Marinko Jurendic: «Soll ich mich wieder auf die Tribüne setzen?»

Die bisherigen Spiele der Saison 2017/18 lassen sich aus Sicht des FC Aarau in vier Worten zusammenfassen: Im Brügglifeld fix, auswärts nix. Die Heimstärke des FC Aarau in dieser Saison ist frappant. Zuletzt gab es neun Spiele in Folge ohne Niederlage und vier Siege in Serie, das schaffte innerhalb einer Saison nicht einmal Aufstiegstrainer René Weiler. Die letzte Niederlage im Brügglifeld liegt knapp sieben Monate zurück: das 0:2 am 20. August 2017 gegen Vaduz.

So eindrücklich die Bilanz des FC Aarau vor eigenem Publikum, so schlecht ist sie in den Auswärtsspielen. Aus den zehn Partien dieser Saison resultierten gerade mal fünf Punkte. Dem Sieg in Wil am 14. Oktober (3:1) und den zwei Unentschieden in Winterthur (1:1) und in Wohlen (1:1) stehen sieben Niederlagen gegenüber. Das Torverhältnis in den zehn Spielen ist mit 9:24 ernüchternd.

Kurios: Weil Marinko Jurendic beim Erfolg in Wil wegen einer Sperre auf der Tribüne sass und am Spielfeldrand von Assistent Stephan Keller vertreten wurde, ist Jurendic als FCA-Cheftrainer auswärts noch sieglos.

Keine mentalen Probleme 
Frage an den 40-Jährigen: Was ist da los, Marinko Jurendic? Einverstanden mit der Schlagzeile «Im Brügglifeld fix, auswärts nix»? «Man kann sicher nicht von einem Auswärtsfluch sprechen», so Jurendic, «hinter jedem Auswärtsspiel dieser Saison steckt eine eigene Geschichte. Zum Beispiel spielten wir in Wohlen, wo wir für das 1:1 hart kritisiert wurden, fast eine Halbzeit lang in Unterzahl. Solche Umstände muss man in die Wertung mit einbeziehen.»

Aber haben die Spieler in Auswärtsspielen mentale Probleme? «Mag sein, dass sich der eine oder andere in der gewohnten Umgebung im Brügglifeld wohler fühlt als auf fremden Plätzen. Aber von einem Problem zu sprechen, halte ich für falsch. Unser Ziel ist es, sowohl auswärts als auch im Brügglifeld die gleiche Stabilität hinzubekommen.»

Die Schwäche bei ruhenden Bällen
Zu denken gibt Jurendic vielmehr die Schwäche bei ruhenden Bällen. Die ersten sechs (!) Gegentore der Rückrunde fielen nach ruhenden Bällen, also nach Eckbällen oder Freistössen der gegnerischen Teams. «Wir sind bei hohen Bällen im Strafraum noch viel zu anfällig», sagt Jurendic. «Das hängt einerseits mit Konzentrationsschwächen, anderseits mit den verletzungsbedingten Wechseln auf den Positionen in der Innenverteidigung zusammen. Gefühlt vor jedem Spiel muss ich meine Abwehr neu zusammenstellen.»

Was die Auswärtsschwäche betrifft, gibt es in der Rückrunde mildernde Umstände: Die Spitzenklubs Xamax und Servette waren für den FC Aarau ganz einfach eine Nummer zu gross. Mit Rapperswil-Jona aber ist der nächste Gegner ein deutlich kleineres Kaliber. Im Spiel gegen die St. Galler darf man vom FC Aarau erwarten, dass er nach knapp fünf Monaten endlich wieder ein Auswärtsspiel gewinnt.

Aber wie soll das gelingen? Jurendic: «Wir haben unsere Vorstellungen.» Und lachend fügt er an: «Soll ich mich wie damals in Wil wieder auf die Tribüne setzen?»