
Mangelhafte Breitbandversorgung: «Risiko eines digitalen Grabens»
Mehrere tausend Personen könnten im Kanton Luzern davon betroffen sein: Einer mangelhaften Breitbandversorgung. Diese manifestiert sich in tiefen Übertragungsraten des Internets – das Herunterladen von Daten oder E-Banking könnten beispielsweise erschwert, nur sehr langsam vonstattengehen. «Wir haben eine Liste von etwa 100 betroffenen Haushalten aus dem Entlebuch und den Gemeinden rund um den Napf. Wir gehen davon aus, dass die Dunkelziffer um einiges höher ist, aus diesem Grunde kommen wir auf die geschätzte Zahl von mehreren tausend Personen», erklärt Guido Roos. Der Geschäftsführer des Regionalen Entwicklungsträgers Region Luzern West und CVP-Parlamentarier hat im Kantonsrat deshalb ein Postulat eingereicht. Er fordert vom Regierungsrat eine Breitbandstrategie für den Kanton Luzern. «Das Postulat und dessen breite Abstützung über die Parteigrenzen hinaus ist mir als Initiator sehr wichtig. Das Postulat ist parteipolitisch und von den Kantonsräten sehr breit gestützt, haben doch 64 Kantonsräte und somit mehr als die Hälfte der Luzerner Kantonsräte unterschrieben. Meiner Einschätzung nach ist das ein sehr starkes Zeichen – wenn nicht schon Auftrag – an die Luzerner Regierung», so Roos weiter.
Wie bei der Mobilität
Guido Roos hält fest, dass in der Stadt heute schon Übertragungsraten von 100 Megabit pro Sekunde (Mbit/s) Standard seien, manchmal sogar bis zu 1000 Mbit/s. Seit Anfang 2018 sind für die Grundversorgung gesetzlich 3 Mbit/s beim Herunterladen von Daten und 0,3 Mbit beim Hochladen als Minimum vorgeschrieben. Teilweise wird offenbar nicht einmal dieser Mindestwert erreicht – wie eine Bäuerin von einem Hof bei Schüpfheim dem «Entlebucher Anzeiger» kürzlich erzählte. «Wir stellen fest, dass vor allem Gebiete ausserhalb der Bauzone, Einzelhofsiedlungen im Entlebuch und im Napfgebiet betroffen sind. Wir gehen aber davon aus, dass auch einzelne dezentral gelegene Höfe im Wiggertal mit diesem Problem zu kämpfen haben. Dazu liegen uns jedoch keine Angaben vor, da das Anliegen vorwiegend aus dem Entlebuch und dem Napfgebiet an uns herangetragen wurde», erklärt Guido Roos. «Das Risiko eines digitalen Grabens besteht meiner Ansicht nach klar. Wir haben heute bezüglich der Mobilität einen bestehenden Graben zwischen Randregionen und gut gelegenen Regionen an den Autobahnen», so der Geschäftsführer von Region Luzern West.
Roos erkennt Ähnlichkeiten zwischen der starken Entwicklung der Mobilität vor Jahrzehnten und der Digitalisierung jetzt. An Letzterer werde kein Weg vorbeiführen. Die Digitalisierung biete gute Chancen für eine dezentrale Entwicklung im Kanton. Dafür muss aber die Versorgung stimmen. «Wenn in 15 Jahren die Breitbandversorgung dann so ist, dass in den Städten Zürich oder Luzern 10 000 Mbit/s Download Standard ist, aber auf dem Bauernhof in Hergiswil bei Willisau oder Roggliswil die Breitbandversorgung bei 3 Megabit pro Sekunde stehen geblieben ist, dann haben wir dann effektiv den ‹digitalen Graben›. Und die betroffenen Bewohner von Hergiswil beziehungsweise Roggliswil werden sehr viele Dienstleistungen – Fernsehen, Downloads, Bildungsangebote et cetera – nicht mehr nutzen können. Dann ist der digitale Graben Realität.» Er und seine Mitstreiter möchten jetzt schon eine flächendeckende Rate von 10 Mbit/s, denn der digitale Wandel geht weiter. Und sie fordern daneben eine Breitbandstrategie des Kantons. Sie wollen wissen, was der Kanton Luzern in den nächsten 5 bis 15 Jahren aktiv unternehmen will.
Zukauf kann teuer werden Es geht nicht nur um Privatinteressen, um schnelleres Surfen im Internet. Deshalb führen die Postulanten gemäss Roos das Argument der «regionalen Wirtschaftsförderung» auch prominent auf. Allerdings, so erklärt er, könnten Gewerbe und Firmen nicht mehr als die gesetzlich verankerten Datenmengen verlangen. Höhere Bandbreiten könne man hinzukaufen, das könne aber zu beträchtlichen Kosten führen. Für Guido Roos ist es nicht das erste Mal, dass er sich für dieses Anliegen starkmacht. Früher sah sich der Kanton Luzern als nicht zuständig an. Die Ausgangssituation sieht Roos nun aber anders: «Einerseits sind in der Zwischenzeit deutlich mehr Problemfälle ans Tageslicht gekommen und anderseits ist der politische Wille mit über der Hälfte der Luzerner Kantonsräte, die das Postulat mitunterzeichnet haben klar vorhanden. Darum bin ich zuversichtlich, dass der Kanton Luzern die Breitbandstrategieendlich bald in Angriff nimmt.»