Maximilian Delhees: «Olympische Spiele sind das Nonplusultra»

Maximilian Delhees kommt aus dem Schwärmen nicht mehr heraus. Er erzählt und erzählt, als wäre sein Olympia-Abenteuer gestern gewesen. Dabei liegen mittlerweile 37 Jahre zwischen «dem sportlichen Höhepunkt, meinem schönsten Erlebnis» und dem Jetzt. Und je länger er spricht, umso mehr kommt ihm wieder in den Sinn. Etwa, wie seine Nationalmannschafts-Kollegen und er bezüglich Olympia-Teilnahme wie die Jungfrau zum Kinde kamen. «Die Deutschen, die schliesslich sogar Silber holten, und wir hatten uns eigentlich nicht für die Olympischen qualifiziert», erinnert sich Max Delhees, «nach dem Boykott vieler Oststaaten konnten wir aber nachrücken und kamen in die glückliche Situation, nach Los Angeles reisen zu dürfen.» Sie hätten gewusst, dass ein Boykott im Raum stehen würde, «wir haben dann aber trotzdem relativ kurzfristig von der Entscheidung erfahren».

Bei Olympia treffen sich die besten Sportler der Welt

Das tat der Freude aber überhaupt keinen Abbruch. «Für uns war es gewaltig, Olympische Spiele sind für einen Sportler das Grösste», schwärmt der heute 61-jährige, in Baar wohnhafte Aufbauer noch heute, «sportlich ist die WM das Beste und das durfte ich auch zweimal erleben, 1982 in Deutschland und 1986 in der Schweiz, aber bei Olympia sind die besten Sportler der Welt an einem Platz vereint.» Während den Partien habe man sich auf das Wesentliche konzentriert, aber es sei nicht einfach gewesen: «Los Angeles hatte so viel zu bieten und neben den Wettkämpfen ist so viel gelaufen. So haben wir unter anderem die Hollywood-Studios besucht oder sind uns andere Sportarten anschauen gegangen, etwa Basketball oder Synchronschwimmen. Ausserdem konnten wir von den besten Plätzen aus den 100-Meter-Final live mitverfolgen.»

Aber auch die Erinnerungen an das Olympische Dorf blieben haften. «Es war eine riesige Stadt, zu welcher nur wir Zutritt hatten», erzählt Maximilian Delhees, der sich nach seiner Aktivkarriere dem Mountainbike und Golf verschrieben hat, «dort ist jeweils die Post abgegangen und wir haben viele Sportler kennengelernt. Ich zum Beispiel eine US-Basketballerin, die wie ich 1,94 Meter gross war. Ich habe sie an der Eröffnungs- und schliesslich an der Schlussfeier wieder getroffen.»

Doch das Imposante hat sich nicht auf das Olympische Dorf beschränkt. «Wenn du aus dem Dorf rausgekommen bist, haben dich die Amerikaner am Badge um den Hals erkannt und du wurdest fast vergöttert», erinnert sich der diplomierte Turn- und Sportlehrer, der seit 20 Jahren als selbstständiger Wirtschaftsinformatiker arbeitet, «wenn wir an unsere Spiele gefahren sind, wurde der Highway extra für uns gesperrt. Wir sind uns schon sehr privilegiert vorgekommen».

Schlussrang sieben bei zwölf Teilnehmern

Auch sportlich lief es der Schweizer Nationalmannschaft unter Trainer Sead Hasanafendic gar nicht schlecht. Nach zwei Siegen gegen Japan (20:13) und Algerien (19:18) setzte es zwar Niederlagen gegen Rumänien (17:23), den späteren Olympiasieger Jugoslawien (11:25)und Island (16:23) ab, aber immerhin konnten die Schweizer mit einem 18:17-Erfolg im Spiel um Platz sieben gegen Spanien das Turnier abschliessen. «Für die ersten Spiele musste ich wegen einer Fussverletzung noch passen. Danach durfte ich die eindrückliche medizinische Abteilung der Amerikaner kennenlernen und es ging immer besser», sagt der gebürtige Zofinger Maximilian Delhees, «die Partie gegen Spanien war dann der Höhepunkt. Ich habe zwei der letzten drei Tore erzielt. Schlussrang sieben ergab ein Olympisches Diplom und das ist eine schöne Erinnerung.»

Insgesamt seien sie sehr zufrieden gewesen, auch wenn es gegen Jugoslawien eine deutliche Niederlage abgesetzt habe: «Die haben einen anderen Handball und für damalige Verhältnisse ein perfektes 3:2:1 gespielt. Wir haben im Vergleich zu heute einen eher gemütlichen Handball praktiziert.» Wenn er mit seinem Sohn hie und da einen alten Match anschaue, frage dieser: «Was habt ihr damals eigentlich gemacht. Ihr seid ja nur rumgeschlichen.»

Dank seinem Sohn Ron – die anderen beiden haben mittlerweile vom Handballfeld in die Fitnessszene gewechselt – ist der Kontakt zur Handballgemeinschaft noch immer ziemlich regelmässig. «Wegen Corona und Rons Verletzung war ich zuletzt nicht in der Halle, aber ich schaue alles, was möglich ist, im TV.» Der 26-jährige Ron Delhees, der Linkshänder im rechten Rückraum von Wacker Thun, konnte eineinhalb Jahre nicht ins Wettkampfgeschehen eingreifen, nachdem er sich zum dritten Mal die Kreuzbänder gerissen hatte. «In den Playoffs hat er mit dosierter Spielzeit wieder langsam reingefunden», freut sich Vater Max mit seinem Sohn, er hat gute Ansätze gezeigt und ich hoffe, dass er einmal beschwerdefrei bleibt und das ehemalige Niveau wieder erreicht. Er hat das Potenzial und eine gute Einstellung.» Und manchmal nehme er sogar den einen oder anderen Tipp von ihm an.

Ron hat auch bereits 20 Länderspiele auf dem Konto, träumt nach dem Abschluss seines Betriebswirtschaftsstudiums im nächsten Jahr von einer Auslandkarriere, «und natürlich auch von Weltmeisterschaften und Olympischen Spielen». Dazu müsste aber nicht nur bei ihm selbst alles klappen, sondern müsste auch das Nationalteam als Ganzes über sich hinauswachsen.

Man trifft sich auch heute noch ab und zu

In etwa so wie die Schweizer Auswahl teilweise in den 80er- und 90er-Jahren. «Mit Martin Rubin habe ich noch Kontakt, andere sehe ich zwischendurch in einer Halle», erzählt Maximilian Delhees, «ausserdem treffe ich Höse Huber und Max Schär jedes Jahr beim Schweizer-Meister-Höck des TV Zofingen. Dann werden auch alte Geschichten wieder aufgewärmt.» Nicht nur von den Olympischen Spielen, sondern auch von Heldentaten in der nationalen Meisterschaft. Maximilian Delhees, der seine gesamte Juniorenzeit beim TV Zofingen verbracht hat, wurde 1980 mit dem TVZ Schweizer Junioren-Meister und drei Jahre später auch NLA-Titelträger, bevor er sich ab 1985 bei anderen Klubs engagierte. Nach einem Jahr beim BSV Bern und zwei beim TV Emmenstrand kam er zu den Grasshoppers, wo er noch einmal Schweizer Meister (1990) wurde. «Auch die Meister-Titel, die Länderspielreisen und die Weltmeisterschaften waren schön, aber Olympische Spiele sind das Nonplusultra», sagt Maximilian Delhees.