
Marc Grieder: «Die Zielsetzung Playoff-Final war absolut gerechtfertigt»
Marc Grieder, was konnten Sie in den letzten Tagen für Erkenntnisse gewinnen?
Marc Grieder: Es sind nach dieser kurzen Zeit noch nicht alle Gespräche geführt. Es ist klar, die Enttäuschung ist gross. Jeder hätte von sich mehr erwartet. Die Spieler sind sehr selbstkritisch und wollen Verantwortung übernehmen.
Worauf basiert denn das Scheitern?
Wir sind topvorbereitet in die Playoffs gestartet, alle waren gesund mit an Bord, das Selbstvertrauen war da. Doch dann hat es eine mentale Blockade gegeben, einige sagten, sie hätten dann nicht mehr frei aufspielen können und fanden nicht mehr aus dieser Blockade heraus. Wir sind uns einig: Wir haben die Playoffs nicht wegen eines Systemmangels verloren, wir haben uns schlicht zu viele individuelle Fehler geleistet. Es ist unerklärlich, wie wir Dinge über 44 Qualifikationsspiele solide bis sehr gut machen können, dann aber plötzlich nicht mehr abgerufen werden können. Es fehlte an Leidenschaft und Disziplin.
Ausgerechnet in den Playoffs blieben Herz und Leidenschaft auf der Strecke. Wie ist das bloss möglich?
Wir hatten einen schwierigen Saisonstart. Und als Kritik aufkam, konnten wir noch Anpassungen vollziehen. Wir gewannen dann aus 19 Spielen 17 Mal – vielleicht ging das alles etwas zu einfach. Ging es hart auf hart, sprang immer einer in die Bresche, mal waren es die Torhüter, mal die Ausländer, mal die absoluten Leader im Team. In den Playoffs war das nicht der Fall.
Hatte die Mannschaft zu wenig «Playoff-Spieler»?
Die Mannschaft hat bis zum Schluss als Einheit funktioniert – und funktioniert auch jetzt noch. Es hat nie einen Zwist gegeben, vielleicht muss man rückblickend gestehen, dass man in der Regular Season zu lieb miteinander war. Man hat zu wenig versucht, kritische Aspekte anzusprechen, vielleicht mit dem Finger mal etwas mehr auf den anderen zu zeigen, der etwas nicht erfüllt oder verfolgt. Wir hätten härter miteinander ins Gericht gehen müssen. Aber es ist verständlich, dass es nicht einfach ist, Kritikpunkte anzumerken, wenn man dann 17 von 19 Spielen gewinnt. Dabei sollte faire und konstruktive Kritik immer möglich sein, um gemeinsam voranzukommen.
Der Druck nahm mit Beginn der Playoffs spürbar zu. Waren die Spieler diesem nicht gewachsen?
Was heisst Druck? Der Druck kam weder vom Verwaltungsrat, noch von den Fans, den Coaches oder mir. Es ist klar, dass man eine Erwartungshaltung haben darf, aber es war nicht so, dass wir den Spielern das Messer an den Hals gehalten und sie zu etwas gezwungen hätten.
Der Playoff-Final ist ein hoch angesetztes Ziel.
Ja, das Ziel war hoch angesetzt. Aber mal ehrlich: Man muss sich die Ziele hoch stecken, wir wollen vorwärtskommen. Stellen Sie sich vor, wir würden sagen: Wir schauen mal von Spiel zu Spiel und sehen dann, was in den Playoffs drin liegt. Das wäre nicht nur unsportlich, sondern auch unprofessionell.
War es zu hoch angesetzt?
Wir peilen ein Saisonziel ja nicht nach Gutdünken an. Wir setzen uns damit auseinander und schauen, was anhand der Ausgangslage, der Konkurrenz und den eigenen Qualitäten möglich ist. Ich muss ehrlich sein: Die Zielsetzung Playoff-Final war mit diesem Team absolut gerechtfertigt.
Einige Spieler wussten, dass sie nächste Saison wohl nicht mehr in Olten spielen. Wie entgegnen Sie dem Problem, dass auch diese Spieler sich bis zur letzten Sekunde für den Arbeitgeber zerreissen?
Am Ende spielen alle professionell Eishockey. Es darf erwartet werden, dass alle die korrekte Einstellung haben. Ich gebe Ihnen Recht, dass eben genau diese Spieler die Leistungen nicht mehr abrufen konnten, man könnte es ihnen unterstellen. Aber ich hatte nicht das Gefühl, dass ihnen alles egal gewesen wäre. Auch sie wollten die Ziele erreichen.
Sie sind ein Gegner von B-Lizenz-Spielern, die zwischen Stammklub und Ausleiheklub hin und her geschoben werden können. Ironie des Schicksals: Es war Langenthals Erfolgsmodell.
Wir haben die Erfahrungen gemacht, dass man sie nie komplett einbinden kann ins Team, weil sie vielleicht am einen Tag bei uns trainieren, dann aber am Folgetag beim Stammklub sind. Da ist es schwierig, vor allem auch als Coach, rund um das Team ein Gerüst zu bauen. Wir versuchen weiterhin, auf Spieler mit B-Lizenzen zu setzen, die über die komplette Saison hier sind und fest eingebunden werden können. Die Beispiele Joel Salzgeber und Keijo Weibel haben gezeigt, dass es möglich ist. Ob uns dies auch zukünftig gelingt, werden wir sehen. Langenthal hatte alles richtig gemacht und hatte das Glück, dass sie auch in den Playoffs auf Rüegsegger und Bircher setzen konnten.
Man wird weiter sparen müssen. Wird sich Olten noch stärker zum Team entwickeln, das als Sprungbrett für Nachwuchsspieler dient?
Ich möchte zu Budgetfragen keine Stellung beziehen. Ich versuche als Sportchef mit den vorhandenen Mitteln das Maximum herauszuholen. Wir möchten junge Spieler weiterentwickeln. Aber ich denke, mit Carbis haben wir einen arrivierten Spieler geholt, der den Gegenspielern unter die Haut gehen kann.