigermassen gut überstanden. «Die Zahl der Akteurinnen und Akteure nimmt eher wieder ein bisschen zu», freut sich Patrick Moor, «und bei uns in Vordemwald geht es sogar sicher bergauf.»

Die Unihockeyaner von Mittelland (hier Marius Flury). (Bild: mwy)
Die Unihockeyaner von Mittelland (hier Marius Flury). (Bild: mwy)

«Das Bedürfnis nach mehr TV-Präsenzzeit wäre da», ist sich Markus Meier, langjähriger Präsident von Unihockey Mittelland sicher, «das hat man bei den Playoffspielen in der Schweiz gesehen, die relativ hohe Einschaltquoten hatten.» So formuliert der Wettswiler auch die aktuelle Situation bezüglich Unihockey an den Olympischen Spielen positiv: «Wir sind nicht extrem traurig, dass wir in den Sendungen aus Tokio nicht vorkommen, aber wir hätten natürlich grosse Freude, wenn man Unihockey sehen könnte.»

Der Unihockey-Weltverband IFF strebte einst die Aufnahme in das olympische Programm bereits ab den Sommerspielen 2020 an. Daraus wurde nichts. Das Ziel aus den Augen verliert man deshalb aber nicht. «Unihockey hätte das Potenzial», denkt Markus Meier, «es würde der Sportart helfen, noch attraktiver zu werden, und es würde bei den Jugendlichen dafür sorgen, dass die Sportwahl eine andere sein könnte.» Einige wechselten bisher in Sportarten, die bessere Perspektiven bieten, «wenn Unihockey olympisch wäre, würden vielleicht in Zukunft mehr eher auf die Karte Unihockey setzen.»

Fragt sich, weshalb es bisher nicht geklappt hat. «Unihockey ist noch zu wenig professionell aufgebaut», sagt Markus Meier, «selbst in der Schweiz kann man nicht davon leben. So ist das Gefälle natürlich riesig.» Bisher konnten die Unihockeyaner ausserdem noch kein Sprachrohr finden, um die Aufnahme voranzutreiben, «wir sind noch nicht so verankert. Auf internationalem Parkett ist Unihockey noch nicht so relevant», weiss Markus Meier, «gewisse Länder sind diesbezüglich sehr affin. In Europa sind wir sicher relativ stark und die Schweiz gehört zu den Top drei, vier, neben Schweden, Finnland und Tschechien.» In anderen Teilen Europas und ausserhalb des Kontinents ist Unihockey momentan noch nicht so interessant.» Das Ziel Olympische Spiele bleibt aber, «es würde dem Sport wahnsinnig guttun».