Mathias Frank: «Ich nehme Abschied von meinem Traum»

Ein Zufall ist es nicht. Die dritte Etappe der diesjährigen Tour de Suisse führt direkt am Elternhaus von Mathias Frank in Roggliswil vorbei. Die Organisatoren des heimischen Veloclubs Pfaffnau-Roggliswil haben dies so eingefädelt. Frank wird zum ersten Mal auf jenen Strassen, auf denen er schon als Junior radelte und davon träumte, irgendwann Profi zu werden, an der Tour de Suisse fahren. «Für mich ist diese Heimetappe ein ganz grosses Highlight», sagt er. «Deshalb ist dies für mich ein guter Moment, um zu sagen, dass dies meine letzte Tour de Suisse sein wird.» Nach der Saison ist für den 34-Jährigen Schluss, gestern verkündete er seinen Entscheid. «Nach 14 Jahren nehme ich Abschied von meinem Traum, den ich verwirklichen konnte.»

Mit dem Namen Frank war jahrelang die Hoffnung auf einen Gesamtsieg an der Tour de Suisse verbunden. In einer Zeit, in der Fabian Cancellara in den Klassikern brillierte, machte sich Frank als konstanter Rundfahrer einen Namen. Am Ende fehlen aber die ganz grossen Titel im Palmarès. 2014 kommt er dem Gesamtsieg der Tour de Suisse am nächsten. Nicht nur wegen des zweiten Ranges war jene Austragung die emotionalste Woche in der Profikarriere von Mathias Frank. «Eigentlich kann man sich das fast nicht vorstellen», sagt er heute. Just vor der Tour kam seine erste Tochter zur Welt, danach fuhr Frank seine beste Rundfahrt. Auch darum blickt er trotz des verpassten Gesamtsieges positiv auf 2014 zurück.

Als die Karriere am seidenen Faden hing
Emotional wurde es für Frank in seiner Karriere aber auch im negativen Sinne. 2010 war der Bubentraum an seiner erstmaligen Teilnahme der Tour de France jäh geplatzt. Schon im Prolog in Rotterdam stürzte Frank auf regennasser Fahrbahn schwer, prallte unglücklich mit einer Bande zusammen und trat die Heimreise mit einem zerfetzten Muskel im linken Oberschenkel an. Die Ärzte sprachen davon, dass seine Karriere zu jenem Zeitpunkt am seidenen Faden hing. Er kämpfte sich zurück. Fünf Jahre nach dem fürchterlichen Sturz wurde er an der Tour de France Achter.

Doch der Sturz von damals, er steckt noch immer in den Knochen und Muskeln von Mathias Frank. Nach seinem Unfall musste er den kaputten Muskel mit anderen Muskeln kompensieren, jahrelang funktionierte dies tadellos. Mit der Zeit aber haben sich kleine Abnützungserscheinungen gebildet, insbesondere die Schulter macht Probleme. Auch sie sind ein Mosaiksteinchen zum Rücktritt. Dass der dreifache Vater mehr Zeit mit der Familie verbringen möchte ein anderer. Und dass er inzwischen seinen Erwartungen hinterherfährt ein Dritter. «Es war für mich ein langer Prozess, ehe ich mich zum Schritt entschied.» Dem Radsport möchte er in Zukunft gerne in einer Funktion erhalten bleiben.

Bis Ende Saison hat Frank aber noch Ziele. Die Olympischen Spiele etwa, sofern er nominiert wird. Und natürlich die Tour de Suisse mit der Heimetappe. Würde hier Mathias Frank seine erste Tour-Etappe gewinnen, es wäre zu kitschig. «Aber nehmen würde ich es natürlich schon», sagt er und lacht.