Massive Hunde-Attacke: Boxer beisst Zofinger Arzt arbeitsunfähig

 

Siebenjähriger Boxer attackiert Jogger und verletzt diesen an den Händen schwer.

Es ist das Albtraum-Szenario jeden Läufers. Am 22. April begab sich ein Zofinger Arzt auf seine Jogging-Runde. Sein Weg führte auf dem Gemeindegebiet Reiden an einem Haus vorbei, das mit einem massiven Zaun gesichert ist. Ab und zu hört man dort Hunde bellen. Auf die Strasse können die Tiere – es handelt sich um drei Boxer – wegen des Zauns allerdings nicht. Das war an diesem Samstag gegen halb sechs Uhr abends anders. Zwei der Hunde konnten das Grundstück durch das geöffnete Tor verlassen – warum dieses offen stand, ist unklar. Die Besitzerin sagt, sie stehe diesbezüglich vor einem «Rätsel».

Die beiden Hunde – ein siebenjähriger Rüde und seine Schwester – gingen auf den joggenden Arzt los. Der Mann, der offenbar mit Kopfhörern unterwegs war, erschrak und wehrte sich – was die Hunde wahrscheinlich noch mehr provozierte. Der Rüde biss zu, gemäss Auskunft der Luzerner Polizei an verschiedenen Körperstellen, unter anderem an den Händen. Die Verletzungen sind gemäss Recherchen dieser Zeitung so schwer, dass das Opfer nach wie vor nicht arbeiten kann und auch noch einige Zeit ausfällt. Am Ort des Angriffs waren später Blutspuren zu sehen. Die Polizei wurde gerufen, ebenso der Rettungsdienst, der den Verletzten ins Bezirksspital Zofingen brachte.

Aus heiterem Himmel scheint der Angriff nicht gekommen zu sein. Die Halterin, die früher selbst Hunde züchtete, übergab den Rüden neuen Besitzern, als dieser erst wenige Monate alt war. Doch schon nach kurzer Zeit musste sie ihn zurücknehmen, weil die neuen Halter mit ihm überfordert waren. Der damals noch junge Hund rannte allem nach, was sich bewegte. Mindestens einmal soll es zu einem Zusammenstoss mit einem Velofahrer gekommen sein, der dem Boxer einen Fusstritt verpasst haben soll.

Zurück bei der ursprünglichen Halterin in Reiden kam es in den letzten Jahren zu keinen aktenkundigen Vorfällen. Sie habe den Boxer immer gut beaufsichtigt, heisst es aus ihrem Umfeld. Mit anderen Hunden spielen liess sie ihn aber nicht – offenbar aus Angst, dieser könnte plötzlich einen anderen Hundebesitzer angreifen. Wenn sie Besuch hatte, habe sie den schwierigen Boxer weggesperrt.

Inzwischen hat sich – wie bei Beissvorfällen üblich – der kantonale Veterinärdienst eingeschaltet. Im schlimmsten Fall kann das Amt einen besonders aggressiven Hund vorsorglich beschlagnahmen und einschläfern. Das ist in diesem Fall nicht passiert, der Boxer ist also nach wie vor bei der Besitzerin in Reiden. Welche Sofortmassnahmen angeordnet wurden, gibt das Veterinäramt nicht bekannt. «Das ist im einzelnen unsere Sache», heisst es auf Anfrage. Der Fall werde aber «unverzüglich» und «seriös» geprüft.

Gemäss Recherchen ist das Tor, durch das der Hund das Grundstück verlassen hat, zusätzlich gesichert worden. Ausserdem darf die Besitzerin den Hund nur noch an einer speziellen Leine, die das Beissen verhindert, spazieren führen. Unklar ist, wann und in welchem Umfang der gebissene Arzt seine Arbeit wieder aufnehmen kann. Er war für eine Stellungnahme nicht erreichbar.