Mehr Budget, aber weniger Geld fürs Team: Wie der FCA-Vizepräsident diesen Widerspruch erklärt

Es braucht schon eine grosse Portion Optimismus, um das Kader des FC Aarau eine gute Woche vor dem Saisonstart als konkurrenzfähig zu bezeichnen. Konkurrenzfähig im Sinne von: qualitativ und quantitativ in der Region der Aufstiegsfavoriten GC und Lausanne.

Mindestens ein Goalie und ein gestandener Offensivspieler müssen noch her, auch ein Innen- und ein Linksverteidiger stünden der Mannschaft gut zu Gesicht – erst dann passen die hohen Ambitionen zur Kaderstärke.

Rückblick: Anfang Juni, direkt im Anschluss an den verpassten Aufstieg in der Barrage gegen Xamax, kündigt FCA-Präsident Alfred Schmid eine Vorwärtsstrategie an. Vizepräsident Roger Geissberger konkretisiert: «Nächste Saison wollen wir wieder in der Spitzengruppe dabei sein, obwohl Lausanne und GC massiv grössere finanzielle Möglichkeiten haben. Unser Budget für die Profimannschaft wird rund 4,2 Millionen Franken betragen, zehn Prozent mehr als in der vergangenen Spielzeit.»

Tasars Ersatz und korrigierte Ziele

Die logische Schlussfolgerung für Aussenstehende nach der angekündigten Budgeterhöhung: Der FC Aarau wird mindestens ein ebenso prominentes Kader haben wie in der vergangenen Saison. Doch das Gegenteil ist der Fall: Sportchef Sandro Burki hat weniger Geld zur Verfügung als in der vergangenen Saison.

Spieler mit auslaufenden Verträgen wie Deana, Karanovic oder Peyretti hätte er gerne behalten – doch aus finanziellen Gründen musste er ihnen absagen. Und Spielern auf dem Transfermarkt, die das FCA-Kader in der Breite verstärken würden, kann Burki kein Angebot machen, solange sich keine neuen Geldquellen auftun.

Kein Wunder, ist der Sportchef nicht gerade glücklich mit der Situation. Die präsidiale Ankündigung der Vorwärtsstrategie hat extern und intern Erwartungen an das Kader geschürt, die kaum zu erfüllen sind. Stand heute reicht das Geld für gerade mal noch einen gewichtigen Transfer: einen Ersatz für Varol Tasar, mit dem 13 Tore und 9 Assists zu Servette abgewandert sind. Je nachdem, welche und wie viele Spieler Burki mit dem übrigen Geld verpflichtet, müssen die sportlichen Ziele nach unten korrigiert werden.

Kaderverkleinerung und mehr Eigengewächse

Doch wie kommt es, dass der FCA trotz Budgeterhöhung beim Profikader sparen muss? Vizepräsident Geissberger erklärt: «Netto operieren wir in der kommenden Saison mit einem zehn Prozent höheren Budget. Effektiv stehen für das Kader jedoch nicht mehr Mittel zur Verfügung. Die Hauptgründe sind die im Vergleich zur vergangenen Saison fehlenden Transfereinnahmen und die gewichtige Zunahme der Versicherungskosten.»

Hintergrund: Weil der FCA in den vergangenen Jahren viele Langzeitverletzte hatte, erhöhte die Unfallversicherung die Prämien. Ebenfalls ins Gewicht fallen die Löhne von Spielern, die einen Grossteil der vergangenen Saison verletzt verpassten und in dieser Phase von der Versicherung bezahlt wurden.

Gemäss Geissberger gibt es weitere Gründe, warum sich der FCA auf dem Transfermarkt zurückhält: «Es ist intern abgemacht, dass wir die Anzahl Kaderspieler von 28 auf 24 reduzieren. Zudem investieren wir jedes Jahr eine halbe Million in den Nachwuchsbereich, da wollen wir in Zukunft vermehrt die Früchte ernten, statt extern junge Spieler zu holen. Einige unserer Talente haben das Potenzial für regelmässige Einsätze. Und drittens hat sich bei einigen Spielern wegen Optionen in ihren Verträgen der Lohn erhöht.»

Einer davon ist Markus Neumayr, der im Frühling gemessen an seinem Renommee zu einem Schnäppchenpreis spielte und der nach der Vertragsverlängerung in die Liga der FCA-Topverdiener aufgestiegen ist.