Marco Polo übernimmt das Traditionshaus «Sonne» in Bremgarten

Die «Sonne» scheint schon seit vielen Jahrhunderten im Reussstädtchen. Das Haus ist über 600 Jahre alt. «So weit sich das Gasthaus in der Geschichte zurückverfolgen lässt, also über rund 400 Jahre, war es immer, was es bis heute geblieben ist, nämlich eine ehrenhafte Tavernenwirtschaft, also ein vollwertiges Gasthaus.»

Das schrieben 1987 Walter Benz und Othmar Schaufelbühl im Buch «Hotel Sonne Bremgarten». In Auftrag gegeben hat die Schrift Georg Utz, der damalige Besitzer des Gebäudes, der unheimlich viel Geld, Sorgfalt und Liebe in das alte Gemäuer gesteckt hat. Nur dank seiner grosszügigen Renovation konnte das Hotel überhaupt die Zeit überdauern und ist noch heute eines der schönsten Häuser der Bremgarter Altstadt.

Von der Räuberhöhle zurück zum Bijou

Denn bevor Georg Utz es 1982 umbauen liess, war die «Sonne» eine Ruine, ein Schandfleck, eine Räuberhöhle. Von der einstigen Taverne, wo neben Speis und Trank auch Gäste und deren Pferde nächtigen durften, war kaum mehr etwas übrig. Überall bröckelte es, und es hätte wohl nicht mehr lange gedauert, bis dem ehemals stattlichen Gebäude der Abriss gedroht hätte. Doch von seinem Direktionszimmer aus sah Georg Utz die Rückseite des ungenutzten alten Gebäudes. Im Buch heisst es: «Was hier abbröckelte, hat Bewegung ausgelöst.»

Er liess das mittelalterliche Wirtshaus umbauen. Wer hätte gedacht, dass es über zwölf Stockwerke verfügt? Über dem ebenerdigen Restaurant liegen der Saal und das wunderhübsche Jägerstübli samt Erker. Darüber sind auf fünf Stockwerken Gästezimmer eingebaut.

Unter dem Restaurant in den Hang hinein gebaut liegt jener Raum, der in den vergangenen Jahren am besten bekannt war am ganzen Gebäude: Die Bar, wo bis vor kurzem der bei jungen Leuten und Hochzeitspaaren besonders beliebte «Stiefelchnächt» seine belgischen Biere verkaufte. In den drei Geschossen darunter sind technische Räume, Lager und die Parkgarage untergebracht.

So haben René Holenweger und seine Partner die «Sonne» im vergangenen Jahr angetroffen. In nur einem Jahr machten sie daraus das Flaggschiff ihrer Business Apartments, Cafés, Restaurants und Hotels.

Für Marco Polo kam die «Sonne» unerwartet

2016 hat Marco Polo in Wohlen neben einem Restaurant auch seine ersten Business Apartments eröffnet. Wichtig ist ihnen, dass ihre Räume nicht nur von Urlaubern genutzt werden können, sondern auch von Arbeitern, die aufgrund ihres Jobs einige Monate im Freiamt verbringen müssen.

Sie sollen hier möblierte und mit Küchen ausgestattete Zimmer finden. Marco Polo vermischt gern Historisches mit modernen Elementen. In Wohlen ist das vor allem im Restaurant erkennbar, das die Schweizer Küche mit der asiatischen mischt. Nach Wohlen eröffnete die AG in Brugg ein weiteres Hotel samt kleinem Café.

«Dann konnten wir die Liegenschaft an der Marktgasse 20 in Bremgarten ersteigern», berichtet Geschäftsführer René Holenweger. Dort hätte ein weiteres Hotel untergebracht werden sollen. Doch es kam anders. Ein Café hat Marco Polo in jenem Gebäude eröffnet.

Darüber werden einst die Wohnungen ausgebaut, anstatt sie als Hotelzimmer zu vermieten. Denn: «Das Ehepaar Seiler, dem die ‹Sonne› gehörte, fragte an, ob wir das Gebäude kaufen möchten. Sie kannten unsere Philosophie und konnten sich das gut für ihr Gasthaus vorstellen», ist Holenweger stolz.

Rasch wurde man sich einig, Marco Polo erstellte 16 Zimmer – wozu bald auch eine Hochzeitssuite im obersten Stock zählt – und konnte im September die Sonne Bar & Lounge, am 18. Oktober das Restaurant Marco Polo Sushi & Steak und am 22. Oktober das Hotel Sonne Marco Polo eröffnen. So geht die Tradition der «Sonne» in Bremgarten weiter. Mit Speis, Trank und Gästezimmern. Nur für die Pferde gibt es keinen Platz mehr.