
Maskottchen «Flipsi» wartet auf den allerersten Punkt
0:164 – die bisherige Bilanz der Zofinger Geparden liest sich wie eine Horrorgeschichte. Nach dem ersten Ligaspiel der Vereinsgeschichte gegen die Glarus Orks (0:57) setzte es auch gegen die Solothurn Ducks (0:37) eine deftige Niederlage ab. Bei der Heimpremiere auf der Zofinger Bezirksschul-Wiese gegen Ligafavorit Langenthal lief es nicht besser – im Gegenteil. Nach dem 0:52-Rückstand zur Pause wurde für die zweite Hälfte die sogenannte Mercy-Rule (Gnadenregel) angewandt, die bewirkt, dass die Spieluhr ohne reguläre Unterbrechungen, wie sie sonst üblich sind, weitergelaufen lassen wird. So kam es letztlich «nur» zu einem 0:70.
«So ist es natürlich ein bisschen schwieriger, Spass zu haben», sagt der Offensive-Line-Coach der Cheetahs, Christoph Fehr, und lacht, «aber wir haben trotzdem welchen.» Selbstverständlich habe man sich mehr erhofft, «aber wir sind ein junges Team und am Lernen. Da bezahlt man halt Lehrgeld am Anfang.»
Mit viel Herzblut und Aufwand zum Event
Nach dem brutalen Start in die erste Meisterschaftssaison mag es überraschen, aber die Stimmung in der Serengeti, wie die Heimspielstätte der Cheetahs genannt wird, ist positiv. Mit viel Herzblut und Aufwand haben die Zofinger gute Voraussetzungen nicht nur für ein Spiel, sondern für einen Event geschaffen. Mehr als 200 Personen lassen sich das am Samstag nicht entgehen. «Was der Vorstand geleistet hat, ist wirklich bemerkenswert», sagt Christoph Fehr, der selbst lange in der Nationalliga A für die Seaside Vipers in St. Gallen gespielt hat, «so etwas habe ich selbst in der NLA und international selten erlebt. Ein erstes Spiel in der NLC mit über 200 Zuschauern, darauf kann man aufbauen. Das zeigt wieder einmal: Wenn du etwas bietest, kommen die Leute auch.»
Damit wiederum wollen die Zofinger gleich noch eine zweite Fliege schlagen. «Der Rahmen gehört auch dazu, ob ein Klub Erfolg haben kann oder nicht», weiss der gebürtige Oftringer Christoph Fehr, «du wirst bekannter und es kommen mehr Spieler.» Und diesbezüglich dürfte oder müsste sich etwas tun bei den Cheetahs, denn mit lediglich 26 Akteuren im Kader ist man für American-Football-Verhältnisse sehr dünn aufgestellt. «In der NLC wäre es gut, wenn man zwischen 35 und 40 Spieler hätte. Weiter oben müssten es sogar noch mehr sein», erklärt Christoph Fehr. Deshalb suchen die Thutstädter händeringend nach Zuwachs. «Es gibt für jede Grösse und Körperform eine Position», betont der Offensive-Coach, «es kann jeder mitmachen. Allerdings muss man jedem zuerst die Grundregeln beibringen, um sie integrieren zu können.»
Daneben, dass sich die Cheetahs zuerst einmal in der Region einen Namen machen müssen, gibt es eine zweite Schwierigkeit, wie Christoph Fehr erläutert: «Es gibt mittlerweile zu viele Teams in der Region mit den Argovia Pirates, den Langenthal Invaders und den Solothurn Ducks. Da wird es noch eine Bereinigung geben müssen.» Und er fügt selbstredend an: «Ich hoffe, dass es nicht uns trifft und dass wir uns so weit festigen können wie die Pirates oder Invaders.»
Dafür hat Fehr einen Fünf- und einen Zehn-Jahres-Plan ausgearbeitet. «In fünf Jahren würden wir gerne mindestens in zwei Schulen in der Region im Schulsport mit Flag Football präsent sein. Vielleicht bringt man dann später sogar eine Juniorenmannschaft hin. In zehn Jahren wollen wir das beste Team zwischen Zürich, Bern, Basel und Luzern sein.» Das Ziel von Cheetahs-Präsident Simon Fasano ist es ausserdem, in den nächsten ein bis zwei Jahren ein Frauenteam aufzubauen. Dies wäre die fünfte Frauenequipe in der Schweiz, wodurch der Verband eine Frauenliga starten könnte.
American Football ist eine Präzisionssportart
Zurück in die Gegenwart. Die Cheetahs, die mehr als zehn Spieler weniger aufs Matchblatt bringen als Gegner Langenthal, werden nicht verschont. Da ändern auch die Cheerleaders und das Maskottchen «Flipsi», dessen Namen in der Pause aus allen eingegangenen Vorschlägen ausgelost wird, nichts daran. «Football ist Disziplin und Präzision in der Ausführung», weiss Christoph Fehr, «daran zu arbeiten, ist aber schwierig mit nur 15, 16 und auch stets anderen Leuten im Training. Corona hat uns auch nicht geholfen, denn wir können noch nicht so lange wieder richtig trainieren. Wenn du die Dinge nicht immer wieder üben kannst, kommt ein Resultat wie heute raus.»
Schwamm drüber. So bleiben die kurzfristigen Zielsetzungen bei den Zofingen Cheetahs bescheiden. «Wir müssen jetzt Erfahrungen sammeln und lernen, aggressiver zu spielen», sagt Christoph Fehr, «wir sind noch viel zu lieb. Ob wir eine Chance haben, in dieser Saison bereits ein Spiel zu gewinnen, weiss ich nicht, aber mindestens aufs Scoreboard wollen wir möglichst bald.»