Megastaus an Grenze bringen Riesenprobleme für Aargauer Spitäler – das fordern sie jetzt zur Entschärfung

Die Schliessung der Grenze zwischen Deutschland und der Schweiz zur Eindämmung des Corona-Virus hat massive Folgen für Grenzpendler: Die Fahrt von Waldshut nach Baden dauert teilweise bis zu drei Stunden, die Rückfahrt am Abend erneut. Eine unangenehme Situation für alle – ganz besonders aber für das Pflegepersonal in Schweizer Spitälern und Kliniken.  

Omar Gisler, Mediensprecher des Kantonsspitals Baden, spricht von einem riesigen Problem. „In unserem Spital arbeiten 140 Grenzgänger. Viele von ihnen fahren um 5 Uhr morgens ab, schaffen es aber teilweise dennoch nicht, rechtzeitig bei der Arbeit zu sein. Das ist unglaublich frustrierend und ein grosses Problem. Denn die Grenzgänger spielen eine fundamentale Rolle, damit wir die Gesundheitsversorgung gewährleisten können.“

Das Kantonsspital Baden hat sich an den Verband der Spitäler, Kliniken und Pflegeinstitutionen im Kanton Aargau (Vaka) und an das Departement Gesundheit und Soziales (DGS) des Kantons gewandt. „Die momentane Situation ist nicht zumutbar. Es braucht Lösungen, beispielsweise die teilweise Öffnung einer Grenze für Gesundheitspersonal“, sagt Gisler. Eine weitere Möglichkeit wäre, die Grenzgänger in Hotels der Region oder in privaten Unterkünften unterzubringen. „Das hat aber zwei Nachteile: Erstens die Kostenfrage. Und zweitens die Psychohygiene: Von seinen Nächsten getrennt zu sein, wünscht sich in der momentanen Situation niemand.“

René Stupf, Leiter Marketing und Kommunikation der RehaClinic mit Hauptsitz in Bad Zurzach: „Der Stau ist ein absoluter Stimmungskiller. Ein grosser Teil unseres Personals verbringt seit der Schliessung der Grenze täglich drei bis fünf Stunden im Auto. Hinzu kommt die enorme psychische und physische Belastung, die jetzt schon vorhanden ist und noch zunehmen wird, wenn die Welle von Corona-Fällen auf bei uns eintreffen wird.“

Mindestens 500 Mitarbeitende betroffen

Wie eine repräsentative Umfrage bei mehreren Gesundheitsinstitutionen (Akutspitäler, Alters- und Pflegeheime) in den Bezirken Bad Zurzach und Baden gezeigt habe, seien mindestens 500 Mitarbeitende von den Grenzschliessungen so stark betroffen, „dass die betrieblichen Abläufe und damit die Patientenversorgung beeinträchtigt, mittelfristig sogar gefährdet sind.“

Die Geschäftsleitung der RehaClinic hat sich heute Mittwoch bei der Eidgenössischen Zollverwaltung gemeldet, wie Stupf erklärt: „Wir verlangen, dass zumindest an einem der inzwischen ganz geschlossenen Grenzübergänge, entweder in Bad Zurzach oder Kaiserstuhl, eine erleichterte Einreise für unsere Angestellten möglich sein muss.“ 

Die „RehaClinic“ stellt ihren Angestellten aus Deutschland bereits seit dieser Nacht Betten im Hotel Tenedo zur Verfügung. Zudem wurde eine Kindertagestätte für die Betreuung der Kinder von Mitarbeitenden eingerichtet. 

Zwar sollen in der „RehaClinic“ gemäss aktuellem Stand im Gegensatz zum Kantonsspital Baden keine Corona-Patienten behandelt werden, „aber das kann sich stündlich ändern“, so Stupf.  Die RehaClinic ist derzeit dafür vorgesehen und bietet sich proaktiv an, die Akutkliniken zu entlasten und Patienten möglichst früh zu übernehmen, so dass die Spitäler mehr Ressourcen für Corona-Betroffene haben werden.