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Holt das Parlament eine olympische Medaille?

Von jeher haben Menschen mit starker Vorstellungskraft etwas bewegt. Dank ihnen kamen die Eisenbahn und das Eidgenössische Schwingfest nach Olten. Einer dieser Visionäre ist Charly Buser, Erfinder des Schweizer Super-Zehnkampfs und ehemaliger EHCO-Geschäftsführer. Zusammen mit Massimo Hauswirth, Adolf Becher, Dieter Bosshard und Heinz Zysset präsentierte er 1985 die Idee «Olympische Sommerspiele 2000» in Olten.

Unser Städtchen als Zentrum der fünf Ringe! Bestehende Sportstätten zwischen Luzern und Basel, zwischen Magglingen und Zürich sollten genutzt werden. Die fünf klugen Köpfe waren ihrer Zeit weit voraus. Denn schon damals, als die Olympischen Spiele noch nicht so gross und teuer waren wie heute, mahnten sie zur Bescheidenheit. Die Geschichte gibt ihnen recht: Nicht mehr gebrauchte Olympiabauten stehen vielerorts ungenutzt als Gigantismus-Mahnmale in der Landschaft.

An Spiele im Grünen gedacht

Diese fünf Macher dachten an Spiele im Grünen, auf einer naturbelassenen und bescheidenen Bühne für die weltbesten Sportlerinnen und Sportler. Nie in der Neuzeit wäre dem olympischen Gedanken besser nachgelebt worden. Das Stadion Kleinholz sollte aus- und wieder zurückgebaut werden. Das Herzstück wäre das olympische Dorf im Gheid gewesen.

Die Wohnelemente im Baukastensystem hätten nach den Spielen andernorts sinnvoll genutzt werden können. Die Initianten standen mit Hilfswerken in Kontakt. Stellen Sie sich die weltweit positiven Schlagzeilen vor: «Olten verschenkt olympisches Dorf für Flüchtlingsunterkünfte». Olten wäre als Ort der Vernunft und der Menschlichkeit wahrgenommen worden.

Nach zwei Jahren Planung mit eigenem Geld und Enthusiasmus wollten die Initianten Verbände und Geldgeber für ihre Idee begeistern. Doch diesen fehlte der Glaube. Vom olympischen Traum sind Souvenirartikel mit der Kuh im Handstand geblieben.

Macher oder Zauderer? Das ist die Frage

Gestern diskutierte das Gemeindeparlament übers Budget. Olten will in den nächsten Jahren kräftig investieren: Bahnhofplatz, Kunstmuseum, Schulhaus Kleinholz, Sanierung öffentlicher Gebäude wie Stadttheater und so weiter und so fort. Allein 2022 sind Investitionen in der Höhe von 19,431 Millionen Franken geplant. Die Finanzkommission beantragte vergangene Woche den Verzicht auf Steuererhöhungen. Man wird sehen, ob es auch ohne geht. Es wäre aber jammerschade, könnten die zweckmässigen, attraktiven, kulturellen und generationenübergreifenden Projekte nicht realisiert werden. In dreissig Jahren werden nämlich andere wertend zurückschauen: Macher oder Zauderer, diese Frage stellt sich heute.

Natürlich lassen sich städtische Investitionen nicht mit der Idee von Olympischen Spielen vergleichen. Aber der Grundgedanke ist ähnlich: Olten vorwärtsbringen. Olten attraktiv machen. Olten in die Zukunft führen.

Es hiess Bondi Beach statt Badiwiese

Am 23. September 1993 erhielt Sydney den Zuschlag für die Olympischen Spiele 2000. Opera House statt Stadttheater, Harbour Bridge statt Alte Brücke, Bondi Beach statt Badiwiese.

Etwas kann uns aber niemand mehr nehmen: den Wurstsalat. Er wurde im Bahnhofbuffet erfunden. So steht es im Standardwerk «Das kulinarische Erbe der Schweiz» des Exil-Oltners Paul Imhof. Die Gründermütter und -väter zahlreicher Verbände mussten damals sättigend und günstig verköstigt werden. So kam der Wurstsalat auf den Teller, mit fünf Zwiebelringen. Das verdient mindestens eine olympische Medaille.